Wirtschaft

Profitabilität statt Kontrollen EU will Bank-Interessen mehr berücksichtigen

Banker in Frankfurt fordern "wieder Respekt" für ihre Tätigkeit.

Banker in Frankfurt fordern "wieder Respekt" für ihre Tätigkeit.

(Foto: imago/Westend61)

Im Zuge der Finanzkrise seien genug Regeln für Banken erlassen worden, findet der zuständige EU-Kommissar. Er setzt lieber "Impulse für Wachstum". Bankenvertreter stimmen begeistert ein. Nur die Bundesregierung mag keine Überregulierung der Branche erkennen.

Die Politik macht der Finanzbranche Hoffnung auf ein Ende der Regulierungswelle. In den vergangenen fünf Jahren seien viele neue Regeln eingeführt worden, um in der Finanzkrise offensichtlich gewordene Mängel zu beheben, sagte EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill bei einer Bankenkonferenz in Frankfurt. Künftig werde es stärker darum gehen, die Umsetzung beschlossener Maßnahmen zu überwachen und Impulse für Wirtschaftswachstum zu setzen.

"Bei neuen Regulierungsvorhaben werden wir genau darauf schauen, ob sie verhältnismäßig sind und was sie für Wachstum und Arbeitsplätze bedeuten", kündigte Hill an. Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret lobt, dass nun verstärkt über die Angemessenheit der Regulierung diskutiert wird. "Das ist eine absolute faire Frage."

Bei der Diskussion über die Kontrolle von Banken dürfe man auch deren Profitabilität nicht auch den Augen lassen, forderte Bundesbank-Vorstand Dombret. Die Eigenkapitalrenditen der deutschen Institute seien im internationalen Vergleich zu niedrig und müssten gesteigert werden, sagte Dombret. "Das ist eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Wirtschaftsleben." Nur nachhaltig profitable Banken könnten Kredite an Privatpersonen und Unternehmen vergeben.

Banker fordern "wieder Respekt"

"Die europäischen Banken sind in einer deutlich besseren Verfassung als während der Finanzkrise", erklärte Deutsche-Bank -Chef Anshu Jain. Die Kapitalpolster mancher Institute seien zwar noch etwas dünn, dennoch müsse irgendwann Schluss sein mit Schrumpfen der Geldhäuser. Die Wirtschaft sei schließlich auf Finanzierungen angewiesen, wenn sie wachsen wolle, erklärten Jain und Paul Achleitner, der Aufsichtsratschef von Deutschlands größtem Geldhaus.

Parallel müssten die Banker weiter an ihrem Image arbeiten, betonte Achleitner. "Wir müssen dafür sorgen, dass Banken und die Leute, die hier arbeiten, wieder Respekt dafür bekommen, dass sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten."

Die Bundesregierung scheint diese Frage allerdings noch nicht als die dringend zu betrachten. Er begrüße es, wenn die Zahl der Vertreter sinke, die Finanzprodukte an den Mann bringen wollen, beispielsweise Versicherungen, sagte Gerd Billen, der Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. "Wir haben in Deutschland vermutlich zu viele Menschen, die versuchen, vom Verkauf von Finanzprodukten an den Verbraucher zu leben", sagte Billen. "Wir brauchen eine Marktbereinigung."

Regulierung sei oft die Folge davon, dass es nicht gelungen sei, schwarze Schafe frühzeitig vom Markt zu nehmen, erklärte Billen. "Der Gesetzgeber kann dann immer nur Regeln für alle machen. Das ist das Dilemma". Trotz aller Klagen über die Kosten der Regulierung gehe es der deutschen Finanzbranche aber offensichtlich noch relativ gut, sagte Billen. "Wenn ich sehe, dass viele Einrichtungen samstags geschlossen haben, dann denke ich mir: So schlimm kann es nicht sein."

Quelle: ntv.de, mbo/rts

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