"Spannungen und Stress" EZB sorgt sich um Stabilität - Märkte reagieren auf Trump
20.11.2024, 16:14 Uhr Artikel anhören
Für die EZB sind die Immobilienmärkte immer noch ein Sorgenfaktor.
(Foto: picture alliance / greatif)
Das Wachstum ist schwach und die Absichten des kommenden US-Präsidenten Trump sind besorgniserregend. Europas Währungshüter blicken mit Sorge auf seine Ankündigungen zu Zöllen und Steuersenkungen. Unter anderem könnten Staatshaushalte unter Druck geraten. Am Anleihemarkt gibt es Bewegung.
Die EZB sorgt sich angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums und zunehmender Konflikte im Welthandel um die Finanzstabilität im Euroraum. "Neben geopolitischen und politischen Risiken nehmen die Spannungen im Welthandel zu, was das Risiko für Extremereignisse erhöht", erklärte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos im halbjährigen Finanzstabilitätsbericht der Euro-Notenbank. Das trübe die Aussichten für die Finanzstabilität ein.
Volkswirte blicken derzeit mit Sorge auf die Machtübernahme im Weißen Haus von Donald Trump. Der Republikaner hat wiederholt höhere Zölle angekündigt und dürfte die USA weiter abschotten. Die in Aussicht gestellten Zölle und eine Zunahme von Handelskonflikten in der Folge dürften die Wirtschaft im Euroraum schwer treffen. "Man muss berücksichtigen, dass die Gegenseite Vergeltung üben wird", sagte De Guindos unter Bezug auf die Zölle. Man könne so in einen Teufelskreis geraten, der am Ende zu einem Handelskrieg führe. "Das wäre schlecht für Wachstum und Inflation und für die Asset-Bewertungen."
Die Finanzmärkte haben sich nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zwar bislang als widerstandsfähig erwiesen. Schwankungen an den Börsen hätten aber wieder zugenommen. Hohe Börsenkurse und eine Konzentration von Risiken - vor allem an den Aktienmärkten - machten Finanzmärkte anfälliger für plötzliche Kurskorrekturen.
Gewerbeimmobilien-Markt unter Druck
Zudem erhöhten schwache Staatshaushalte in manchen Ländern und das schleppende Wachstum das Risiko, dass an den Finanzmärkten wieder Sorgen um die Schuldentragfähigkeit aufkommen, hieß es. Sorge bereitet der EZB hier vor allem Trumps Absicht, die Steuern zu senken. "Wenn die Renditen lang laufender Anleihen zu steigen beginnen, dann können Sie sicher sein, dass das auch zu Anstiegen in anderen Finanzmärkten führen wird. Das könnte viele Spannungen und Stress auslösen", sagte De Guindos. Die Anleihemärkte konzentrierten sich immer mehr auf die Entwicklung der Fiskalpolitik, man merke das bereits jetzt an der Reaktion der Renditen.
Darüber hinaus belasteten hohe Kreditkosten und trübe Wachstumsaussichten weiter die Unternehmen. Insgesamt seien die Kreditrisiken aber bislang nur graduell gestiegen. Kleine und mittelgroße Firmen sowie ärmere Haushalte könnten jedoch unter Druck geraten, falls sich das Wirtschaftswachstum mehr abschwächen sollte als erwartet.
Die Immobilienmärkte sind immer noch ein Sorgenfaktor für die EZB. Während sich die Preise für Wohnimmobilien stabilisierten, bleibe der Gewerbeimmobilien-Markt angesichts des E-Commerce und der Home-Office-Arbeit weiter unter Druck, erklärte die Notenbank. Laut den Währungshütern besteht das Risiko, dass die Verluste bei Gewerbeimmobilien-Engagements noch weiter zunehmen. Für einzelne Banken und Investmentfonds könnten diese erheblich ausfallen. Die EZB wies allerdings auch auf eine hohe Profitabilität der Banken hin sowie auf deren starke Kapital- und Liquiditätspuffer.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ