Energiepreise ziehen an Euro-Inflation steigt überraschend deutlich
31.05.2018, 11:37 Uhr
Die Energiepreise zogen auf Jahressicht deutlich an.
(Foto: picture alliance / Christophe Ga)
Die höheren Energiepreise haben die Inflation in Europas gemeinsamem Währungsraum angeheizt. Plötzlich ist sie sehr nah am Zielbereich der EZB. Was machen die Zentralbanker nun?
Die Inflation im Euroraum hat sich wegen gestiegener Energiepreise deutlich stärker erhöht als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai um 1,9 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Das ist der höchste Stand seit April 2017. Im Vormonat hatte die Jahresinflationsrate bei 1,2 Prozent gelegen. Volkswirte hatten im Mai im Schnitt eine Rate von 1,6 Prozent erwartet.
Die aktuelle Inflation befindet sich im Zielbereich der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie strebt auf mittlere Sicht eine Teuerung von knapp zwei Prozent an. Die Politik der Notenbank dürfte so aber noch schwieriger werden.
Getrieben wurde der Anstieg der Verbraucherpreise vor allem von höheren Energiepreisen. Sie kletterten um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugelegt hat die Inflation auch, wenn schwankungsanfällige Komponenten wie Energie, Lebens- und Genussmittel ausgeklammert werden. Die sogenannte Kerninflationsrate stieg von 0,7 Prozent im Vormonat auf 1,1 Prozent im Mai.
Wann beginnt der Ausstieg?
Laut EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger ist die Zeit langsam reif, um die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe der Notenbank zu beenden. Hierzulande ist die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent mittlerweile sogar über das EZB-Ziel hinausgeschossen: "Von der Inflationsseite gibt es klare Unterstützung für die EZB, noch in diesem Jahr aus ihrem Wertpapier-Kaufprogramm auszusteigen", so Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.
Die EZB gibt den Banken seit Jahren Geld zum Nulltarif und kauft zugleich im großen Stil Staatsanleihen zu, um die Wirtschaft anzukurbeln und das Preisniveau anzuheben. Die Geschäfte sind auf 2,55 Billionen Euro angelegt und sollen noch bis mindestens Ende September laufen. An den Märkten wird damit gerechnet, dass die EZB das Zukaufprogramm Ende des Jahres auslaufen lassen wird. Die Frage ist nur, wann sie die Weichen dafür stellt.
Das jüngste Gezerre um die Regierungsbildung in Italien und die damit verbundenen Turbulenzen an den Devisen- und Finanzmärkten dürften die Währungshüter um den italienischen EZB-Chef Mario Draghi vorsichtig agieren lassen. Sie sehen Insidern zufolge aktuell zwar keinen Grund, wegen der politischen Wirren in Italien an den Finanzmärkten zu intervenieren. Doch wegen der mit der instabilen politischen Lage in dem EU-Kernland verbundenen Unsicherheit könnte es durchaus noch bis zur Sitzung der Währungshüter am 26. Juli dauern, bis sich die EZB zum Abschmelzen ihres Kaufprogramms durchringen kann.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts