Lohnlücke wird langsam kleiner Frauen verdienen viel weniger als Männer
08.12.2020, 10:32 Uhr
Für Gesamtdeutschland zeigt sich laut Bundesamt ein langsamer, aber stetiger Rückgang der Lohnlücke.
(Foto: picture alliance / dpa)
Frauen in Deutschland haben 2019 im Schnitt 19 Prozent weniger verdient als Männer. Damit ist der Unterschied - der unbereinigte Gender-Pay-Gap - zwar um einen Prozentpunkt geringer als im Vorjahr. Doch er liegt immer noch deutlich über dem EU-Durchschnitt.
Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland ist etwas kleiner geworden, bleibt aber weiter deutlich über dem EU-Durchschnitt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, verdienten Frauen im Jahr 2019 durchschnittlich 19 Prozent weniger als Männer. Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen - der sogenannte unbereinigte Gender-Pay-Gap - war damit um einen Prozentpunkt geringer als 2018 und fiel erstmals unter 20 Prozent.
Der Gender Pay Gap ist die Differenz der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste. Unbereinigt vergleicht er allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Ein großer Teil des Verdienstunterschieds ist hierbei darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen.
Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender-Pay-Gap wird alle vier Jahre erhoben. 2018 verharrte er wie bereits 2014 bei sechs Prozent; im Jahr 2010 hatte der Unterschied sieben Prozent betragen und 2006 acht Prozent.
Nur Estland schneidet noch schlechter ab
Im europäischen Vergleich für den unbereinigten Gender Pay Gap liegen nach Angaben des Bundesamtes erst für das Jahr 2018 endgültige Ergebnisse vor. Mit 20 Prozent lag die Lücke in Deutschland demnach deutlich über dem Durchschnitt der Europäischen Union von 15 Prozent.
Von den 28 EU-Staaten im Jahr 2018 wies nur Estland mit 22 Prozent einen noch höheren geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied auf. Auf ähnlichem Niveau wie Deutschland lagen Österreich, Tschechien, Großbritannien, die Slowakei und Lettland. Die Staaten mit den EU-weit geringsten geschlechtsspezifischen Unterschieden im Bruttostundenverdienst waren Luxemburg (ein Prozent), Rumänien (zwei Prozent) sowie Italien (vier Prozent).
Innerhalb Deutschlands gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede: In Ostdeutschland fällt der unbereinigte Gender-Pay-Gap weiter deutlich geringer aus als in Westdeutschland. Dabei sank der Verdienstunterschied den Statistikern zufolge 2019 im Westen um einen Prozentpunkt auf 20 Prozent, während er im Osten mit sieben Prozent unverändert blieb - insgesamt ergibt sich daraus der unbereinigte Gender-Pay-Gap von 19 Prozent.
Über einen längeren Zeitraum betrachtet, zeigt sich für Gesamtdeutschland laut Bundesamt ein langsamer, aber stetiger Rückgang der Lohnlücke. So habe diese 2014 mit 22 Prozent um drei Prozentpunkte höher gelegen als 2019.
Quelle: ntv.de, lri/AFP