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Verband beklagt schwierige Lage Gastgewerbe hebt Preise an und nimmt mehr an

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Die Einnahmen der Branche legten bereinigt um 2,6 Prozent zu.

Die Einnahmen der Branche legten bereinigt um 2,6 Prozent zu.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das deutsche Gastgewerbe hat seine Preise in den vergangenen vier Jahren um ein Fünftel erhöht. Auch 2023 war der Aufschlag höher als die Jahresinflation. Der Branchenverband sieht die Betriebe dennoch in angespannter Lage. Denn die Umsätze liegen weiter unter dem Niveau vor der Corona-Krise.

Hotels, Restaurants und Caterer haben im vergangenen Jahr trotz des konjunkturellen Gegenwinds und dank deutlicher Preiserhöhungen mehr eingenommen. Das deutsche Gastgewerbe hatte 9,6 Prozent mehr in der Kasse als 2022, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Inflationsbereinigt (real) schrumpfte das Plus aber auf 2,6 Prozent. Im Gesamtjahr lag die Teuerungsrate der Branche bei 8,1 Prozent und damit über der allgemeinen Inflation von durchschnittlich 5,9 Prozent im vergangenen Jahr.

"Die Lage im Gastgewerbe ist und bleibt extrem angespannt", sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). "Bei weiterhin steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel wird es für viele schwierig, erfolgreich zu wirtschaften."

Die Betriebe leiden seit Anfang dieses Jahres unter dem Auslaufen von Steuererleichterungen und haben deshalb in großer Mehrheit ihre Preise weiter erhöht. "Zum Start in das neue Jahr überwiegt die Skepsis in der Branche", sagte Hartges. Diese hat im vorigen Jahr noch nicht wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht: Der reale Gastgewerbeumsatz fiel laut Statistikamt um 9,9 Prozent niedriger aus, wohingegen die nominalen Erlöse um 9,8 Prozent kletterten. Dies signalisiert, dass die Preise in der Branche in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent gestiegen sind.

Jeder dritte Betrieb erwartet Verluste

"Die insgesamt positive Bilanz im Vorjahresvergleich lässt sich durch die besonders hohen realen Zuwächse zu Jahresbeginn erklären", betonten die Statistiker. Hier gab es im ersten Quartal 2023 ein Plus von 15,9 Prozent im Vergleich zu dem noch stark von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum. Danach schwächte sich die Entwicklung ab. "Ursächlich hierfür dürfte unter anderem das deutlich gestiegene Preisniveau im Gastgewerbe sein, zu dem unter anderem die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Personal und Energie beigetragen haben", erklärten die Statistiker.

Ende Dezember lief die infolge der Corona-Krise und steigender Energiepreise wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine gesenkte Mehrwertsteuer auf Speisen aus. Seither werden wieder 19 statt 7 Prozent fällig. Drei Viertel der Gastronomen haben deshalb ihre Preise bereits heraufgesetzt, wie aus einer Dehoga-Umfrage hervorgeht. Elf Prozent der Gastronomen wollen noch im Laufe des ersten Quartals nachziehen, 6,2 Prozent im Verlauf des Jahres. Ein Drittel rechnen in diesem Jahr mit einem Abrutschen in die Verlustzone.

IFO: "Erwartungen sind abgestürzt"

Hartges appellierte erneut an die Politik, für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und Essen einheitlich mit sieben Prozent zu besteuern. "Die Ungleichbehandlung unserer Restaurants und Cafés gegenüber Lieferdiensten und Essen To Go muss beseitigt werden."

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Jüngst zeigte auch eine Umfrage des IFO-Instituts, wie trübe die Aussichten der Branche sind. In der Gastronomie habe sich die Geschäftslage im Dezember verbessert, erklärte IFO-Präsident Clemens Fuest. "Die Erwartungen sind jedoch abgestürzt."

Die Inflation durch steigende Kosten hat nicht nur die Betriebe belastet, sondern auch die Kaufkraft der Kunden in Hotels, Restaurants und Cafés gedämpft. So sank der private Konsum 2023 um 0,8 Prozent und damit erstmals seit dem Corona-Jahr 2020. Alleinlebende mit niedrigen Einkommen waren am stärksten durch die Teuerung belastet, wie aus der monatlichen Analyse des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts hervorgeht. Die Inflationsrate für diesen Haushaltstyp betrug im Jahresschnitt 6,3 Prozent. Singles mit sehr hohen Einkommen hatten mit 5,3 Prozent unter allen Haushalten die niedrigste Teuerungsrate.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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