Wirtschaft

Kursverluste von 80 und 30 Prozent Grohe-Tochter ist pleite

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(Foto: picture alliance / dpa)

Im April liegt der Joyou-Aktienkurs noch bei mehr als 16 Euro. Heute sind es noch knapp 35 Cent. Aktionären droht nun ein Totalverlust. Analysten sprechen von "kriminellem Betrug".

Vor einem Monat schien die Welt für die Anteilseigner der Grohe-Tochter Joyou noch in Ordnung. Die Aktie des chinesischen Herstellers für Bad- und Duscharmaturen und Küchenprodukten notierte am 21. April auf dem Jahreshoch von 17,46 Euro. Der große Absturz folgte am 27. April, die Aktie brach von 16,54 Euro auf nur noch 5,54 Euro ein. Damals kündigte das Unternehmen eine Sonderuntersuchung an. Diese sollte die Frage klären, ob die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage in der Vergangenheit zutreffend dargestellt wurde. Am Donnerstag war die Koyou-Aktie dann um fast 86 Prozent auf nur noch 0,54 Euro eingebrochen. Am Freitag lag der Kurs im Tagestief bei 0,267 Euro nochmals 50 Prozent tiefer. Am Ende stand noch ein Minus von rund 30 Prozent bei 0,37 Euro. Der Gesamtmarkt zeigte sich dagegen kaum verändert.

Am Donnerstagabend hatte die an der Frankfurter Börse notierte Firma mitgeteilt, dass man überschuldet ist. Beim Amtsgericht Hamburg sei ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt worden, hieß es. Als Grund wurde eine Abschreibung auf die Beteiligung an einem Hongkonger Unternehmen genannt: Aufgrund der Notwendigkeit der Vollabschreibung auf die Beteiligung an der Hong Kong Zhongyu Sanitary Technology Limited sowie bestehender Garantieverpflichtungen über 300 Millionen US-Dollar liegt eine Überschuldung von Joyou vor.

Der Aufsichtsrat habe zudem Jianshe Cai und Jilin Cai mit sofortiger Wirkung als Mitglieder des Vorstands der Gesellschaft abberufen. Außerdem wurden umfassende rechtliche Schritte gegen die beiden Ex-Vorstände eingeleitet, wie es hieß. Bereits am Mittwoch hatte Joyou mitgeteilt, der Vorstand prüfe einen Insolvenzantrag. Grund sei eine Sonderuntersuchung. Ende April hatte die Firma angekündigt, es solle geprüft werden, ob die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage in der Vergangenheit zutreffend dargestellt worden sei.

Aktionären droht Totalverlust

Für Equinet-Analyst Konrad Lieder liegt krimineller Betrug eher vor als eine kleinere Manipulation der Ertragszahlen. Wegen der Kombination aus unsicheren Eigentumsrechten in China einerseits, in Verbindung mit einer wackeligen rechtlichen Position der Aktionäre der in Deutschland gelisteten Aktiengesellschaft andererseits rechnet der Analyst mit einem Totalverlust für die Aktionäre.

DZ-Bank-Analyst Thomas Maul bestätigte bereits seine Verkaufsempfehlung und verlieh der Aktie allenfalls noch ein symbolisches Kursziel, da er weitere Verluste des Papiers erwartet.

Grohe direkt betroffen

Von dem Kursdebakel ist vor allem der Großaktionär Grohe betroffen, der direkt und indirekt 72,3 Prozent an Joyou hält. Die restlichen 27,7 Prozent der Aktien werden dem Streubesitz zugerechnet. Grohe mit Sitz in Hemer im Sauerland (Nordrhein-Westfalen) hatte den chinesischen Armaturenhersteller vor einigen Jahren übernommen. Die Grohe Gruppe erzielte 2014 einen Umsatz von 1,58 Milliarden Euro und beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ

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