"Deutsche Wirtschaft wächst robust" Ifo-Index steigt auf Sechs-Monats-Hoch
25.05.2016, 10:06 Uhr
(Foto: dpa)
In den deutschen Führungsetagen ist die Stimmung ausgezeichnet: Rund 7000 Manager befragt das Ifo-Institut nach ihrer Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Das Ergebnis: Vor allem für die Zukunft erwarten die Unternehmen gute Geschäfte.
Die deutsche Wirtschaft bleibt trotz mauer Weltkonjunktur und Sorgen über einen EU-Abschied Großbritanniens im Aufwind. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Mai überraschend kräftig von 106,7 auf 107,7 Punkte, wie das Münchner Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Das ist der beste Wert seit Dezember 2015.
Seit 1972 veröffentlicht das Institut für Wirtschaftsförderung (ifo) der Universität München diesen Indikator für die Konjunkturentwicklung in Deutschland. Dazu verschickt das Institut jeden Monat Fragebögen mit 20 Fragen an die deutschen Unternehmen. Darin wird etwa die gegenwärtige Geschäftslage, die Erwartungen an das kommende halbe Jahr und die Nachfragesituation abgefragt.
Monatlich erhält das ifo dann rund 7000 Antworten aus der deutschen Wirtschaft, aus denen - unter Berücksichtigung des Branchengewichts (die Automobilindustrie hat in Deutschland etwa mehr Gewicht als die Textilindustrie) - der Geschäftsklimaindex errechnet wird. Bei der Interpretation bietet der ifo-Geschäftsklimaindex Vorteile, da er öfter erhoben wird, als andere Daten, wie etwa das BIP. Als nachteilig wird seine geringere Zuverlässigkeit angesehen.
Analysten hatten nur mit einem Mini-Zuwachs auf 106,8 Zähler gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft wächst robust", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Führungskräfte beurteilten die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate optimistischer, ebenso ihre derzeitige Lage.
Die Stimmung verbesserte sich in vier wichtigen Bereichen: In der Industrie, in der Baubranche sowie im Groß- und Einzelhandel. "Die Bauwirtschaft erreicht sogar ein Rekordniveau", sagte Fuest. Lediglich die Dienstleister meldeten einen Rückgang.
"Pünktlich zum Mai blüht auch die Stimmung in den Unternehmen auf", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. "Von Brexit-Ängsten kann jedenfalls keine Rede sein", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Das deutsche Unternehmerlager sieht der bevorstehenden Volksabstimmung in Großbritannien gelassen entgegen." In rund vier Wochen wird dort über den Verbleib in der Europäischen Union abgestimmt. Ein Abschied würde auch die deutsche Wirtschaft treffen, ist doch Großbritannien nach den USA und Frankreich der drittwichtigste Absatzmarkt für die Exporteure - noch weit vor China.
Die deutsche Wirtschaft war von Januar bis März mit 0,7 Prozent so kräftig gewachsen wie seit zwei Jahren nicht mehr - vor allem wegen höherer Investitionen und Konsumausgaben. "Im zweiten Quartal dürfte sich die Chance erhöht haben, dass es nur zu einer leicht verringerten Wachstumsrate kommt", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf zum Ifo-Anstieg. Die Bundesregierung geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr mit 1,7 Prozent genauso schnell wächst wie 2015.
Quelle: ntv.de, bdk/rts/DJ