Wirtschaft

Merkel eröffnet 68. Hannover Messe Indien sucht Schulterschluss mit Deutschland

Indiens Premier Modi mit Bundeskanzlerin Merkel bei der Eröffnung der Hannover Messe.

Indiens Premier Modi mit Bundeskanzlerin Merkel bei der Eröffnung der Hannover Messe.

(Foto: dpa)

Die Hannover Messe ist die weltweit größte und wichtigste Industrie-Ausstellung. Zum Auftakt mahnt Kanzlerin Merkel mehr Tempo beim digitalen Wandel an. Dabei sieht sie nicht nur Deutschland und das diesjährige Partnerland Indien, sondern auch die EU in der Pflicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Eröffnung der Hannover Messe Deutschlands Nachholbedarf bei der Digitalisierung angemahnt. "Wir müssen in Europa einfach einen Zahn zulegen, genauso wie wir auch in Deutschland einen Zahn zulegen müssen", sagte die CDU-Politikerin zur Eröffnung der weltgrößten Industrieschau. "Wir müssen uns jeden Tag ändern", forderte Merkel mit Blick auf das Zukunftsthema vernetzte Produktion und deren Baustellen, darunter eine leistungsfähige digitale Infrastruktur oder eine Allianz aus Verbänden, Wirtschaft und Forschung.

Die Hannover Messe beleuchtet in ihrer 68. Auflage die industrielle Produktion der Zukunft. Dabei gelten smarte Anlagen und intelligente Maschinenparks als die vierte industrielle Revolution nach Dampfmaschine, Massenproduktion und Automation ("Industrie 4.0"). Mit Blick auf das Partnerland Indien, für das Deutschland der wichtigste Handelspartner in der EU ist, signalisierte sie Interesse an einer Vertiefung der Beziehungen.

"Wir freuen uns, dass Ihre Wirtschaft auf Reformkurs ist", sagte sie an die Adresse von Indiens Premierminister Narendra Modi. Der warb in Hannover um westliche Investitionen - der Subkontinent ist in diesem Jahr mit rund 400 Ausstellern Partnerland der weltgrößten Industriemesse mit insgesamt gut 6500 Ausstellern aus rund 70 Ländern.

"Tritt dem Netzwerk bei"

Die 68. Hannover Messe steht im Zeichen der "Industrie 4.0".

Die 68. Hannover Messe steht im Zeichen der "Industrie 4.0".

(Foto: picture alliance / dpa)

"Deutschland hat mehr gemacht als jedes andere westliche Land, um Indiens Welt der Wirtschaft zu erschließen", sagte Modi und bot der deutschen Industrie eine Partnerschaft beim Aufbau eines neuen Indiens an. Es gebe enorme Chancen - Priorität habe der Aufbau einer Erste-Welt-Infrastruktur. Modi versprach die Schaffung eines investorfreundlichen Umfelds und betonte: "Indien steht bereit, um die ganze Welt mit offenen Armen zu empfangen."

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil gab zu bedenken, dass der Innovationssprung der "Industrie 4.0" Herausforderungen bringe für das lebenslange Lernen und die Mitarbeiterqualifizierung in der Branche. Unter dem Motto "Integrated Industry - Join the Network" (etwa: Vernetzte Industrie - Tritt dem Netzwerk bei) bietet die Messe einen Blick auf die industrielle Produktion der Zukunft. Die Industrie steht in Deutschland für fast ein Viertel der gesamten Wirtschaftskraft des Landes.

Weniger Exportkontrollen

"Deutschland ist der Akteur bei der Industrie 4.0", sagte der Präsident des Maschinen- und Anlagenbauerverbandes VDMA, Reinhold Festge, und bekräftigte das Ziel Weltmarktführerschaft. Das Potenzial der vernetzten Industrie für den Produktionsausstoß und die Ressourcen liege "bei 18 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre". Festge betonte: "Deutschland geht auf Kurs 4.0, um auch morgen führende Industrienation zu sein." Der digitale Wandel werde die Welt der Produktion nachhaltig verändern. Deutschland sei heute in 16 Sektoren des Maschinenbaus Weltmarktführer, in vier weiteren die Nummer zwei.

Auch Festge sprach sich für eine stärkere Kooperation mit Indien aus, mahnte aber zugleich eine weniger rigide Exportkontrollpolitik für Indien an. Die systemübergreifende Kompetenz über Branchen und Disziplinen hinweg sei das Markenzeichen der deutschen Industrie, das es nun zu digitalisieren gelte, sagte Festge: "Es liegt an den Unternehmen, Verbänden, Gewerkschaften und der Politik, diese hervorragenden Voraussetzungen zu nutzen. Die Weiterentwicklung der Plattform Industrie 4.0 ist eine Ansage an die Wettbewerber, aber auch eine Anforderung an uns."

Die Arbeitswelt 4.0 brauche noch mehr qualifizierte und gut ausgebildete Mitarbeiter. Ein weiterer Schlüsselpunkt seien die Themen leistungsfähige Datenautobahnen und die Datensicherheit. Dabei sehe die Industrie die Politik besonders in der Pflicht.

Quelle: ntv.de, cri/dpa/rts

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