Ferienjobber gegen Auftragsspitzen Industrie sucht schnelle Helfer
15.04.2012, 15:45 Uhr
Frischer Wind fürs Betriebsklima: Aushilfskräfte verändern die Arbeitsatmosphäre.
(Foto: picture alliance / dpa)
Da sind sie, die Probleme des Aufschwungs: Die gute Auftragslage löst in vielen deutschen Unternehmen Angst vor personellen Engpässen aus. Mit Blick auf die anstehenden Ferienzeiten beginnen Großkonzerne damit, den Markt für Aushilfskräfte leerzusaugen.
Die starke Nachfrage aus dem In- und Ausland schickt immer mehr deutsche Unternehmen auf die Suche nach Aushilfskräften: Einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa zufolge sind Ferienjobber wie zum Beispiel Schüler und Studenten wieder heiß begehrt. Viele Unternehmen brauchen in den Werksferien Aushilfen, die kurzfristig zur Verfügung stehen, sich schnell einlernen lassen und nur für kurze Zeit bleiben wollen.
Es gebe einen allgemeinen Trend zu mehr Ferienjobs, bestätigt Paul Ebsen, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. "Gerade in der Zuliefer- und Fertigungsindustrie und im Gesundheitswesen sind Schüler und Studenten eine Entlastung für die wenigen Fachkräfte." Grund für die vielen Ferienjobs sei "wohl die positive konjunkturelle Entwicklung", sagt Ebsen. Unternehmen griffen vor allem auf Schüler und Studenten zurück, weil sie mit Ihnen flexibel und kurzfristig Spitzen in der Produktion ausgleichen könnten.
Allein der Stuttgarter Autokonzern Daimler sucht derzeit mehr als 4300 Ferienbeschäftigte in den Werken für Personenwagen und etwa 2150 für die Lastwagenproduktion. "Die ersten Arbeitskräfte starteten bereits Ende März, die Hochphase wird in den Sommermonaten zwischen Juli und September sein", teilte das Unternehmen mit.
Hoffnung auf Nachwuchs
Der größte europäische Autobauer VW will in den Werksferien zunächst vor allem Beschäftigte aus der Stammbelegschaft einsetzen, die auf freiwilliger Basis mehr arbeiten wollen. Um die Produktion hochzuhalten, könnten eventuell aber auch zusätzliche Aushilfen rekrutiert werden, sagte ein Konzernsprecher. "Die Entscheidung, ob und wie viele Ferienbeschäftigte benötigt werden, fällt zu einem späteren Zeitpunkt." In diesem Fall würden es jedoch voraussichtlich weniger sein als im Vorjahr. 2011 waren bei VW in Wolfsburg mehr als 2000 Personen als Ferienbeschäftigte eingesetzt.
Der Autozulieferer Bosch rechnet mit einem Bedarf von rund 4500 Ferienarbeitern in Deutschland, wie ein Sprecher sagte. Das seien in etwa so viele wie im Vorjahr. Der als "Schraubenkönig" bekannte Konzern Würth in Künzelsau bietet an seinem Stammsitz vor allem Aushilfsjobs in der Logistik an. Zwischen 150 bis 200 Leute sollen es dieses Jahr sein, wie Sprecherin Janina Knab berichtete. 2011 seien dort 160 Menschen beschäftigt gewesen.
Der Münchner Lastwagenbauer MAN will an seinem Standort Nürnberg 130 Ferienjobber einstellen, in der Produktion sowie im kaufmännischen Bereich. Neben dem Vorteil, dass mit Ferienjobbern vor allem in der Urlaubszeit Lücken ausgeglichen werden können, sieht Sprecher Stefan Straub den Nutzen auch darin, Nachwuchs anzuwerben.
Gummibärchen bis zum Abwinken
Der Ingolstädter Autobauer Audi stellt zwischen Mai und September wegen der guten Auftragslage Schüler und Studenten in Ingolstadt und Neckarsulm ein. Vier bis acht Wochen können mindestens Volljährige Ferienjobber in der Fahrzeugfertigung arbeiten und dabei ungefähr 2 200 Euro im Monat Taschengeld verdienen - handwerkliches Geschick und die Bereitschaft zur Schichtarbeit vorausgesetzt.
Rund 120 Ferienjobber sucht der Bonner Süßwaren-Produzent Haribo in diesem Jahr. Wie Sprecher Marco Alfter sagte, sollen die Aushilfskräfte von Juni bis August mehrere Wochen am Stück in der Produktion und Logistik aushelfen. Gummibärchen-Verkostung ist dabei nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht: "Dass unsere Mitarbeiter jederzeit Gummibärchen probieren dürfen, gehört für uns zur internen Qualitätskontrolle."
Dagegen bietet der Autobauer Opel schon seit Jahren keine Ferienjobs mehr an. "Die produktionsfreie Zeit während der Werksferien wird für Wartung, Instandhaltung und Umbaumaßnahmen in der Fertigung benötigt", berichtete die Adam Opel AG in Rüsselsheim. Opel leidet aber aktuell auch unter einer herben Absatzflaute, so dass die Mitarbeiter eher ihre Arbeitszeitkonten abbauen können, als dass Ferienjobber gefragt wären.
Quelle: ntv.de, dpa