Wirtschaft

Mächtiger Gegner Inflation fordert Putin heraus

Rubelverfall und Inflation stürzen die russische Wirtschaft in die Krise.

Rubelverfall und Inflation stürzen die russische Wirtschaft in die Krise.

(Foto: AP)

Die Opposition ist für Russlands Präsidenten keine Herausforderung. Anders sieht es mit der wirtschaftlichen Entwicklung aus. Sie könnte für Wladimir Putin ein großes Problem werden.

Gewaltige Zustimmungsraten, die liberale Opposition marginalisiert, die Wirtschaftselite unter Kontrolle, den Sicherheitsapparat hinter sich - Russlands Präsidenten Wladimir Putin scheint derzeit nichts zu gefährden. Das könnte sich allerdings als ein Irrtum erweisen. Es gibt Kräfte, die für Putin eine gewaltige Herausforderung darstellen – die stärksten heißen niedriger Ölpreis und hohe Inflation.

Wegen des massiv gesunkenen Ölpreises brechen dem Staat Milliarden-Einnahmen aus dem Rohstoffexport weg, mit dem das Land den Löwenanteil seiner Ausgaben bestreitet. Russland befindet sich in einer Rezession, die sich nach allen Prognosen noch vertiefen wird. So geht Wirtschaftsminister Alexei Ulyukayev davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um drei Prozent schrumpft, andere Schätzungen gehen darüber hinaus.

Dazu hat das Land mit einer veritablen Bankenkrise zu kämpfen. Die größten Banken des Landes sind vom amerikanischen und vom europäischen Kapitalmarkt ausgeschlossen. Zudem leiden sie auch unter dem Verfall des Rubels. Für die Bankenrettung hat der Staat zuletzt umgerechnet weitere 13,3 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Mehrere Institute haben bereits Finanzspritzen erhalten, darunter die zweitgrößte Bank des Landes, die staatlich kontrollierte VTB.

In der Privatwirtschaft sowie in staatlichen Betrieben klagen russische Arbeitnehmer seit Monaten über massive Lohnkürzungen. Zudem steigt die Arbeitslosigkeit, sie liegt derzeit bei knapp über 5 Prozent.

Das größte Problem für viele Russen ist derzeit allerdings die Inflation, die vom niedrigen Rubel und dem Importstopp für westliche Lebensmittel angeheizt wird. Der russischen Statistikbehörde zufolge lagen die Verbraucherpreise im Januar um 15 Prozent höher als vor einem Jahr. Im Dezember waren die Preise im Jahresvergleich noch um 11,4 Prozent gestiegen. Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Lebensmittelpreise in den kommenden Monaten auf Jahressicht um bis zu 24 Prozent klettern werden.

Da zugleich bei vielen Russen die Einkommen sinken, müssen sie einen immer größeren Teil ihres Geldes für Lebensmittel aufwenden. Das bekommen die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten besonders zu spüren, besonders da Preise für Grundnahrungsmittel überdurchschnittlich stark steigen. Von Dezember bis Anfang Februar sind Zwiebeln fast 30 Prozent und Kohl 46 Prozent teurer geworden.

Inwiefern spielt das für Putin eine Rolle? Einer im vergangenen Juni vom als unabhängig geltenden Lewada-Zentrum veröffentlichten Umfrage zufolge gehörte die Preissteigerung für mehr als 70 Prozent der Russen zu den größten Sorgen. Das waren 30 Prozentpunkte mehr als die nächstgenannten Probleme wie Armut und zunehmende ökonomische Ungleichheit. Seitdem hat sich die Inflation in Russland kräftig beschleunigt.

Das heißt nicht, dass Wladimir Putin in Kürze von verzweifelten Rentnern aus dem Kreml gejagt wird. Doch die Unzufriedenheit mit Putin und seiner Regierung wird wachsen – und das dürfte dem Präsidenten trotz gegenwärtig hoher Popularitätswerte zu denken geben. Denn die wirtschaftlichen Probleme könnten eine Dynamik entwickeln, die selbst Putin in Schwierigkeiten bringt.

Quelle: ntv.de

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