Inflation drückt auf Stimmung Konsumklima in Deutschland "so trüb wie noch nie"
28.06.2022, 08:42 UhrDie erhöhten Lebenshaltungskosten drücken in Deutschland arg auf die Stimmung der Verbraucher: Das Konsumklima ist so schlecht wie noch nie seit Erhebung entsprechender Daten. Um die Stimmung nachhaltig zu heben, muss der Krieg beendet und die Inflation zurückgeführt werden.
Das Konsumklima in Deutschland ist wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs auf ein Rekordtief gefallen. Das Konsumforschungsunternehmen GfK ermittelte für Juli ein im Vergleich zum Vormonat um mehr als 27 Punkte eingebrochenes Konsumklima. "Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt", erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Vor allem die um knapp acht Prozent erhöhten Lebenshaltungskosten drückten auf die Stimmung, sagte er. Die Kaufkraft schmelze dahin. Die Hoffnung, dass die in der Pandemie angehäuften Ersparnisse in Anschaffungen umgesetzt würden, werde sich vermutlich nicht erfüllen. "Wenn für Energie und Lebensmittel von den privaten Haushalten deutlich mehr gezahlt werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel, vor allem für größere Anschaffungen, zur Verfügung", heißt es in einer Mitteilung der GfK.
Indikatoren sinken deutlich
Dadurch werde die Binnenkonjunktur auch in den kommenden Monaten leiden. Die schwindende Kauflust der Deutschen lässt sich laut GfK so in Zahlen ausdrücken: "Der Indikator (für die Anschaffungsneigung - Anm.) verliert 2,6 Punkte und weist nun -13,7 Punkte auf. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt mit -20,1 Punkten während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 gemessen."
Auch die Einkommenserwartung sank im Juni deutlich, der im Vormonat gemessene Anstieg habe sich somit "als kurze Verschnaufpause" erwiesen. "Der Indikator verliert 9,8 Punkte und sinkt auf -33,5 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit fast 20 Jahren. Im Dezember 2002 wurden -35,5 Punkte gemessen. Im Vorjahresvergleich weist die Einkommensstimmung sogar ein Minus von knapp 68 Punkten aus."
Die Verbraucher sähen nach wie vor ein großes Risiko dafür, dass die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen könnte. Lieferkettenprobleme sowie der Ukraine-Krieg behinderten derzeit die Produktion in Deutschland, heißt es von der GfK. Hinzu komme, dass aufgrund der hohen Inflation der private Konsum als wichtige Stütze für das Wachstum der Wirtschaft auszufallen drohe. Bürkl forderte die Europäische Zentralbank zu einer maßvollen Geldpolitik auf. Die Inflation müsse zurückgeführt werden. Allerdings dürfe auch die Konjunktur nicht durch zu große Zinssprünge abgewürgt werden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa