Steigender CO2-Ausstoß Luftfahrt sucht Umweltschutz
27.09.2016, 11:19 Uhr
Der weltweite Luftverkehr wächst jährlich um etwa fünf Prozent.
(Foto: imago/Jochen Tack)
Flugzeuge gelten durch ihren hohen Abgasausstoß als Klimakiller. Bei einer Konferenz in Montréal diskutieren UN-Vertreter, wie sie das ändern können. Auf dem Tisch liegen Ideen von Emissionshandel bis Elektroantrieb.
Vertreter von 191 Staaten treffen sich im kanadischen Montréal zu einer Versammlung der UN-Luftfahrtorganisation ICAO. Das Thema: umweltschonendes Fliegen. Bis zum 7. Oktober wollen sie diskutieren, wie der Ausstoß von Flugzeugabgasen reduziert werden kann.
Ziel ist ein Mechanismus, nach dem Airlines künftig Lizenzen für den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) vorweisen müssten. Das Emissionshandelssystem soll die Branche motivieren, ihren Abgasausstoß zu reduzieren. Produzieren sie mehr Treibhausgase als sie Rechte besitzen, müssten sie fehlende Emissionsrechte auf dem Markt kaufen und in internationale Klimaprojekte investieren.
Würde das Abkommen weltweit verbindlich, könnten Airlines durch Klimaschutzprojekte eingesparte CO2-Emissionen kaufen und so eigene CO2-Emissionen ausgleichen, die sie nicht reduzieren konnten.
Luftverkehr auf Wachtumskurs
Das Abkommen ist notwendig, weil der CO2-Ausstoß der weltweiten Luftfahrt stetig zunimmt, obwohl die Flugzeuge immer effizienter werden. Der Grund: Das Transportaufkommen im internationalen Luftverkehr wächst kontinuierlich - und zwar jährlich um etwa fünf Prozent.
Der Anteil am gesamten CO2-Ausstoß liegt zurzeit bei etwa zwei Prozent; bis 2050 dürfte er sich nach den Prognosen aber vervierfachen. China und die USA zählen zu den Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß.
Die deutschen Airlines stehen im Vergleich mit der Konkurrenz vergleichsweise gut da. Bis 2015 erzielten sie nach Branchenangaben mit 3,63 Litern Kerosin pro Person und 100 Kilometer eine neue Bestmarke. Seit 2009 haben sie ihren Treibstoffverbrauch pro Passagier im Schnitt um 1,68 Prozent verringert, so der Klimaschutzreport des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Treibstoff der Zukunft
Tüftler in aller Welt forschen deswegen an Alternativen zum bisher üblichen Kerosin, also am Flugzeugtreibstoff der Zukunft. Von 2020 an soll der Weltluftverkehr nach Angaben der Biokraftstoff-Initiative der Deutschen Luftfahrt (Aireg) CO2-neutral wachsen. Dazu beitragen soll der Einsatz regenerativer Treibstoffe, die 2025 in Deutschland zu zehn Prozent beigemischt werden sollen.
Auch mit neuartigen Antrieben wird experimentiert. Der Siemens-Konzern etwa plant die Entwicklung von Regionalfliegern mit Verbrennungs- und Elektroantrieb. Bis 2030 könnten die erste Maschinen mit bis zu 100 Passagieren und rund 1000 Kilometern Reichweite in der Luft sein.
Im Gespräch sind auch Obergrenzen für den CO2-Ausstoß von Flugzeugen. Die ICAO hat mehrere Vorschläge erarbeitet, eine abschließende Entscheidung ist jedoch noch offen.
Umweltschützern geht aber keiner der Vorschläge weit genug. Sie kritisieren unter anderem, dass Flugzeuge, die schon in Betrieb sind, von der Regelung ausgenommen sein sollen. Heutige Modelle von Airbus oder Boeing mit sparsamen Triebwerken liegen nach Branchenangaben bereits innerhalb der geplanten Emissionsgrenzwerte.
Quelle: ntv.de, Ralf E. Krüger, dpa