Wirtschaft

Experte warnt vor Bankenkrise Mietenmoratorium bedroht Immobilienmarkt

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Vermieterinsolvenzen könnten einen Teufelskreis von sinkenden Preisen, Pleiten und Wertberichtigungen bei den Banken auslösen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kein Mieter solle aufgrund der Coronakrise seine Wohnung verlieren, verspricht die Bundesregierung. Das ist gut gemeint. Doch das Gesetz dazu könne den Immobilienmarkt zum Einsturz bringen und die Banken gleich mit, warnt Immobilienexperte Braun. Er schlägt einen anderen Weg vor.

Das von der Bundesregierung geplante Mietenmoratorium lässt nicht nur bei Vermietern, sondern auch Wirtschaftsexperten die Alarmglocken schrillen. Den Mieter angesichts der akuten Krise die Angst vor dem Verlust der Wohnung zu nehmen, sei zwar richtig, sagte Reiner Braun, Geschäftsführer des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica n-tv.de. Aber das Vorhaben der Bundesregierung, dass Wohnungseigentümer ihren Mietern auch bei mehrmonatigen Mietausfällen aufgrund der Corona-Krise die Miete stunden sollten, könnte zu Insolvenzen von Vermietern und über eine Kettenreaktion bis zu einer Bankenkrise führen.

Der Eigentümer-Verband Haus und Grund warnte bereits davor, "Millionen private Eigentümer in die Insolvenz zu treiben". Auch der Zentrale Verband der Immobilienwirtschaft, der Spitzenverband der Branche, verlangte Nachbesserungen an dem Gesetz. Braun fürchtet durch ein pauschales Mietmoratorium vor allem einen "Fehlanreiz", da niemand bei Mietrückständen Konsequenzen zu befürchten hätte - "auch die nicht, die eigentlich zahlen könnten oder Anspruch auf staatliche Hilfe wie Wohngeld hätten".

Große Immobilienkonzerne dürften über ausreichend Reserven verfügen, Rückstände eines Teils seiner Mieter zu verkraften. So begrüßte Deutschland größter Vermieter, der Dax-Konzern Vonovia, das Moratorium ausdrücklich. Das Unternehmen rechnet dabei schlimmstenfalls mit einem zeitweisen Ausfall von etwa 40 Millionen Euro, die man sich später zurückholen könnte. Für die Zwischenzeit habe man ausreichend Liquidität.

Vermieter sollen Solidarbeitrag leisten

Unter den vier Millionen Privatvermietern in Deutschland seien dagegen viele, die durch den Ausfall von mehreren Monatsmieten ernsthaft in Bedrängnis geraten können, sagte Braun. Er wies auf Kleinvermieter hin, darunter viele Rentner, die aus den Einkünften aus ein oder zwei Wohnungen einen Großteil ihres Einkommens bestreiten. Sollten auch nur einige Tausend von ihnen über Monate keine Mieten eintreiben können, könnte es zu einer großen Zahl von Insolvenzen und Zwangsversteigerungen kommen. Das würde letztlich zu einem Einbruch der Immobilienpreise führen.

"Der Markt ist ohnehin hochnervös", warnte Braun. Der Immobilienmarkt zeige derzeit noch keine Reaktion auf die Coronakrise, weil aufgrund der Ausgangsbeschränkungen kaum Transaktionen stattfänden. Zwangsversteigerungen in dieser Situation würden aber unweigerlich zu einen Preissturz führen. Das wiederum würde Banken zwingen, die Bewertung von beliehenen Immobilien in ihren Büchern nach unten zu korrigieren und Darlehen fällig zu stellen. Die Folge wäre ein Teufelskreis aus Zwangsverkäufen, sinkenden Preisen und nicht mehr einzutreibenden Krediten in den Bankbilanzen.

Um dieses Szenario zu verhindern, fordert Braun einerseits, die beschlossenen Hilfsmaßnahmen für Menschen, die aufgrund der Corona-Epidemie ihr Einkommen verloren haben, schnell umzusetzen, damit diese mit der Miete gar nicht Rückstand geraten. Für die Fälle, in denen Mietzuschüsse, Wohngeld oder erleichterter Hartz-IV-Bezug und andere Hilfen nicht greifen, sollte ein Wohnkreditfonds eingerichtet werden. Dieser Fonds solle die Miete inklusive der Nebenkosten in diesen Fällen zunächst übernehmen und später, wenn möglich, bei den Mietern eintreiben. Der Fonds müsste nach Brauns Berechnungen mit etwa 5 bis 10 Milliarden Euro ausgestattet sein. "Das Geld wäre aber nicht verloren", so Braun. Einen Teil könnten die Mieter nach der Krise wieder zurückzahlen. Auch die Vermieter sollten in Form einer Solidarabgabe einen Anteil an den Kosten leisten.

Quelle: ntv.de

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