Wirtschaft

"Projekt X" aus dem Geheimlabor Nasa bestellt neuen Überschalljet

In weniger als zwei Stunden von New York nach LA? Die US-Weltraumbehörde gibt einen Millionenbetrag frei, um den Reiseflug jenseits der Schallmauer zu erforschen. Techniker bei "Skunk Works" sollen einen flüsterleisen Antrieb entwickeln.

Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin soll für die Nasa ein neues Überschallflugzeug entwickeln, das beim Durchbrechen der Schallmauer besonders leise fliegen soll. Die US-Weltraumbehörde gab dazu bei der Luftfahrtsparte des Rüstungskonzerns, Lockheed Martin Aeronautics, den Bau eines Prototyps in Auftrag. Das Projekt umfasst den Angaben des Flugzeugbauers zufolge ein Volumen von rund 247,5 Millionen Dollar.

Lockheed Martin
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Der US-Flugzeugbauer kann sich offenbar auf umfangreiche Vorarbeiten stützen: Am Bau des neuen Überschallfliegers sind Entwickler aus dem legendären Geheimlabor "Skunk Works" beteiligt. In den Werkstätten von Lockheed Martin waren unter diesem Decknamen früher wegweisende Flugzeugtypen wie etwa der Stealth-Flieger F-117 "Nighthawk", die F-104 "Starfighter" oder auch das Spionageflugzeug U-2 entstanden. Die Arbeiten fanden bislang stets unter großer Geheimhaltung statt.

Wie weit die Lockheed-Techniker sind, ist noch unklar. Bekannt ist bislang nur, dass die Ingenieure in den Skunk-Works-Büros zuletzt unter anderem an Machbarkeitsstudien zur Zukunft der Luftverteidigung, neuartigen Produktionstechniken oder unbemannten Flugsystemen tüftelten. Das überschallschnelle Fliegen zählt dabei seit jeher zu den großen Wunschträumen der Skunk-Works-Entwickler. "Stellen Sie sich eine Flugzeit von New York City nach Los Angeles unter zwei Stunden vor", heißt es bei Lockheed Martin. Der Konzern wittert hier enorme Chancen: "Die Fähigkeit, sehr schnell zu fliegen, lässt sich sowohl im zivilen Bereich als auch militärisch einsetzen."

Dass die Ära der Überschalljets nach dem tragischen Absturz einer Concorde in der internationalen Luftfahrt längst schon wieder als beendet gilt, scheint die Visionäre bei Lockheed Martin nicht zu stören. "Einer der Gründe, warum wir in der kommerziellen Luftfahrt heute nicht im Überschallbereich reisen können, liegt in den Umweltauswirkungen, die das schnelle Fliegen mit sich bringt", erklärte der Flugzeugbauer. Der letzte Start einer Concorde liegt mittlerweile fast 15 Jahre zurück: 2003 stellte mit British Airways der letzte Betreiber des schlanken Überschallfliegers den Betrieb endgültig ein.

Die Idee, schneller als der Schall zu fliegen, ließ die Entwickler bei Lockheed Martin offenbar nie los. Um die Lärmbelastung nach dem Start zu verringern, müsse ein komplett neues Antriebssystem entwickelt werden, heißt es bei dem US-Konzern. Das neue "X-Plane" soll beim Durchbrechen der Schallmauer dank neuartiger Technologien nur einen "sanften Laut" von sich geben und damit deutlich leiser sein als die dröhnenden Jets des mittlerweile eingestellten britisch-französischen Concorde-Programms. Im Vergleich dazu soll das X-Plane beim Überwinden der Schallbarriere nicht viel lauter als das Schließen einer Autotür klingen.

Skeptische Einwände weist Lockheed Martin kategorisch zurück. "Wenn es um überschallschnelle Flugzeuge geht, denken die meisten Menschen noch an große, teure und exotische Fluggeräte", erklärte der Hersteller. "Es ist Zeit, das zu ändern."

"Überschall-Herzschlag" nach dem Start

Der Auftrag für Lockheed Martin läuft bis Ende 2021 - in diesem Jahr soll auch der Erstflug stattfinden. Ab Mitte 2022 will die Nasa den Prototypen über ausgesuchten US-Städten fliegen lassen und Reaktionen der Bewohner sammeln. Gebaut werden soll das X-Plane in einem Werk am Standort Palmdale in Kalifornien.

Anstatt des lauten Donnergrollens des bisher üblichen Überschallknalls verspricht Lockheed Martin einen "Überschall-Herzschlag". Das neue Experimentalflugzeug soll den Angaben zufolge in einer Höhe von 55.000 Fuß (knapp 17 Kilometer) deutlich über herkömmlichen Verkehrsflugzeugen fliegen und dabei eine Reisegeschwindigkeit von Mach 1,4 (rund 1700 Kilometer in der Stunde) erreichen.

Bis der neue Überschall-Flieger die Marktreife erlangt, muss der Konzern mit Sitz im US-Bundesstaat Maryland allerdings nicht nur technische Hürden überwinden: Die US-Luftfahrtbehörde hatte das Überfliegen des Hoheitsgebietes der USA mit zivilen Überschallflugzeugen 1973 aus Sicherheitsgründen verboten. Die Transatlantikflüge mit Concorde der beiden einzigen Betreiber British Airways und Air France führten deshalb stets nur bis zur US-Ostküste mit dem Zielflughafen New York.

Quelle: ntv.de, mit DJ

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