"Das Wachstum wird bergab gehen" Ökonom sagt Ende des Aufschwungs voraus
06.01.2017, 11:38 Uhr
Nicht nur der Bau boomt in Deutschland. Doch Fachkräfte sind rar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Wirtschaft brummt derzeit. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Doch die Politiker hätten keinen Grund, sich auf die Schultern zu klopfen, sagt Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher. Er fordert vor allem mehr Investitionen - nicht nur in Straßen und Brücken.
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung des Ökonomen Marcel Fratzscher nach einem weiteren guten Jahr 2017 in mittlerer Frist nur noch schwach zulegen können. "Das Wirtschaftswachstum wird bergab gehen, daran besteht kein Zweifel", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Die "goldenen Jahre" dürften bald vorüber sein.
Vor allem der robuste Arbeitsmarkt werde die Konjunktur im laufenden Jahr noch stützen. Danach werde es aber wohl deutlich schwieriger, glaubt Fratzscher: "Bereits heute können wir eine Million Stellen wegen des Arbeitskräftemangels nicht besetzen. Wenn die Beschäftigtenzahl sinkt, geht auch das Wachstum zurück." Entscheidend seien in der kommenden Zeit größere Investitionen des Staates: "Die Regierung muss mehr in Infrastruktur investieren. Dabei geht es nicht nur um Straßen und Brücken, sondern auch um digitale Infrastruktur. (...) Außerdem geben wir viel zu wenig für Bildung aus."
Fratzscher hatte bereits im Herbst vor den Folgen einer Investitionsschwäche gewarnt. Dieser Meinung hatten sich andere Ökonomen wie Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise angeschlossen. Im dritten Quartal 2016 hatte die deutsche Wirtschaft ihr Tempo gedrosselt.
Insgesamt sei die Lage derzeit noch gut, meinte Fratzscher. Dies sei jedoch "nicht das Resultat kluger Wirtschafts- oder Sozialpolitik, sondern hat viel mit Glück zu tun. Die Politik klopft sich auf die Schulter und versäumt es, das Land fit für die Zukunft zu machen."
Quelle: ntv.de, mbo/AFP