Wirtschaft

Eklat um Mobilfunkvertrag in Israel Paris beschwichtigt Israel wegen "Orange"

Der angekündigte Rückzug des Telekom-Konzerns Orange zieht Kreise bis in die höchste Politik. Israels Premier Netanjahu ist empört und sieht einen Boykott. Frankreichs Regierung schreitet ein und der Konzernchef entschuldigt sich. Die Entscheidung steht trotzdem.

Nach der Empörung der israelischen Regierung über den angekündigten Rückzug des französischen Telekom-Konzerns Orange aus ihrem Land versucht Paris, die Wogen wieder zu glätten. Auch wenn Orange seine Geschäftsstrategie selbst festlege, so sei Frankreich doch "entschieden" gegen einen Boykott Israels, erklärte der französische Außenminister Laurent Fabius. Orange versicherte seinerseits, die Rückzugsentscheidung sei "rein geschäftlich".

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(Foto: dpa)

Der Eklat zwischen den beiden Ländern geht auf eine Erklärung von Orange-Chef Stéphane Richard zurück. Bei einem Statement im ägyptischen Kairo hatte er angekündigt, dass er die Zusammenarbeit mit dem israelischen Unternehmen Partner, das auch im von Israel besetzten Westjordanland und Ostjerusalem mit Namen und Logo von Orange auftritt, am liebsten schon "morgen früh" einstellen würde. "Unsere Absicht ist, uns aus Israel zurückzuziehen", sagte Richard.

Orange überlässt dem israelischen Unternehmen bislang gegen eine Gebühr Namen und Logo. Der Vertrag mit Partner gilt noch bis 2025, allerdings sagte Richard, Orange suche nach einem Weg, die Zusammenarbeit zu beenden, ohne sich dabei finanziell "enormen Risiken" auszusetzen.

Netanjahu schaltet sich ein

Die Äußerungen trafen in Israel einen Nerv, da internationale Nichtregierungsorganisationen zuletzt eine Intensivierung ihrer Kampagne zum Boykott Israels angekündigt und Orange im Mai aufgefordert hatten, sich als Konsequenz aus der israelischen Siedlungspolitik aus dem Land zurückzuziehen. Dadurch wollen sie den wirtschaftlichen und politischen Druck auf die israelische Regierung verstärken, die Besetzung der Palästinensergebiete zu beenden.

Die Ankündigung des französischen Konzerns, an dem der Staat mit 25 Prozent beteiligt ist, wurde in Israel daher als politisch motiviert gewertet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich empört und forderte die Regierung in Paris auf, die Erklärungen von Orange öffentlich zurückzuweisen. "Wir werden dieses absurde Drama nicht verzeihen", sagte er.

Fabius machte nun in einer kurzen Erklärung deutlich, dass sich seine Regierung nicht in die Geschäftsentscheidungen von Orange einmischen wolle. Auch wenn er einen "Boykott" Israels klar ablehnte, erinnerte er zugleich an die Ablehnung der israelischen Siedlungspolitik durch Frankreich und die internationale Gemeinschaft. Die israelische Regierung begrüßte umgehend die Erklärung von Fabius zu einem Boykottverzicht.

Orange-Chef entschuldigt sich

Angesichts des Unmuts in Israel versicherte Orange-Chef Richard, dass es keine politische Entscheidung zum Rückzug bei Partner gewesen sei: "Das hat nichts mit Israel zu tun. Wir lieben Israel", sagte er der israelischen Zeitung "Yedioth Ahronoth" und ergänzte, er sei sich der Boykott-Kampagne nicht bewusst gewesen. "Das tut mir sehr leid", fügte er hinzu.

Orange-Vizechef Pierre Louette sagte, Orange werde sich ohnehin nicht ganz aus Israel zurückziehen. So werde sein Unternehmen unter anderem ein Forschungszentrum behalten. Er mahnte, "dass man nicht versuchen sollte, eine Affäre aus einer einfachen Frage des Unternehmensrechts zu machen". In einer Konzernmitteilung heißt es, Orange wolle lediglich die Kontrolle über seine Marke zurückerlangen.

Israels 1967 begonnene Besetzung und anschließende Besiedlung von Palästinensergebieten gilt nach internationalem Recht als illegal. Die internationale Gemeinschaft betrachtet diese Siedlungspolitik als eines der größten Hindernisse für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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