Verdi versteckt die Oster-Päckchen Postbeschäftigte streiken für weniger Arbeit
01.04.2015, 07:46 Uhr
Selbst nach seiner Oster-Post zu suchen, geht leider nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer zu Ostern Briefe und Päckchen verschickt oder erwartet, muss in den kommenden Tagen mit deutlichen Verzögerungen rechnen. Verdi lässt die Muskeln spielen und bestreikt vierlerorts gleichzeitig Post und Amazon. Vor allem der Süden ist betroffen.
Nahezu bundesweit sollen Beschäftigte der Post heute ihre Arbeit vorübergehend ruhen lassen. Zu den Warnstreiks hat die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. Parallel läuft beim Versandhändler Amazon eine neue Streikwelle: Noch bis Gründonnerstag will Verdi die Arbeitsniederlegung dort ausweiten. Dies betreffe die Standorte Rheinberg, Werne (beide Nordrhein-Westfalen), Bad Hersfeld (Hessen) und Leipzig (Sachsen) und solle bis zum Ende der Spätschicht dauern. Verdi geht davon aus, dass es sowohl in der normalen Brief- und Paketzustellung als auch im Versandhandel von Amazon in den nächsten Tagen zu spürbaren Beeinträchtigungen kommt.
Verdi kämpft bei der Post für Arbeitszeitverkürzungen - von 38,5 auf 36 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich - für die 140.000 tariflich bezahlten Mitarbeiter des Unternehmens und will die Ausgliederung von Beschäftigten in Regionalgesellschaften mit geringerer Bezahlung verhindern. Das Post-Management hatte verschiedene Ideen zur Verkürzung und Flexibilisierung von Arbeitszeiten vorgelegt, aber die Frage des Lohnausgleichs ausgeklammert. Die Friedenspflicht zum gekündigten Tarifvertrag Arbeitszeit lief zum 1. April um 0.00 Uhr aus.
Im Zusammenhang der Gründung von regionalen Gesellschaften in der Paketzustellung wirft Verdi der Post vor, vertragliche Vereinbarungen zum Schutz vor Fremdvergabe gebrochen zu haben. Diese Regelung sieht vor, dass die Post bei der Zustellung von Briefen und Paketen maximal 990 Zustellbezirke an konzerninterne oder externe Unternehmen vergeben darf. Für die regionalen Gesellschaften gilt zudem nicht der Haustarifvertrag, sondern der niedrigere Tarif des Logistikgewerbes.
Die Post hat kein Verständnis
Verdi hat bereits rund 500 Zusteller der Deutschen Post in Rheinland-Pfalz und im Saarland für den heutigen Mittwoch zu Warnstreiks aufgerufen. Es handele sich um Mitarbeiter von Niederlassungen in Mainz, Koblenz und Saarbrücken, wie Verdi mitteilte. Zu einer Streikversammlung in Mutterstadt würden rund 400 Teilnehmer erwartet. Auch in Bayern rief Verdi ihre Mitarbeiter in den Brief- und Paketzentren zu Arbeitsniederlegungen auf. Die zentrale Streikveranstaltung wird in Fürstenfeldbruck stattfinden.
Zudem sind die Beschäftigten der Brief- und Paketzentren der Deutschen Post in Baden-Württemberg zu Warnstreiks aufgerufen. In den frühen Morgenstunden sollten die Mitarbeiter des Unternehmens in den Regionen Stuttgart, Karlsruhe, Göppingen und Heilbronn ihre Arbeit niederlegen, hieß es in einer Mitteilung. Ab 06.00 Uhr soll es demnach erste Streikversammlungen geben.
In Hessen sollen Verdi zufolge rund 1000 Postbeschäftigte ihre Arbeit vorübergehend niederlegen. Davon betroffen sollen vor insbesondere 20 Städte und Gemeinden sein, darunter Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden und Rüsselsheim. Dadurch werden nach Angaben der Gewerkschaft zirka 1,5 Millionen Briefe und rund 70 000 Paketsendungen zunächst liegen bleiben. Am Vormittag treffen sich die Streikenden zu einer Versammlung in Nied, wo die stellvertretende Bundesvorsitzende Andrea Kocsis sprechen soll.
Post-Personalchefin Melanie Kreis zeigte kein Verständnis für die Warnstreiks: Die Post habe sich sehr konstruktiv mit der Verdi-Forderung auseinandergesetzt. Sie werde jetzt alles tun, um die Auswirkungen der Warnstreiks auf die Kunden zu beschränken.
Quelle: ntv.de, dka/dpa