Die Leiden eines Bahn-Schlichters Ramelow beklagt "Tarif-Chinesisch"
12.06.2015, 09:53 Uhr
Bodo Ramelow tut auch seiner Frau einen Gefallen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch ein ehemaliger Gewerkschafter durchblickt nicht sofort den Bahn-Tarifdschungel. Schlichter Bodo Ramelow kann ein Lied davon singen. Derzeit vertieft sich Thüringens Ministerpräsident in die komplizierten Details.
Der im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn als Schlichter eingesetzte thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich mit seinem Zusatzamt viel Mehrarbeit aufgebürdet. "Ich habe in meinem Leben noch nie so viel Tarif-Chinesisch lernen müssen. Das Tarifwerk der Bahn ist schon sehr speziell", sagte der Linken-Politiker der "Welt". Er müsse sich intensiv in alle Problemfelder einlesen und verbringe alle Wochenenden damit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. "Ich lese wie ein Weltmeister", so Ramelow.
Er habe sich aber sehr gründlich überlegt, ob er die Aufgabe übernehmen solle, sagte der Ministerpräsident weiter. "Ich will in dem Streit schlichten, weil die Bahn und die GDL endlich einen Tarifvertrag und Friedenspflicht brauchen, und die Bahnkunden Ruhe."
Neben dem Interesse als Ministerpräsident von Thüringen, das künftig als größter Verkehrsknotenpunkt Deutschlands für die Bahn eine wichtige Rolle spiele, habe er aber auch ein privates Interesse an der Beilegung des Tarifkonflikts, gab er zu: "Meine Frau pendelt regelmäßig mit der Bahn."
Eigentlich hat Ramelow Erfahrung mit schwierigen Tarifverhandlungen. Der 59-Jährige war von 1990 bis 1999 Landeschef der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in Thüringen. Vor der Wende fungierte er als Gewerkschaftssekretär in Hessen.
Die Schlichtung im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL hatte Ende Mai begonnen. Zweiter Schlichter ist der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck.
Quelle: ntv.de, wne/AFP