Wirtschaft

Pariser Pläne gegen Aktionäre Renault ruft zur Krisensitzung

Die Aktionäre drängen, der Staat hält den Fuß in der Tür: Renault-Chef Carlos Ghosn.

Die Aktionäre drängen, der Staat hält den Fuß in der Tür: Renault-Chef Carlos Ghosn.

(Foto: Reuters)

Im Machtkampf um den Traditionshersteller sind die Kräfte ungleich verteilt: Investoren drängen auf mehr Bewegungsfreiheit. Doch die Regierung in Paris setzt ihr ganzes Gewicht ein, um unliebsame Veränderungen zu verhindern.

Der französische Automobilkonzern Renault hat nach Angaben eines Insiders eine Krisensitzung für Donnerstag einberufen. Hintergrund sei der Ausbau des Staatsanteils, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Das Treffen sei für den Nachmittag anberaumt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Bei dem Treffen solle über "Veränderungen im Aktionärskreis" beraten werden. Weder bei Renault selbst noch im Pariser Präsidialamt wollten sich Sprecher dazu äußern.

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Renault 34,35

Hintergrund der Spekulationen sind Pläne, den staatlichen Einfluss auf Strategie und Führung des Autobauers zu erhalten. Der französische Staat will Branchenkennern zufolge mit einem vorübergehenden Ausbau seines Anteils an Renault seine Macht bei dem heimischen Autokonzern sichern. Die Regierung hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, ihren Anteil auf von bisher 15 knapp 20 Prozent erhöhen zu wollen.

Kurzer Trick für die Hauptversammlung

Mit dem Aktienzukauf und dem damit größeren Stimmrecht soll Ende April bei der Renault-Hauptversammlung ein Antrag gekippt werden, der den staatlichen Einfluss verkleinern könnte. Nach der Versammlung will der Staat seinen Anteil angeblich wieder auf 15 Prozent herunterfahren. Unter internationalen Großinvestoren dürfte ein solches Vorgehen erheblichen Unwillen auslösen.

Staatliche Einflussnahme ist in der europäischen Automobilbranche umstritten, aber nicht ungewöhnlich. In der Regel versuchen Staats- oder Landesregierungen auf diese Weise, möglichst viele Arbeitsplätze im eigenen Einflussbereich zu erhalten. In Deutschland zum Beispiel ist das Land Niedersachen mit einer Sperrminorität von 20 Prozent am Volkswagen-Konzern beteiligt.

Absatzschwächen im Heimatmarkt

Für Renault kommt die Debatte um staatlichen Einfluss zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Lage am französischen Automarkt ist unverändert schwierig. Im vergangenen Jahr wurden in Frankreich insgesamt nur knapp 1,8 Millionen Neufahrzeuge angemeldet und damit nur 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie der französische Autobauer-Verband CCFA kurz nach dem Jahreswechsel mitteilte.

Das Wachstum blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück: Bis Anfang Dezember hatten die Autobauer für das gesamte Jahr mit einem Plus von zwischen 1 und 3 Prozent gerechnet. 2013 war die Zahl der Neuwagenverkäufe auf ein 15-Jahres-Tief gefallen. Zum Jahresende 2014 brach der Automobilmarkt aber erneut ein: Im Dezember 2014 gingen die Neuanmeldungen um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, um Arbeitstage bereinigt sogar um 11 Prozent.

Schon im Oktober und November waren die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten gesunken. Von den französischen Herstellern konnte Renault 2014 einen Zuwachs von 6,8 Prozent verbuchen, in erster Linie dank seiner Billigmarke Dacia. Beim Konkurrenten PSA Peugeot Citroën betrug das Wachstum 1,6 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

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