Billig-Tickets mit Aufschlag Ryanair fliegt schwarz
28.01.2013, 07:54 Uhr
Druck von unten: Ryanair nagt am Kuchen der großen Fluggesellschaften.
(Foto: dapd)
Europas Branchenprimus im Segment der Billigflieger arbeitet unerwartet profitabel: Nach dem abgelaufenen Quartal kann die Ryanair-Zentrale in Dublin deutlich schwarze Zahlen verbuchen. Zum Ende des Geschäftsjahres hebt der Easyjet-Rivale die Nase an.
Der Billigflieger Ryanair hebt seine Jahresprognose an: Wie die irische Fluggesellschaft mitteilte, wird für das im März endende Geschäftsjahr mit einem Gewinn von annähernd 540 Mio. Euro gerechnet. Bisher war Ryanair-Chef Michael O'Leary von 490 bis 520 Mio. Euro ausgegangen.
Im dritten Geschäftsquartal erzielte der Easyjet-Konkurrent dank höherer Ticketpreise einen Gewinn von 18,1 Mio. Euro, 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In diesem Zeitraum hatten Analysten eigentlich mit einem Verlust von 5 Mio. Euro gerechnet.
Der Umsatz kletterte im abgelaufenen Quartal um 15 Prozent auf 969 Mio. Euro, die Zahl der Fluggäste wuchs um drei Prozent auf 17,3 Millionen.
Dem britischen Konkurrenten Easyjet hatte zuvor der Zustrom von Geschäftsreisenden ein Umsatzplus beschert. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2012/13 kletterten die Erlöse bei Easyjet um rund neun Prozent auf 833 Mio. Pfund (knapp 1 Mrd. Euro). Die Fluggesellschaft zählte innerhalb des Dreimonatszeitraums 13,7 Millionen Passagiere, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal aus dem Vorjahr. Die Auslastung der Maschinen wuchs um einen Prozentpunkt auf 88,6 Prozent.
Um Geschäftsreisende von etablierten Fluggesellschaften wie British Airways wegzulocken, bietet Easyjet zusätzliche Flüge zwischen den europäischen Wirtschaftsmetropolen angeboten. Weitere sollen im Verlauf des Jahres folgen. Vor allem Verbindungen nach London, Paris, Genf, Rom und Mailand seien gefragt gewesen, erläuterte ein Easyjet-Sprecher. Die Zahl der Geschäftsreisenden sei auf zehn von neun Millionen jährlich gestiegen.
Luftfahrtexperten sehen die Trends im Airline-Geschäft mit Sorge: Die Discounter werden für die Branchengrößen immer gefährlicher, heißt es. Sie können ihre Kosten oft nicht schnell genug senken. Zudem wird auch bei Geschäftsreisen immer mehr aufs Geld geachtet. Die Lufthansa will beispielsweise mit neuen Tarifen und verändertem Marktauftritt ihrer Billig-Airline Germanwings den Kampf mit Ryanair oder Easyjet aufnehmen.
Ryanair bemüht sich derweil, die Bedenken der Wettbewerbshüter gegen die Übernahme von Aer Lingus mit weiteren Zugeständnissen auszuräumen. Die Europäische Kommission reagierte zuletzt mit einer Verlängerung der Frist für die Prüfung des Vorhabens. Diese wird nun eine Woche länger bis zum 6. März dauern. Ryanair will den heimischen Rivalen für 694 Mio. Euro übernehmen.
Pokern mit Heathrow-Slots
Der Billigflieger habe der Kommission angeboten, 43 Strecken an die britische Fluglinie Flybe abzugeben, hieß es aus dem Umfeld des Unternehmens. Zudem solle Aer Lingus am Londoner Flughafen Heathrow drei Verbindungen an British Airways abtreten.
Flybe bestätigte, dass die Fluglinie Gespräche über die mögliche Übertragung von Flugzeugen und Strecken führt. Die Airline hatte erst kürzlich die Streichung von 300 Jobs angekündigt. Damit fallen rund zehn Prozent der Stellen weg.
Ryanair versucht bereits zum dritten Mal Aer Lingus zu kaufen: 2007 untersagten die EU-Wettbewerbshüter den Kauf. Zwei Jahre später gab Ryanair-Chef Michael O'Leary nach hartem Widerstand von Aer Lingus einen weiteren Versuch auf.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts