Wirtschaft

Neuer Energieminister gibt Interview Saudi-Arabien sieht Ende der Ölschwemme

Lange sah der größte Ölexporteur der Welt dem Preisverfall des Rohstoffs weitgehend tatenlos zu. Nun kündigt der neue Ölminister an, sein Land wolle wieder aktiv Einfluss auf den Preis nehmen.

Saudi-Arabiens neuer Energieminister, Khalid al-Falih, sieht das Ende der gobalen Rohölschwemme gekommen. Zudem deutete er an, dass sein Land künftig seine Marktmacht wieder aktiver einsetzen werde. "Das Überangebot ist verschwunden", sagte der Minister in seinem ersten Zeitungsinterview seit seiner Ernennung im vergangenen Monat.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 68,52

Allerdings, so schränkte al-Fahil gegenüber dem "Houston Chronicle" ein, sei mit einem deutlichen Anstieg des Ölpreises erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 oder im Laufe von 2017 zu rechnen, da die Rohöllagerbestände sich nach Jahren des Überangebots immer noch auf hohem Niveau befänden. "Wir tragen den Überhang an Lagerbeständen noch eine Weile mit uns herum, bis das System das abgearbeitet hat."

Bereits die Ablösung von Saudi-Arabiens langjährigem Ölminister Ali al-Naimi, war von einigen Beobachtern als Signal gewertet worden, dass der größte Ölexporteur der Welt seine alte Führungsrolle in der Opec wieder aktiver wahrnehmen will. Bislang äußerte sich der neue Minister allerdings kaum öffentlich zu seinen Plänen.

Bei Gesprächen mit der US-Regierung sagte al-Falih nun, dass von seinem Land - "angesichts seiner strategischen Bedeutung - erwartet werde, Angebot und Nachfrage auszugleichen, wenn sich der Markt erhole". Saudi-Arabien und die Opec hatten dem Preisverfall in den vergangenen beiden Jahren weitgehend tatenlos zugesehen und teilweise die Förderung im Kampf um Marktanteile sogar noch erhöht. Gleichzeitig hatten die USA ihre Schieferöl- und gasproduktion massiv erhöht, während ein langsameres Wachstum der großen Schwellenländer die Nachfrage bremste.

Game Changer Fracking

Gegenüber dem "Houston Chronicle" schränkte al-Falih allerdings ein, dass der Einfluss Saudi-Arabiens und der Opec begrenzt seien. Vor allem die neue Fracking-Industrie in den USA sei ein "game changer", sagte der Minister. Sie könne in Reaktion auf Preissteigerungen die Produktion schneller hochfahren als die meisten herkömmlichen Ölproduzenten. Zudem habe die Politik Opec, Preisziele für den globalen Ölmarkt festzulegen, auch in der Vergangenheit nicht immer funktioniert, sondern oft den Markt zum Schaden von Ölproduzenten wie -konsumenten verzerrt.

Der Ölminister sprach auch über den kürzlich verkündeten, ehrgeizigen Transformationsplan "Saudi Vision 2030", mit dem Vize-Kronprinz Muhammad bin Salman das Land in wenigen Jahren weitgehend unabhängig vom Ölexport machen will. Trotz des Plans habe "niemand die Absicht, die Ölwirtschaft in Saudi-Arabien auszuschalten", sagte al-Falih.

Sein Land investiere heftig in andere Branchen und auch erneuerbare Energie und die Elektromobilität, so der Minister. Ihm zufolge wird Öl seine Bedeutung langfristig behalten. Selbst wenn der Anteil von Öl am globalen Energiemix sinke, rechne er mit einer weiter steigenden Energienachfrage insgesamt. So bedeute beispielweise ein "von 30 auf 25 gesunkener Anteil an einer viel größeren globalen Nachfrage eine viel höhere absolute Zahl an Fässern, die 2030 oder 2040 nachgefragt sein wird".

Quelle: ntv.de, n-tv

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen