Wirtschaft

"Nicht aus der Verantwortung stehlen" Schlecker-Frauen treten an

Umsonst vor Merkels Kanzleramt? Schlecker-Mitarbeiter nach der Gläubiger-Entscheidung.

Umsonst vor Merkels Kanzleramt? Schlecker-Mitarbeiter nach der Gläubiger-Entscheidung.

(Foto: REUTERS)

Der Tag nach der endgültigen Entscheidung: Die vor dem Aus stehenden Schlecker-Filialen öffnen als wäre nichts geschehen. Kunden warten auf den großen Ausverkauf. Die Beschäftigten sehen der Arbeitslosigkeit entgegen. Die Politik streitet wieder um Hilfen - und um die tatsächlichen Arbeitsmarktchancen der Schlecker-Frauen.

Klaffende Lücke in manchen Ortslagen: Wie attraktiv sind die Schlecker-Filialen? Welche Chancen haben die Schlecker-Frauen?

Klaffende Lücke in manchen Ortslagen: Wie attraktiv sind die Schlecker-Filialen? Welche Chancen haben die Schlecker-Frauen?

(Foto: REUTERS)

Nach dem Abwicklungsbeschluss für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker müssen sich tausende Beschäftigte auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz machen. Mehr als 13.000 Menschen in Deutschland werden Ende Juni ihren Job verlieren. In den kommenden Tagen beginne in den Schlecker-Filialen der Ausverkauf, kündigte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz an. .

Überall im Land öffneten die Schlecker-Filialen am Samstag zu den gewohnten Zeiten. "Die Kunden fragen nach Rabatten", sagte eine Mitarbeiterin in Freiburg. Das bevorstehende Ende sei ein großes Thema. "Der Ausverkauf wird für uns Beschäftigte noch einmal bitter werden."

Das Schicksal der betroffenen Mitarbeiter bei Schlecker - in der überwiegenden Mehrheit Frauen - schlägt unterdessen auch auf bundespolitischer Ebene erheblich Wellen. Zuletzt forderte der Sozialflügel der CDU eine Transfergesellschaft für die von der Entlassung betroffenen Schleckerianerinnen.

Handeln müsse Baden-Württembergs grün-rote Landesregierung, sagte der stellvertretende CDA-Bundesvorsitzende Christian Bäumler. "Die Politik darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und der Bundesagentur für Arbeit den Schwarzen Peter zuschieben." Die entlassenen Schlecker-Mitarbeiter müssten in einer Transfergesellschaft fortgebildet oder umgeschult werden. Sonst hätten sie keine Chance auf dem Arbeitsmarkt.

Baden-Württemberg sei in der Verantwortung, weil sich hier der Sitz des vor der Zerschlagung stehenden Unternehmens befinde. "Die Landesregierung muss schnell und in enger Abstimmung mit der Bundesagentur für Arbeit aktiv werden, damit die Mitarbeiter nicht in die Arbeitslosigkeit abstürzen", sagte Bäumler. Die Chancen für die Betroffenen stünden schlecht. Allein in Baden-Württembergs Einzelhandel kämen auf eine offene Stelle fünf Bewerber. Handeln müsse Baden-Württembergs grün-rote Landesregierung, weil sich in dem Bundesland der Sitz des vor der Zerschlagung stehenden Unternehmens befinde.

Letzte Tage einer Ladenkette

Nach monatelangem Ringen hatten die Gläubiger vor dem Wochenende das Aus für die Drogeriekette beschlossen. Mögliche Investoren hätten zu wenig geboten, hatte der Insolvenzverwalter erklärt.

Die Einrichtung einer Transfergesellschaft war bereits Ende März Gegenstand zum Teil hitzig geführter Debatten. Die unter anderem von Baden-Württemberg angepeilte Gründung einer solchen Gesellschaft für die schon damals entlassenen Schlecker-Mitarbeiter war am gescheitert.

Nach der Entscheidung des Gläubigertreffens vom Vortag bekräftigte die FDP ihr Nein zu einer Transfergesellschaft für die vor der Kündigung stehenden Mitarbeiter. Eine Transfergesellschaft würde nicht weiterführen, sagte der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, am Rande eines Landesparteitags der Liberalen Mecklenburg-Vorpommerns in Wittenburg.

Er zeigte sich betroffen vom Schicksal der mehr als 13.000 Menschen, die Ende Juni ihren Job verlieren werden. "Jetzt kommt es darauf an, dass die Bundesagentur für Arbeit schnell mit ihrer Expertise handelt", sagte Brüderle.

Rossmann will keine Hoffnungen wecken

Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann will den Schlecker-Mitarbeitern keine übertriebenen Hoffnungen auf einen neuen Job machen. "Wir werden sicher auch ehemalige Schlecker-Mitarbeiter einstellen", sagte Firmenchef . Wie viele der Schlecker-Beschäftigten eine Arbeitsstelle bei Rossmann bekämen, könne allerdings nicht gesagt werden.

Eine Bevorzugung von ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen dürfe es schon vom Gesetz her nicht geben, betonte ein Sprecher des Unternehmens Rossmann. Sie hätten wegen ihrer Qualifikation gute Chancen, doch sie müssten sich gegen andere Bewerber durchsetzen.

Schlecker-Kinder verlieren Geld

Zur eventuellen Übernahme ganzer Schlecker-Filialen sagte Rossmann-Chef Roßmann: "Wir haben alle Märkte gecheckt, infrage kämen für uns nur 50 bis 80." Die große Mehrzahl der Schlecker-Märkte sei entweder zu klein oder ihr Standort sei nicht lukrativ.

Zu den Großgläubigern von gehören nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" auch die beiden Kinder des Firmengründers Anton Schlecker, . Das Ehinger Logistikunternehmen LDG, das beiden Schlecker-Kindern gehöre, habe ein Darlehen von insgesamt 70 Mio. Euro an die Firma des Vaters vergeben. Eine Rückzahlung dieses Darlehens sei nun unwahrscheinlich.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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