Erste Tuchfühlung mit Trump Silicon-Valley-Chefs reisen nach New York
14.12.2016, 17:08 Uhr
Tim Cook von Apple reist mit anderen Tech-Chefs zu Trump nach New York. Die Begrüßung wird sicher unterkühlter ausfallen.
(Foto: REUTERS)
Donald Trump war nicht der Präsident, den sich die großen US-Techkonzerne in Kalifornien gewünscht haben. Jetzt heißt es, auch diesen Kontakt zu pflegen. Die Chefs von Google, Apple und Microsoft fliegen dafür gemeinsam an die Ostküste.
Der Wahlausgang in den USA hat die Technologiegiganten aus dem Silicon Valley auf dem falschen Fuß erwischt. Viele hatten auf Trumps Rivalin Hillary Clinton von der Demokratischen Partei gesetzt, deren liberalem Programm die Firmen aus dem kalifornischen Silicon Valley traditionell näherstehen. Besonders Larry Page, dem Chef der Google-Mutter Alphabet, wurden auch enge Verbindungen zur Regierung von Donald Trumps scheidendem Vorgänger Barack Obama nachgesagt.
Doch mit der Wahl des Republikaners Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten ist Umdenken angesagt. Sie alle werden sich in Kontaktpflege üben müssen. Fünf Wochen nach der Wahl nehmen die Chefs von Branchengrößen wie Google, Apple und Microsoft nun erstmals Tuchfühlung auf. In Trumps New Yorker Zentrale wird sich Mittwochabend das Who is Who des Silicon Valley versammeln.
Auf der Gästeliste stehen Insidern zufolge neben Alphabet-Chef Page dessen Kollegen Tim Cook (Apple), Jeff Bezos (Amazon), Elon Musk (Tesla), Satya Nadella (Microsoft) und Safra Catz (Oracle). Facebook-Chef Mark Zuckerberg wollte zumindest Topmanagerin Sheryl Sandberg schicken, die für das Tagesgeschäft verantwortlich ist.
Organisiert haben soll das Treffen der deutschstämmige Milliardär und Paypal-Gründer Peter Thiel, der bereits im Wahlkkampf als Trumps Berater fungierte. Thiel gilt als Außenseiter im Silicon Valley. Als einziger Tech-Unternehmner spendete er 1,25 Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf.
Es dürfte spannend werden, denn die Gräben zwischen Trump und den Tech-Chefs sind tief. Es wird weithin erwartet, dass der künfitge Präsident die Technologiekonzerne härter anfassen wird als sein Vorgänger Obama. Schon im Wahlkampf hatte der Kandidat der Republikaner mit diversen Äußerungen für Alarmsignale in der Branche gesorgt.
Viel Gesprächsbedarf
Das gilt für seine Ankündigungen zu Einwanderung, Überwachung durch Behörden genauso wie Verschlüsselung. Ein heißes Thema sind auch die Regelungen zur Netzneutralität, wonach alle Daten gleichberechtigt und gleich schnell durch die Netze fließen sollen. Sollte diese eingeschränkt werden, drohen Internetfirmen Rückschläge.
Druck müssen die Unternehmen auch in Beschäftigungsfragen erwarten. Der künftige Präsident warnt die heimische Wirtschaft vor Stellenverlagerungen ins Ausland und versucht, ihr Jobzusagen abzuringen. Im Wahlkampf versprach er den Amerikanern 25 Millionen neue Arbeitsplätze binnen eines Jahrzehnts.
Daher fühlen sich Firmen nun gedrängt, ihre Beschäftigungspläne aufzupolieren. So kündigte IBM-Chefin Ginni Rometty unmittelbar vor dem Treffen bei Trump in einem Gastbeitrag für die Zeitung "USA Today" 25.000 Neueinstellungen binnen vier Jahren an. Offen blieb aber, wie viele Jobs der Konzern zugleich abbauen oder verlagern wird.
Auch Google trifft Vorkehrungen für den Wechsel im Weißen Haus. Der Suchmaschinen-Riese ist dabei, die Republikaner-Fraktion in seinem Washingtoner Lobbyisten-Team zu stärken, wie Politikinsider sagen. Mehr als ein erstes Abtasten ist jedoch beim ersten Treffen nicht zu erwarten.
Quelle: ntv.de, ddi/rts