Marketingabteilungen atmen auf Sponsoren erleichtert über Blatters Rücktritt
03.06.2015, 10:07 Uhr
McDonald's platzierte sein Logo gern bei Blatters Auftritten. Jetzt freut sich der Konzern über dessen Abschied.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Konzerne wie Adidas, Coca-Cola und der Kreditkartenanbieter Visa arbeiten jahrelang bereitwillig mit der Fifa unter Joseph Blatter zusammen. Alle profitieren kräftig. Doch zuletzt wird der Präsident zum Problem.
Nach der Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Joseph Blatter haben die größten Sponsoren mit Erleichterung reagiert. Allerdings fordern die Konzerne, die den Fußballverband jährlich mit Millionensummen unterstützen, weitere einschneidende Reformen, um den Ruf der Organisation wiederherzustellen. "Die Nachricht ist ein positiver Schritt für den Sport, Fußball und seine Fans", teilte der US-Getränkekonzern Coca-Cola schriftlich mit: "Wir erwarten, dass die FIFA alles dafür tut, die Vorkommnisse aufzuklären und das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen."
Mit jährlichen Zahlungen von etwa 30 Millionen Dollar (26,9 Millionen Euro) ist Coca-Cola ein wichtiger Geldgeber des Weltverbands. Das Kreditkarten-Unternehmen Visa ließ ebenfalls mitteilen, Blatters Rücktritt sei "der erste Schritt in die richtige Richtung. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns." Visa hatte bereits vor Tagen angekündigt, "sein Engagement überdenken" zu wollen, und gleichzeitig "tiefe Enttäuschung und große Sorge" ausgedrückt.
Das Sponsoring im Rahmen der alle vier Jahre stattfindenden Fußballweltmeisterschaft ist nach dem Verkauf von Fernsehrechten die zweitwichtigste Einnahmequelle der Fifa. Im Rahmen des vergangenen Turniers in Brasilien nahm der Verband Berichten zufolge 1,6 Milliarden Dollar von Coca-Cola und anderen Partnern ein. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen, das Recht im Rahmen des Turniers selbst zu werben und vor allem vier Jahre lang die geschützten Marken der Fifa zu verwenden.
Blatter war größte Herausforderung
Auch der deutsche Sportartikelhersteller Adidas - seit Jahrzehnten einer der Fifa-Hauptsponsoren - begrüßte Blatters Abschied. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung", so ein Sprecher. Der südkoreanische Autobauer Hyundai, bis 2022 offizieller Automobilpartner der FIFA, nannte Blatters Ankündigung einen "positiven ersten Schritt im Aufbau einer Führungsstruktur, die die höchsten ethischen Standards sicherstellt".
Fast-Food-Riese McDonald's schrieb in einer Stellungnahme an die Nachrichtenagentur AFP: "Die Korruptionsvorwürfe und die fragwürdige Ethik innerhalb der FIFA haben einen Schatten auf den Fußball geworfen. Wir hoffen, dass die Veränderungen in der FIFA die Reformen vorantreiben und dazu beitragen werden, das Vertrauen der Fans auf der Welt zurückzugewinnen."
Nach der Verhaftung mehrerer Fifa-Funktionäre hatten die Großsponsoren bereits ihre Sorge um den Schaden für das Image der Fifa und für ihre eigene Werbung geäußert. Öffentlich hatten sie sich zwar nicht ausdrücklich gegen die Wiederwahl Blatters ausgesprochen. Dennoch sei der langjährige Verbandspräsident selbst zum Problem für die Sponsoren geworden, sagte Marketing-Professor Miro Copic von der Universität San Diego. "Sie werden nun weniger angespannt sein", sagte Copic Reuters. Denn Blatter sei als Dreh- und Angelpunkt der Fifa "eine der größten Herausforderungen gewesen." Sein Rücktritt habe bei Marketing-Teams rund um die Welt "Seufzer der Erleichterung" ausgelöst.
Quelle: ntv.de, mbo/DJ