Anwohner fürchten Fracking Südengland hat riesige Ölvorkommen
09.04.2015, 15:37 Uhr
Die Förderung der Ölreserven könnte problematisch werden.
(Foto: REUTERS)
Probebohrungen in Südengland fördern erstaunliches zutage: Die dortigen Ölreserven sind weitaus größer als bislang angenommen. So groß, dass Investoren sich bereits die Hände reiben. Doch für viele Anwohner sind das keine guten Nachrichten.
Im Süden Englands könnte weit mehr Öl unter der Erde liegen als bisher gedacht. Probebohrungen hätten ergeben, dass dort 50 bis 100 Milliarden Barrel Öl (je 159 Liter) lagerten. Damit seien die Ölvorkommen in der Region um ein Vielfaches größer als angenommen und hätten "nationale Bedeutung", sagte der Chef der Firma UK Oil and Gas Investments (UKOG), Stephen Sanderson, der BBC. Die Investmentfirma beteiligt sich unter anderem an Bohrungen nahe des Londoner Flughafens Gatwick.
Allerdings könne nur ein Bruchteil des Vorkommens, 3 bis 15 Prozent, gefördert werden. 2014 waren Experten noch von einem Ölvorkommen von rund 4,4 Milliarden Barrel in der Gegend ausgegangen. Im Süden Englands wird in der Region Weald an mehreren Orten Öl gefördert. Sie erstreckt sich über die Grafschaften Kent, Sussex, Surrey and Hampshire.
Fracking wird wohl eine Option sein
Der Löwenanteil der britischen Ölproduktion kommt allerdings aus der Nordsee, vor allem aus Feldern vor der schottischen Küste. Nach Angaben des Energieministeriums förderte Großbritannien im vergangenen Jahr 39,7 Millionen Tonnen Öl (Erdgaskondensate eingeschlossen), das entspricht 283,6 Millionen Barrel. Rund um die Bohrlöcher in Südengland fürchten Anwohner, dass Ölfirmen den Rohstoff mit der umstrittenen Fracking-Methode an die Oberfläche holen wollen.
UKOG hat nach eigenen Angaben aber keine Fracking-Pläne. Das Öl, das in rund 760 bis 900 Metern Tiefe liege, lasse sich auch anders fördern. Um wirklich Geld mit den Bohrungen zu verdienen, müsse man früher oder später dennoch auf Fracking zurückgreifen, sagte Geowissenschaftler Alastair Fraser vom Londoner Imperial College der BBC.
Umweltschützer kritisierten den Wirbel um die neuen Zahlen als "Rückschritt ins 19. Jahrhundert". Die Freude über neu entdecktes Öl missachte alles, was die Menschheit über den Klimawandel gelernt habe, sagte Doug Parr, ein Wissenschaftler von Greenpeace.
Quelle: ntv.de, fma/dpa