Wirtschaft

"Europa ist am Zug" Tsipras hat alles getan

Griechenlands Regierungschef Tsipras wirft Europa den Ball wieder zu.

Griechenlands Regierungschef Tsipras wirft Europa den Ball wieder zu.

(Foto: REUTERS)

In der griechischen Schuldenkrise sieht die Athener Regierung sich nicht mehr in der Bringschuld. "Wir haben getan, was wir tun mussten, jetzt ist Europa dran", sagt der griechische Regierungschef Alexis Tsipras. Das könnte Europa anders sehen.

Der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras stand an diesem Wochenende vor einer neuen Kraftprobe - diesmal in der Heimat: Er musste dem Zentralkomitee seiner Linkspartei Syriza Rede und Antwort stehen über die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern. Und fand Worte, die den teilweise gegen ihn rebellierenden Parteigenossen gefallen haben dürften:

"Wir haben getan, was wir tun mussten, jetzt ist Europa dran", so Tsipras. Griechenland sei "auf den letzten Metern einer schmerzhaften und schwierigen Phase". Die Mehrheit der Griechen erwarteten eine "lebensfähige Lösung und nicht nur eine Einigung."

"Wir haben Zugeständnisse gemacht, aber wir haben auch unsere Grenzen", betonte der Regierungschef auf der Veranstaltung in Athen. Er werde unvernünftigen Forderungen, etwa bei der Höhe der Mehrwertsteuer oder einer weiteren Öffnung des Arbeitsmarktes, nicht nachgeben, versicherte Tsipras.

Tsipras zieht rote Linien

Tsipras warf "einigen Vertretern der Gläubiger" vor, von den Liquiditätsproblemen Griechenlands zu profitieren. Seine Regierung werde keine "irrationalen Forderungen" erfüllen und darauf bestehen, dass bestimmte "Linien nicht überschritten werden". So werde Athen nicht über eine "großangelegte Deregulierung" des Lohnsystems diskutieren und auch keiner weiteren Senkung der Renten zustimmen.

Aus Europa kamen jedoch Stimmen zurück, die sich nicht danach anhörten, als ob Griechenland schon alles zur Zufriedenheit aller getan hätte: Frankreichs Finanzminister Michel Sapin drängt weiterhin auf eine schnelle Einigung der Gläubiger mit Athen. Ein Austritt aus der Eurozone wäre eine "Katastrophe" für Griechenland und "ein Problem für die Eurozone", sagte Sapin nach einem Treffen mit seiner portugiesischen Kollegin Maria Luis Albuquerque in Lissabon.

Erst am Freitag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, sie sehe keine rasche Lösung der Griechenland-Krise. "Es ist noch eine ganze Menge zu tun", sagte sie nach einem Treffen mit Tsipras in Riga. Athen müsse noch "sehr, sehr intensiv" mit den Gläubiger-Institutionen verhandeln, bevor frisches Geld fließe, sagte Merkel weiter.

Griechenland weit abgeschlagen

In einem Standortvergleich der Industrieländer belegt Griechenland derzeit abgeschlagen die letzten Plätze. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Danach zählen die politisch-rechtlichen, die soziokulturellen und die ökonomischen Rahmenbedingungen zu den schlechtesten in den OECD-Ländern.

Wirtschaftlich liegt Griechenland am Boden, die Arbeitslosigkeit ist weiter extrem hoch. Auch im direkten Vergleich mit den EU-Ländern Portugal und Spanien, die Krisen durchlaufen haben, sei Griechenland das klare Schlusslicht, etwa bei Rechtsstaatlichkeit, Beschäftigung und Verschuldung und ganz besonders eklatant bei der Korruptionskontrolle, hieß es. Im weltweiten Vergleich der 174 untersuchten Länder findet sich Griechenland mehrfach am Ende des Rankings, etwa hinsichtlich der Arbeitslosenquote (Platz 171) und der Staatsverschuldung (Platz 173). Nur bei der Lebenserwartung erreiche Griechenland mit Rang 18 das mittlere Niveau der übrigen OECD-Länder.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen