Ausverkauf bei Big Tech US-Börsen auf fragilem Erholungskurs
05.08.2024, 23:45 Uhr Artikel anhören
Die Sorge vor einer Rezession zog die Aktienmärkte weltweit nach unten.
(Foto: AP)
Die in der Vorwoche begonnene Talfahrt an der Wall Street setzt sich auch am Montag fort. Gleich zu Handelsbeginn sacken die Indizes ab, ehe eine wacklige Erholungsbewegung einsetzt. Zwischenzeitlich verlieren Nvidia bis zu 15 Prozent, bei Apple sind es zeitweise mehr als zehn Prozent.
Die Furcht vor einer Rezession hat den Ausverkauf vor allem bei Technologie-Aktien an der Wall Street weiter vorangetrieben. Der tech-lastige Nasdaq-Index stürzte zum Handelsstart am Montag um mehr als sechs Prozent ab, bevor sich die Verluste eingrenzten. Am Ende schloss der Index 3,4 Prozent tiefer bei 16.200 Zählern. Der Dow-Jones-Index gab 2,6 Prozent nach auf 38.703 Stellen, der breit gefasste S&P 500 3,0 Prozent auf 5186 Punkte.
Weltweit zog die Sorge vor einem Einbruch der Weltwirtschaft die Aktienmärkte nach unten. Von Asien bis Europa mussten die Börsen schwere Verluste einstecken. Besonders heftig traf es den japanischen Nikkei-Index, der um 12,5 Prozent abrutschte und damit den größten Verlust seit 37 Jahren einfuhr. Auch in Europa warfen Anleger scharenweise Aktien aus ihren Depots. Der Dax gab in der Spitze um bis zu 3,6 Prozent nach, bevor er sich knapp zwei Prozent schwächer verabschiedete.
Der als "Angstbarometer" der Wall Street bekannte Volatilitätsindex zog zugleich sprunghaft an. Händler führten die Kurseinbrüche zum Teil auch auf die Abwicklung sogenannter Carry-Trade-Positionen zurück. Dabei nimmt der Anleger einen Kredit in der Währung eines Landes auf, in dem die Zinsen niedrig sind, wie Japan oder der Schweiz. Mit diesem Geld finanziert er dann Investitionen in hochrentierliche Vermögenswerte in anderen Ländern.
Leicht beruhigende Wirtschaftsdaten
Für etwas Erleichterung sorgte im Handelsverlauf der US-Dienstleistungssektor, der laut einem Konjunkturbarometer im Juli wieder zulegte und damit Sorgen vor einer heraufziehenden Rezession dämpfte. Auch die US-Notenbank versuchte die Märkte angesichts der wachsenden Rezessionssorgen von Investoren zu beruhigen. Es gebe zwar eine gewisse Schwäche am Arbeitsmarkt, auf die die Zentralbank ein Auge haben müsse, sagte der Chef des Notenbankbezirks Chicago, Austan Goolsbee, dem Sender CNBC. Doch sehe es noch nicht nach einer Rezession aus. Zugleich müssten die Währungshüter auf die Konjunkturentwicklung achten, um nicht eine zu straffe geldpolitische Linie zu fahren.
Die Konjunktursorgen veranlassen derzeit viele Investoren an den Terminmärkten dazu, auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed um einen halben Prozentpunkt zu setzen. Noch vor einem Monat gingen nahezu alle Marktteilnehmer maximal von einem viertel Prozentpunkt aus. "Und eigentlich wäre die bevorstehende Zinswende Grund für gute Laune bei den Anlegern gewesen. Doch die Sorge über eine Konjunkturabkühlung wiegt derzeit wohl schwerer", kommentierte Christian Henke, Analyst vom Broker IG.
Die Erwartung einer kräftigeren Zinssenkung als geldpolitische Hilfe für die Wirtschaft drückte den Dollar-Index um bis zu ein Prozent auf 102,16 Punkte. Zum japanischen Yen schwächte sich der Dollar um mehr als zwei Prozent ab. Die Renditen der US-Staatsanleihen fielen auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Die Differenz zwischen zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen wurde zum ersten Mal seit Juli 2022 positiv, was Experten als Hinweis deuten, dass die US-Wirtschaft auf einen Abschwung zusteuert.
Millionenverluste der "Glorreichen Sieben"
Bei den Einzelwerten brachen Apple-Aktien zeitweise mehr als zehn Prozent ein, am Ende schloss das Papier 4,8 Prozent schwächer. Dem iPhone-Konzern setzte zusätzlich zu den Konjunktursorgen zu, dass die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett ihren Anteil um fast 50 Prozent reduziert hat.
Titel des Chip-Herstellers Nvidia rutschten in der Spitze um rund 15 Prozent ab, nachdem sich Berichten zufolge die Markteinführung von einigen Chips für künstliche Intelligenz aufgrund von Konstruktionsfehlern verzögern werde. Im Verlauf erholte sich die Aktie wieder etwas und schloss 6,4 Prozent tiefer. Intel büßten nach dem Kursdebakel nach enttäuschenden Geschäftszahlen in der Vorwoche weitere 6,6 Prozent ein. Federn ließen auch Microsoft und Alphabet. Die Verluste bei Aktien der sogenannten "glorreichen Sieben", zu denen neben Nvidia, Apple, Microsoft und Alphabet auch noch Amazon, Meta und Tesla gehören, summierten sich zeitweise auf rund 800 Milliarden Dollar Börsenwert.
Steil nach unten ging es zudem für Kryptowährungen. Die umsatzstärkste Cyber-Devise, der Bitcoin, brach zeitweise um mehr als 20 Prozent auf bis zu 49.578 Dollar ein und lag am Abend bei etwa 53.800 Dollar. Die Krypto-Miner CleanSpark, Bitfarms, Riot Platforms und Marathon Digital verloren zeitweise zwischen zwölf und 25 Prozent. "Alles, was mit Risiko zu tun hat, wird in solchen Momenten gemieden", konstatierte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
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Quelle: ntv.de, ino/rts