Offener Streit hinter den Kulissen? VW-Aufsichtsrat muss Wogen glätten
08.04.2016, 22:42 Uhr
Streit mit Markenvorstand Diess: VW-Betriebsratschef Bern Osterloh.
(Foto: REUTERS)
In Wolfsburg liegen die Nerven blank: In aller Öffentlichkeit legt sich VW-Betriebsratschef Osterloh mit VW-Markenvorstand Diess an. Zu Wochenbeginn kommt der Aufsichtsrat zusammen. Das Gremium muss gleich mehrere Brandherde löschen.
Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates wird Insidern zufolge bei dem Treffen zu Beginn kommender Woche auch über den Streit zwischen Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess sprechen. Das Treffen sei schon länger geplant, hieß es aus Wolfsburg.
Zur Sprache kämen auch die Bonuszahlungen, über die zuletzt berichtet worden war. Weiterer Punkt sei zudem der Stand der Untersuchungen der US-Anwaltskanzlei Jones Day, die seit Herbst daran arbeitet, die Hintergründe und Verantwortlichen des Abgasskandals zu ermitteln. Zudem werde es bei der Sitzung um die finanzielle Situation des Konzerns gehen, die wegen der Kosten der Manipulation von Abgaswerten angespannt ist.
"Vertrauensproblem" bei VW
Zuletzt war der Streit zwischen Betriebsrat und dem Markenvorstand eskaliert. In einem Brief an die Belegschaft sprachen Osterloh und sechs Betriebsratsvorsitzende verschiedener VW-Standorte von einem "gravierenden Vertrauensproblem" zwischen dem Markenvorstand und den Arbeitnehmervertretern. Sie befürchten einen Stellenabbau unter Diess, der die Hauptmarke VW mit Sparmaßnahmen auf Vordermann bringen will.
Der VW-Betriebsrat warf Diess in dem auszugsweise veröffentlichten Schreiben "Unzuverlässigkeit" vor. "So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren", heißt es wörtlich in dem Brief, den Betriebsratschef Osterloh mit unterzeichnete.
"Das Gespräch hat es nicht gegeben"
Volkswagen-Markenchef Diess soll daraufhin gegenüber dem Betriebsrat angeblich sogar eine Art Vertrauensfrage gestellt haben: "Soll ich gehen?" Die Antwort habe "nein" gelautet, heißt es im Bericht des "Spiegel". Osterloh wies die Darstellung einer weiteren Zuspitzung zurück. "Das ist eine Falschmeldung", ergänzte ein Sprecher des Betriebsrats. "Das angebliche Gespräch am gestrigen Donnerstag, in dem Herr Diess Herrn Osterloh gefragt haben soll, ob er gehen soll, hat es nicht gegeben."
Diess, der erst im Sommer 2015 zu VW stieß, soll die Marke VW wieder rentabler machen. Bereits im Oktober verkündete er ein Sparprogramm. Es sieht unter anderem vor, die Investitionen für die Kernmarke pro Jahr um eine Milliarde Euro zu kürzen. Stellenstreichungen in der Kernbelegschaft schloss Diess bislang aus - Jobstreichungen unter Leiharbeitern dagegen nicht.
Das Klima zwischen Osterloh und dem im vergangenen Jahr von BMW zu VW gewechselten Diess gilt als extrem belastet. Der "Spiegel" hatte zudem berichtet, die VW-Vorstände pochten trotz der Krise auf hohe Bonuszahlungen und wollten nicht völlig auf sie verzichten. Von Verzicht sei nie die Rede gewesen, erklärte ein VW-Sprecher dazu.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts