Wirtschaft

Betriebsrat: "Frechheit" VW legt erstes Lohnangebot vor

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(Foto: dpa)

Sie brächten dem Konzern gutes Geld, sagt die Gewerkschaft und will ein sattes Lohnplus für die Beschäftigten. Doch Volkswagen bleibt in der Deckung - nicht ohne Grund. Die Arbeitnehmer toben und sprechen von einem "abgekupferten Angebots".

Volkswagen will die Löhne der 115.000 Beschäftigten in Westdeutschland nicht stärker anheben als in der übrigen Metall- und Elektroindustrie. Der Wolfsburger Autobauer unterbreitete der IG Metall das gleiche Angebot wie die Arbeitgeber zuvor in den bundesweiten Flächentarifverhandlungen für die Branche, die parallel laufen: 2,2 Prozent mehr Lohn. "Wir haben bei unserem Angebot die zunehmend schwierige gesamtwirtschaftliche Lage auf vielen Märkten im Blick", begründete VW-Personalleiter Martin Rosik die Entscheidung.

Die Gewerkschaft reagierte erbost. Verhandlungsführer Hartmut Meine drohte VW eine schärfere Gangart an. Betriebsratschef Bernd Osterloh bezeichnete das Lohnangebot als "Frechheit". VW verdiene in Westeuropa und auf dem deutschen Markt gutes Geld, das die Beschäftigten mit ihrem Einsatz und in zahlreichen Sonderschichten erwirtschaftet hätten. "Was wir hier als Scheinangebot vorgelegt bekommen haben, ist den Beschäftigten gegenüber respektlos." Er rief das Management auf, das Angebot in der nächsten Verhandlungsrunde Anfang März nachzubessern. "Diese Belegschaft kann nicht nur arbeiten – wenn es darauf ankommt, kann sie auch für gerechte Entlohnung kämpfen", sagte Osterloh. Über 90 Prozent der Belegschaft bei VW sind in der IG Metall organisiert. Die Gewerkschaft fordert sowohl bei VW als auch bundesweit 5,5 Prozent mehr Geld.

VW hat ein Sparprogramm aufgelegt und will die Kosten der Hauptmarke in den nächsten Jahren um fünf Milliarden Euro kappen. Der Betriebsrat hält sogar mehr für möglich, wenn Doppelarbeit wegfiele und das Geld nicht mit vollen Händen ausgegeben würde. Die Löhne der Mitarbeiter dürften darunter aber nicht leiden.

VW will Aufschub

VW will die Einkommen erst nach zwei so genannten Nullmonaten erhöhen. Bei einer Laufzeit eines neuen Tarifvertrages bis Ende Februar 2016 würde dies bedeuten, dass die Einkommen erst Anfang Mai dieses Jahres angehoben werden.

Bei den darüber hinausgehenden qualitativen Forderungen der Gewerkschaft signalisierte Volkswagen Entgegenkommen: Für 2015 und 2016 sagte das Management die geforderten 1400 Lehrstellen zu. In den nächsten Monaten sollen zudem Gespräche über einen "Zukunftsplan gute Arbeit" beginnen. Dabei soll es aus Sicht der IG Metall um Arbeitsbedingungen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gehen.

Die Gewerkschaft handelt bei VW traditionell einen Haustarif aus. In der Vergangenheit hatten die Arbeiter in den westdeutschen VW-Werken dank ihrer Sonderstellung deutlich mehr verdient als ihre Kollegen in der übrigen Branche. Dies hat sich nach einer Sparrunde vor zehn Jahren geändert. Seitdem haben sich die Löhne schrittweise denen in der bundesweiten Metall- und Elektroindustrie angenähert. Daneben erhalten die Beschäftigten bei VW nach wie vor eine Gewinnbeteiligung.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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