Fahrzeuge in Australien VW stoppt Verkauf einiger Dieselmodelle
03.10.2015, 16:10 Uhr
Ein Messschlauch eines Gerätes zur Abgasuntersuchung für Dieselmotoren steckt im Auspuffrohr eines VW Golf 2.0 TDI.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Manipulation von Abgaswerten bei VW-Dieselfahrzeugen zieht ihre Spur rund um den Globus. Viele Länder ermitteln gegen VW. In Australien werden einige Modelle nicht mehr verkauft. Die US-Umweltbehörde erwägt strengere Regeln für die ganze Branche.
Wegen des Abgas-Skandals stellt Volkswagen den Verkauf einiger Diesel-Fahrzeuge in Australien vorübergehend ein. Fahrzeuge mit 1,6- oder 2,0-Liter-EA189-Motoren sollen vorerst vom Markt genommen werden, teilte der Autohersteller mit.
"Der Verkaufsstopp wird in Kraft bleiben, bis wir das Abgasproblem dieser Fahrzeuge gelöst haben", betonte VW Australia. In Australien sind schätzungsweise 40.000 Dieselfahrzeuge von dem Abgasskandal betroffen. Die Regierung in Canberra hatte am Freitag Mitglieder der Geschäftsführung von VW und Audi aufgefordert, in der kommenden Woche über das genaue Ausmaß der Nutzung manipulierter Abgastests in Australien zu berichten. Den Autoherstellern drohen Milliardenstrafen wegen möglicher Verstoße gegen australische Gesetze.
In Deutschland rieten Experten Anleger unterdessen davon ab, zu schnell Klagen gegen VW zu erheben. Dafür sei ein Jahr Zeit. "Es gibt keine harten Informationen darüber, ob VW seine Ad-hoc-Pflichten verletzt hat", sagte der Hauptgeschäftsführer der Aktionärsschützer-Vereinigung DSW, Marc Tüngler, der "Rheinischen Post". Er warnte: "Die einzigen, die von einer schnellen Klage profitieren, sind die Anwälte. Aber eine schnelle Klage ist keine gute Klage, denn sie ist risikoreicher."
Es drohen Milliardenforderungen
Ende der Woche hatte der erste Privatanleger in Deutschland Klage eingereicht. Der Aktionär hatte erst kürzlich VW-Aktien verkauft und durch den Kursverlust nach Bekanntwerden des Abgasskandals 60 Euro pro Aktie eingebüßt. Insgesamt fordert der Mann aus Baden-Württemberg 20.000 Euro Entschädigung. Die Tübinger Kanzlei Tilp, die ihn vertritt, will ein sogenanntes Musterverfahren nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) führen. Die erste Klage soll dafür die Grundlage bilden. Weitere private und institutionelle Kläger stünden bereit, sagte Tilp-Anwalt Axel Wegner n-tv.de. Die Anwälte versuchen, das Verfahren zu beschleunigen. Sie argumentieren mit unterschiedlichen Verjährungsfristen für die mannigfaltigen Verstöße, die sie sehen.
Auch in vielen anderen Ländern drohen Prozesse. Die Regierungen in Frankreich und Spanien erwägen, gezahlte Subventionen zurückzufordern. In Amerika muss der US-Chef von Volkswagen, Michael Horn, am 8. Oktober, im Kongress aussagen. Die US-Umweltbehörde EPA hält derweil auch schärfere Regeln für die gesamte Branche für möglich. Falls schärfere Emissionstests weitere Probleme ans Licht brächten, könnten weitergehende Änderungen notwendig werden, sagte Christopher Grundler, der bei der EPA für Verkehr und Luftqualität zuständig ist.
Im Krisenmodus
In Mexiko stehen die VW-Bänder an diesem Samstag still. Auch in Australien drohen Geldstrafen in Millionenhöhe. Schätzungen zufolge könnten am anderen Ende der Welt bis zu 50.000 VW und Audi mit Dieselmotoren mit der fraglichen Abschalteinrichtung ausgestattet sein. Schon bald will sich der Aufsichtsrat wieder zu Krisen-Beratungen treffen.
Die Manipulation von Abgaswerten bei Diesel-Fahrzeugen war vor zwei Wochen in den USA entdeckt worden. Im Zentrum des Skandals steht eine Software, die VW zufolge weltweit in bis zu elf Millionen Fahrzeugen installiert ist. Allein in Deutschland sind rund 2,8 Millionen Fahrzeuge betroffen.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa