Rückstellungssumme unklar Was kostet VW die Schummelei?
05.11.2015, 19:39 Uhr
Ein alter VW Käfer liegt auf einem Gabelstapler bei einem Autoverwerter in Peine (Niedersachsen).
(Foto: dpa)
Der Abgas-Skandal kommt Volkswagen zweifellos teuer zu stehen. In Wolfsburg ist das Ausmaß der finanziellen Belastung noch nicht absehbar. Am kommenden Montag befasst sich der Aufsichtsrat mit dem Problem.
Für Volkswagen sind die finanziellen Folgen der Ausweitung des Abgas-Skandals noch nicht absehbar. Die Höhe der Rückstellungen, die wegen der falschen CO2-Werte nötig würden, stehe noch nicht fest, sagte ein Manager mit Kenntnis der internen Diskussionen.
VW hatte am Dienstag bekanntgeben, dass bei der Typ-Zulassung von rund 800.000 Fahrzeugen zu niedrige Kohlendioxid-Werte angegeben und damit auch falsche Verbrauchsangaben gemacht wurden. Das wirtschaftliche Risiko hatte der Autobauer auf etwa zwei Milliarden Euro beziffert. Bisher ist unklar, ob diese Summe reichen wird.
Volkswagen hat bereits wegen der Manipulation von Diesel-Emissionswerten bei elf Millionen Fahrzeugen für Rückrufe 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Analysten der französischen Bank Exane BNP Paribas schätzen, dass für die Entschädigung von Kunden wegen falscher Verbrauchswerte und den Wertverlust der Autos weitere vier Milliarden Euro nötig werden könnten.
Die Bundesregierung will den Wolfsburger Autokonzern zudem per Gesetz zu fälligen Kfz-Steuer-Nachzahlungen zwingen. Die Steuer richtet sich auch nach dem CO2-Ausstoß. Wenn dieser Wert falsch ist, werden womöglich Steuernachzahlungen fällig. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass dies insgesamt etwa 100 Millionen Euro im Jahr sind.
Kontrollgremium tagt am Montag
Der VW-Aufsichtsrat wird sich am kommenden Montag mit der Aufklärung des Abgas-Skandals befassen. Dabei dürfte Insidern zufolge auch über das Ausmaß der Schummelei bei CO2-Werten und die Konsequenzen beraten werden. Bereits am Sonntag trifft sich laut Unternehmensinsidern ein Sonderausschuss des Kontrollgremiums, der zur Aufarbeitung des Skandals eingesetzt wurde.
Als Konsequenz aus den jüngsten Vorwürfen der US-Umweltbehörde EPA hat nun auch VW den Touareg-Verkauf in den USA vorübergehend gestoppt. Zuvor hatten bereits die Schwestermarken Audi und Porsche dies für ihre Fahrzeugtypen veranlasst.
Die EPA hatte Volkswagen am Montag vorgeworfen, auch bei Sechs-Zylinder-Motoren mit drei Litern Hubraum getrickst zu haben. Betroffen von dem Verkaufsstopp seien der VW Touareg, der Porsche Cayenne sowie die Audi-Modelle Q5, Q7, A6, A7 und A8, sofern sie die fraglichen Dieselmotoren mit sechs Zylindern und 3,0 Litern Hubraum haben, sagte ein VW-Sprecher.
Weniger Neuzulassungen
Um das Diesel-Problem in den USA in den Griff zu bekommen, prüft VW einem Medienbericht zufolge inzwischen den Austausch der betroffenen Fahrzeuge durch Neuwagen. Dies könnte bis zu zehn Milliarden Euro kosten, berichtete das Magazin "Bilanz" vorab. Die Idee, die rund 500.000 betroffenen Diesel-Pkw in den USA auszutauschen sei allerdings im Unternehmen umstritten. Volkswagen äußerte sich nicht dazu.
Inzwischen hinterlässt der Skandal um manipulierte Dieselwerte erste Spuren beim Absatz von Volkswagen in Europa. Nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft LMC Automotive schrumpften die Neuzulassungen des Konzerns in den fünf größten EU-Märkten im Oktober um 2,7 Prozent. Die Konkurrenz legt hingegen zu: Insgesamt seien die Pkw-Zulassungen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien im vergangenen Monat um zwei Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, wne/rts