Wirtschaft

Aktien im freien Fall Wieso werden die Börsen nicht geschlossen?

Anlegern macht die Börse derzeit keine Freude.

Anlegern macht die Börse derzeit keine Freude.

(Foto: picture alliance/dpa)

Trotz der heftigen Kursschwankungen weltweit bleibt der deutsche Aktienmarkt während der Coronavirus-Krise geöffnet. Die Deutsche Börse hat nicht vor, das zu ändern.

An den Börsen herrscht Corona-Ausverkauf, es geht dort kräftig abwärts. Die Ersparnisse von Anlegern lösen sich in Luft auf, der Dax hat in den vergangen vier Wochen knapp 40 Prozent an Wert eingebüßt. Deutsche Konzerne könnten angesichts des Kursverfalls zum Übernahmeziel werden. Da stellt sich die Frage: Wieso wird der Handel nicht ausgesetzt, bis sich die Lage zumindest einigermaßen beruhigt hat?

Dax
Dax 24.151,13

Für die Deutsche Börse ist die durch die Coronavirus-Krise ausgelöste Talfahrt am deutschen Aktienmarkt kein Grund, den Handel einzustellen. "Die Folge einer Schließung der Märkte wäre Intransparenz. Die Folge hiervon wäre noch größere Unsicherheit", sagt ein Unternehmenssprecher. Die Verwerfungen an den Märkten würden dann noch drastischer. Gerade in turbulenten Zeiten sei eine transparente und faire Preisbildung erforderlich, wie sie an Aktienmärkten stattfinde. "Gerade in Zeiten hoher makroökonomischer Unsicherheit ist es wichtig, dass Börsen geöffnet sind, damit Marktteilnehmer in der Lage sind, ihre Risiken zu steuern", so der Sprecher.

Sind die Börsen geschlossen, kommen Anleger nicht mehr an ihr Geld - obwohl sie es in diesen Krisenzeiten vielleicht besonders dringend brauchen. "Es ist wichtig, dass die Märkte offen bleiben und die normalen Handelszeiten eingehalten werden, um die Vorteile der Preisfindung und den Zugang der Gesellschaft zu liquiden Mitteln zu sichern", argumentiert die World Federation of Exchanges (WFE), der weltweite Verband der Handelsplätze, zu dessen Mitgliedern die Deutsche Börse zählt.

Kurze Unterbrechungen möglich

Es gibt allerdings Schutzmaßnahmen, auf die der Börsenbetreiber bei Turbulenzen zurückgreifen kann. Eine wesentliche ist die so genannte Volatilitätsunterbrechung. Bei extremen Preisausschlägen eines Wertpapiers wird der Handel gestoppt. In dieser Zeit werden in einer Auktion alle Kauf- und Verkaufsaufträge gesammelt und anschließend ein neuer Preis ermittelt. Dann wird der Handel wieder aufgenommen.

Selbst wenn die Börse den Handel angesichts der Corona-Wirren den Handel einstellen wollte: Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage. Nur etwa bei technischen Störungen oder bei Hinweisen auf Marktmanipulation kann die Geschäftsführung der Börse der Handel insgesamt oder für einzelne Wertpapiere aussetzen.

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin darf der Deutschen Börse einer Sprecherin zufolge eine solche Maßnahme nicht vorschreiben. Ein solcher Schritt könnte allenfalls von der Bundesregierung beschlossen werden, was Marktexperten aber derzeit für äußerst unwahrscheinlich halten.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen