Index sackt ab ZEW: "Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein"
13.08.2024, 12:04 Uhr Artikel anhören
"Eine nennenswerte Konjunkturerholung im dritten Quartal bleibt ein unerfüllter Wunsch", sagt Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
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Die Unsicherheiten werden nicht weniger: Wie geht es der US-Wirtschaft, was passiert mit den Zinsen, wie weiter in Nahost. Finanzanalysten blicken deutlich pessimistischer auf die kommenden Monate. Eine spürbare Konjunkturerholung ist bislang nicht in Sicht.
Die Erwartungen von Börsenprofis für die deutsche Konjunktur sind im August so stark eingebrochen wie seit zwei Jahren nicht mehr. "Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein", kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. Dazu beigetragen hätten etwa "enttäuschende Geschäftszahlen" der US-Wirtschaft, eine unklare Geldpolitik und wachsende Sorgen über eine Eskalation des Nahost-Konflikts.
Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank um 22,6 Punkte auf 19,2 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 152 Analysten mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 32,0 Punkte gerechnet. Das Barometer für die aktuelle Lage gab ebenfalls nach, und zwar um 8,4 Punkte auf minus 77,3 Zähler. Im Vormonat, als die Erwartungen erstmals seit einem Jahr gesunken waren, hatte sich die Einschätzung der aktuellen Lage noch verbessert.
Die Indexwerte zu den Aussichten für den Euroraum, die USA und China geben ebenfalls deutlich nach. "Dadurch fallen bei den deutschen Branchen insbesondere die Erwartungen der exportintensiven Sektoren", sagte Wambach weiter. Das lasse vermuten, dass die Konjunkturaussichten weiter unter dem Eindruck hoher Unsicherheit stehen. "Diese Unsicherheit äußerte sich zuletzt auch in den Kurseinbrüchen auf den internationalen Aktienmärkten", sagte der ZEW-Präsident.
Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch zu einem Wachstum von 0,2 Prozent gereicht hatte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen. "Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben ungünstig und es fehlt an einer Initialzündung", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Eine nennenswerte Konjunkturerholung im dritten Quartal bleibt ein unerfüllter Wunsch."
Das ZEW fragt für den Index monatlich Expertinnen und Experten von Banken, Versicherungskonzernen und Finanzabteilungen von Großunternehmen nach ihren Einschätzungen zu wichtigen internationalen Finanzmarktdaten, die Aufschluss über die weitere Konjunkturentwicklung geben. Dazu gehören Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkurse und der Ölpreis. Der ZEW-Index gilt als wichtiger Indikator für die künftige ökonomische Entwicklung Deutschlands.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP