
Insgesamt werden 2800 Teilnehmer zu der fünftägigen Konferenz in dem Schweizer Alpenort erwartet, darunter mehr als 60 Staats- und Regierungschefs.
(Foto: REUTERS)
Die Kriege in der Ukraine und Nahost, Sorgen um die Zukunft Taiwans, die drohende Rückkehr Donald Trumps: Die Agenda des Weltwirtschaftsforums in Davos ist politisch wie lange nicht. Selten kamen so viele Top-Politiker in die Schweizer Berge. Dabei sein ist aber so teuer wie nie.
Davos als Auslaufmodell? Von wegen! Die Kritiker, die dem kostspieligen und Jahr für Jahr aufwendig zelebrierten WEF-Jahrestreffen in den Schweizer Bergen das Abdriften in die Bedeutungslosigkeit bescheinigten, werden eines Besseren belehrt. Das liegt auch daran, dass sich Themen wie Klima und Gender in der Agenda des Treffens deutlich seltener finden. Stattdessen bestimmen die Kriege in der Ukraine und Nahost, die Entwicklung in Taiwan, die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA, mögliche Demokratie-Risiken durch Künstliche Intelligenz und Lieferketten-Probleme die Diskussionsrunden. Und die sind prominent besetzt wie lange nicht. Viele der relevanten Akteure kommen nach Davos, was die Bedeutung der Veranstaltung unter dem Motto "Vertrauen wieder aufbauen" stärkt. Davos ist wieder in aller Munde - und floriert.
Ab diesem Montag reisen nicht nur mehr Top-Entscheider aus Wirtschaft und Politik in den Graubündner Bergort als in den Vorjahren. Es kommen relevante Top-Shots: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Israels Präsident Isaac Herzog, Chinas Ministerpräsident Li Qiang, US-Außenminister Antony Blinken. Dazu noch Spitzenpolitiker wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Argentiniens Präsident Javier Milei und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz kommt nicht. Dessen Rede im vergangenen Jahr zeigte eh wenig Wirkung. Aus Berlin reisen unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner an.
Und ganz so, als wolle man noch einen draufsetzen, wurde in Davos noch am Sonntag - einen Tag vor der feierlichen Eröffnung des Treffens - eine "Friedensformel-Konferenz" zur Zukunft der Ukraine abgehalten. Bis zum späten Abend und mit ranghohen Beamten aus rund 70 Ländern. Sozusagen als Vorglühen, bevor Ukraine-Präsident Selenskyj in Davos spricht.
Weil sich das WEF die Diskussion um geopolitische Brandherde in den Mittelpunkt hebt, steigen die Bedeutung des Treffens - und die Preise. Unternehmen, die Partnerschaften mit dem Veranstalter eingehen, müssen deutlich mehr bezahlen als in den Vorjahren. Eine strategische Partnerschaft kostet mindestens 850.000 Franken, das sind umgerechnet rund 909.000 Euro. Inbegriffen ist das Recht, bis zu fünf Eintrittskarten zu kaufen. Dafür fallen dann nochmal 27.000 Franken an – pro Person. Politiker, Wissenschaftler. NGO-Vertreter, besonders herausragende Talente und Journalisten müssen aber nichts zahlen.
Es wird immer teurer
Außerhalb des Kongresszentrums zahlen sie freilich auch. Und auch hier explodieren die Preise. Hotels und Restaurants haben sie ein weiteres Mal angehoben. Die Vermieter der vielen Einzelhandelsflächen entlang der Promenade, wo nahezu alle Möbel- und Modeläden zu Empfangsräumen internationaler Unternehmen oder Landesvertretungen umgebaut wurden, tun dies auch. So verschiebt sich das öffentliche Bild. Wo im vergangenen Jahr noch Indien Hof hielt, wird jetzt über Künstliche Intelligenz informiert. Wo Banken früher zum Davos-Dinner luden, machen sich in diesem Jahr saudische Repräsentanzen breit. Die Investments scheinen sich zu lohnen - noch stärker als früher. Man will dabei sein, Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn man nebenan im Kongresszentrum die geopolitischen Krisenthemen bespricht.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen scheinen durch die Polit-Probleme an die Seite gedrängt zu werden. Wenngleich es sie natürlich gibt. Hat ein Land politische Probleme, nehmen auch Wirtschaft und Unternehmen Schaden. Gut möglich, dass man das beim Treffen im kommenden Jahr in den Mittelpunkt rückt.
Quelle: ntv.de