Dow zieht schwach ins Wochenende Dax beendet stärksten Monat seit 2009
30.10.2015, 21:30 Uhr
(Foto: imago/Westend61)
Ein sensationeller Börsen-Monat endet standesgemäß - mit einem Plus. Zwar fällt das im Dax nicht groß aus, dennoch reicht es für den stärksten Monatsgewinn seit sechseinhalb Jahren. Die Jahresendrally läuft, die EZB lockt mit frischem Geld.
Mit einem kleinen Plus verabschiedet sich der Dax ins Wochenende und beendet gleichzeitig einen Börsenmonat, der mit einem Plus von rund 12 Prozent der stärkste seit 2009 war. Insgesamt konnte der deutsche Leitindex seit Ende September fast 1200 Punkte zulegen. Der Dax geht mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 10.850 Punkten aus dem Handel. Nach wie vor trägt die Hoffnung auf weitere stützende Maßnahmen der Europäischen Zentralbank die gute Stimmung an den Börsen. Im Fokus des Marktes stand zudem eine neue Flut von Quartalszahlen in Europa.
"Ende Oktober blicken die Investoren auf einen Traum-Monat Oktober zurück, der doch eigentlich als Crash-Monat verrufen ist", kommentiert Daniel Saurenz von Feingold Research. Die Jahresendrally hätte nun richtig angefangen und die Märkte befänden sich mittendrin. Aber er mahnt auch: "Anleger sollten die Welle der Notenbanken mitreiten und gleichzeitig stets wachsam sein. Denn wenn irgendwann die Logik nicht mehr funktioniert, könnte der Ausweg verschlossen sein."
Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA setzten keine Akzente. Die Verbraucherpreise in der Eurozone verharrten wie erwartet im Oktober auf unverändertem Niveau. Ein deutlich über den Erwartungen liegender Chicago-Einkaufsmanagerindex für Oktober, der in den Expansionsbereich vorgerückt war, half ebenfalls nicht. Die meisten regionalen Fed-Umfragen befinden sich weiter im Kontraktionsbereich.
Am Devisenmarkt erholte sich der Euro weiter und stand am späten Nachmittag bei 1,1025 Dollar. Händler äußerten sich übergeordnet zurückhaltend zum Aufwärtspotenzial der Einheitswährung. Der Euro wurde gleich von zwei Seiten in die Zange genommen: zum einen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die EZB ihr Programm zum Aufkauf von Anleihen ausweiten wird. Zum anderen steht nach der Oktober-Sitzung der US-Notenbank wieder eine Leitzinserhöhung in den USA im Dezember im Raum.
Frankfurt: Merck legen nach Kaufempfehlung zu
Der Dax schloss am Ende 0,5 Prozent im Plus auf 10.850 Punkten. Für den MDax ging es 0,3 Prozent nach oben auf 21.175 Zähler. Ein Gewinn von 0,1 Prozent zeigte sich beim TecDax, der auf 1799 Punkte anstieg. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,2 Prozent auf 3408 Punkte.
Zu den größten Dax-Gewinnern zählten die Aktien von Merck, die nach einer Kaufempfehlung durch die Citigroup 2,3 Prozent zulegten. Spitzenreiter waren jedoch die Papiere des Energiekonzerns RWE, die um 5,1 Prozent anzogen.
Auf der Verliererseite standen erneut die Titel der Deutschen Bank, die 0,4 Prozent einbüßten. Die Streichung der Dividende hatte die Aktien am Donnerstag bereits um knapp sieben Prozent ins Minus gedrückt. Größter Verlierer waren allerdings die Aktien von Henkel, die 1,5 Prozent abgaben.
Im MDax kletterten Airbus um 4,0 Prozent in die Höhe und waren am Ende zweitstärkste Aktie in dem Nebenwerteindex. Im dritten Quartal zog der Betriebsgewinn um zwölf Prozent auf 921 Millionen Euro an.
Nach einer erhöhten Prognose griffen Anleger bei den Aktien der Softwarefirma Nemetschek zu. Die Titel des Unternehmens stiegen um bis zu sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 39,81 Euro und schlossen mit einem Plus von 5,5 Prozent weit oben im TecDax.
Börsenaspirant Hapag-Lloyd hatte unterdessen die Preisspanne und die Angebotsstruktur seines geplanten IPO angepasst. Die neue Preisspanne beträgt 20 bis 22 Euro, zunächst waren 23 bis 29 Euro genannt worden. Voraussichtlich am 6. November sollen die Aktien erstmals im regulierten Markt der Frankfurter Börse gehandelt werden.
USA: Leichte Verluste an der Wall Street
Im New Yorker Aktienhandel endet der letzte Börsentag der Woche mit einer leichten, aber deutlich erkennbaren Abwärtsbewegung. Der Dow-Jones-Index gab mit seinen 30 Standardwerten der US-Börsenlandschaft um 0,5 Prozent nach und schloss bei 17.663 Punkten. Der sehr viel breiter gefasste S&P-500 fiel um 0,5 Prozent zurück auf 2079 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq beendete der Composite-Index den Freitagshandel mit einem Abschlag von 0,4 Prozent auf 5053 Punkte.
Im Tagesverlauf galt es, etliche Konjunkturdaten zu verarbeiten. Die US-Verbraucher bleiben angesichts nur langsam steigender Einkommen vorsichtig und geben ihr Geld nur verhalten aus. Verglichen mit dem Vormonat steigerten sie ihre Ausgaben im September etwas verhaltener als vom Markt erhofft.
Die Arbeitskosten in den USA sind im dritten Quartal spürbar gestiegen und haben die Vorhersagen erfüllt. Der stark beachtetet Einkaufsmanagerindex aus Chicago hat die Prognose klar übertroffen und ist in den Expansionsbereich vorgerückt.
In der Arena der Einzelwerte schoben sich die Papiere von ExxonMobil und Chevron trotz schwacher Zwischenberichte nach oben. Im Dow zählten die beiden Öl-Titel mit Gewinnen zwischen 0,6 und 1,1 Prozent zu den gefragtesten Werten. Die Quartalsbilanzen der beiden Ölkonzerne seien nicht ganz so schlecht ausgefallen wie am Markt befürchtet worden war, hieß es. Vor allem der niedrige Ölpreis hatte den Giganten zu schaffen gemacht, weshalb beide nun kräftige Ausgabenkürzungen angekündigt haben.
Um exakt 11 Prozent schnellten an der New Yorker Börse die Anteilsscheine von LinkedIn nach oben. Das Karriere-Netzwerk hatte die Anleger mit überraschend starken Geschäftszahlen und der Anhebung der Jahresziele für Umsatz und Gewinn beeindruckt.
Colgate-Palmolive hingege enttäuschte. Der Zahnpasta- und Reinigungsmittelhersteller litt erneut unter einem starken Dollar und konnte nur wegen Unternehmensverkäufen seinen Gewinn im dritten Quartal steigern, was den Aktien ein Minus von etwas mehr als 4 Prozent einbrockte. Der Pharmakonzern Mylan enttäuschte beim Umsatz, woraufhin diese Papiere etwas weniger als 4 Prozent einbüßten.
In den Blick rückten zudem auch die Aktien des Halbleiterherstellers Atmel, die um knapp 4 Prozent nachgaben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf ein Dokument berichtete, hat sich die einflussreiche Aktionärsberatung ISS gegen eine Übernahme von Atmel durch den Branchenkollegen Dialog Semiconductor gestellt. Sie empfiehlt den Dialog-Aktionären, auf der kommenden Versammlung gegen die Ausgabe neuer Anteilscheine zu stimmen.
Asien: Nikkei schließt zum Wochenende deutlich im Plus
Die Aktienmärkte in Asien haben sich zum Wochenausklang freundlich gezeigt. Besonders in Tokio legten die wichtigsten Indizes zu, nachdem die japanische Notenbank ein Festhalten an ihrer Geldpolitik ankündigte. Ein Zeitungsbericht über ein mögliches Förderprogramm der Regierung mit einem Volumen von umgerechnet etwa 23 Milliarden Euro trug noch zusätzlich zur guten Stimmung bei.
Auch in China tendierten die Märkte im Plus. Hier legten insbesondere Unternehmen zu, die in der einen oder anderen Form mit Babys zu tun haben. Chinas Regierung hatte am Donnerstag ein Ende der Ein-Kind-Politik angekündigt.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 0,8 Prozent höher bei 19.083 Punkten. Im Oktober legte er damit 9,7 Prozent zu, der größte monatliche Zuwachs seit zwei Jahren. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,7 Prozent auf 1558 Punkte.
Die Börse in Shanghai lag 0,8 Prozent höher und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 1,08 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte knapp 0,1 Prozent fester.
Rohstoffe: Ölpreis steigt wieder etwas an
Trotz der Dollarschwäche fällt der Goldpreis auf 1142 Dollar je Feinunze nach Kursen um 1147 Dollar am Vorabend. Laut Händlern stehen die US-Daten einer Zinsanhebung in den USA im Dezember nicht im Wege. Das macht das zinslose Edelmetall unattraktiver.
Der Ölpreis legte wieder etwas zu. Der Preis für ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 28 Cent auf 46,34 Dollar. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete 49,12 US-Dollar und damit 32 Cent mehr als am Vortag.
Nach dem erneuten Absacken in den vergangenen Wochen haben sich die Ölpreise in dieser Woche etwas erholen können. An der Lage am Rohölmarkt hat sich aber wenig geändert: Einem hohen Angebot steht eine nach wie vor verhaltene Nachfrage gegenüber. Die Preisaussichten gelten unter Experten als ungewiss. Es gibt sowohl Gründe, die für steigende Preise sprechen, etwa geringere Investitionen im Ölsektor. Es gibt aber auch Argumente wie die wenig dynamische Weltkonjunktur, die dagegen sprechen.
Quelle: ntv.de, kst/mbo/DJ/rts