Neuwahlen in Griechenland Dax erholt sich
29.12.2014, 17:55 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die gescheiterte Präsidentenwahl in Griechenland verdirbt die Stimmung der Börsianer nur kurz. In Frankfurt geben die Aktienkurse zunächst deutlich nach, doch dann arbeitet sich der Dax wieder vor.
Die bevorstehenden Neuwahlen in Griechenland haben die Anleger am Frankfurter Aktienmarkt nur kurz aufgeschreckt. Zunächst fiel der Dax um mehr als 1 Prozent unter die Marke von 9800 Punkten, erholte sich dann aber wieder und schloss bei 9927 Punkten leicht im Plus. Der MDax ging kaum verändert bei 17.030 Zählern aus dem Handel, während der TecDax 0,2 Prozent auf 1369 Punkte verlor.
Der frühere EU-Kommissar Stavros Dimas hatte im griechischen Parlament auch in der dritten Runde die nötige Mehrheit für die Wahl zum Präsidenten verfehlt, nun muss Anfang 2015 ein neues Parlament gewählt werden. Dabei hat das linksgerichtete Oppositionsbündnis Syriza gute Chancen, stärkste Kraft zu werden. Syriza lehnt die von IWF und EU geforderten Sparauflagen ab.
Damit könnte dem angeschlagenen Euroland wieder ein Rückfall in alte Krisenzeiten drohen - mit entsprechenden Konsequenzen auch für den deutschen Aktienmarkt. Allerdings legen Umfragen vor der Wahl den Schluss nahe, dass Syriza einen Koalitionspartner zum Regieren braucht. Dieser Partner dürfte einen "mäßigenden Einfluss" auf das Linksbündnis ausüben, so ein Händler.
Die kräftige Erholung im Dax führt ein Händler darauf zurück, dass Anleger nach dem Motto "Sell the Rumour, Buy the Fact" agierten. Die Aktienkurse hätten im Vorfeld des entscheidenden Wahlgangs in Griechenland auf eben diesen negativen Ausgang gesetzt, anschließend hätten rasch Eindeckungen eingesetzt. "Ob diese Eindeckungen aber halten, muss man wohl bezweifeln", sagt der Händler.
Zwar sprächen die Umfragen für einen Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza, sagt Robert Kuenzel von Daiwa Capital Markets. Allerdings sei sie vermutlich auf eine Koalition mit einem kleineren Partner angewiesen. "In Griechenlands politischer Landschaft ist eine arbeitsfähige Koalition aber eine schwierige Angelegenheit, und wenn das nicht klappt, dürfte es erneut Wahlen geben", sagt Kuenzel. Letztlich dürfte auch Syriza für den Verbleib des Landes in der Eurozone sein. Ansteckungsgefahren auf andere Länder der Peripherie seien zudem durch "finanzielle Firewalls" wie den Euro-Rettungsschirm und die Wertpapierkäufe der EZB eingedämmt, so der Analyst.
Kursverluste in Athen
In Griechenland brach der Aktienmarkt regelrecht ein. Der Athener Leitindex stürzte zwischenzeitlich um über 12 Prozent ab, konnte die Verluste inzwischen aber wieder eingrenzen. Unter Druck stehen vor allem Bank-Aktien: National Bank of Greece, Alpha Bank, Piraeus Bank und Eurobank Ergasias verloren deutlich.
Am Bondmarkt stiegen die Renditen für griechische Staatsanleihen und signalisieren damit das höhere Risiko, das Anleger mit den Papieren eingehen. Die Zehnjahresrendite klettert von 8,56 auf 8,62 Prozent. Zu Beginn des Monats lag sie noch bei 8,2 Prozent.
Insgesamt halten sich am europäischen Bondmarkt die negativen Reaktionen auf die gescheiterte Wahl in Griechenland in Grenzen. "Die Renditen der Eurozonen-Peripherie ziehen zwar an, aber von einer Panik kann man überhaupt nicht sprechen", sagt ein Händler. So rentierten beispielsweise zweijährige italienische Papiere mit 0,35 Prozent und damit noch immer deutlich unter den 0,4 Prozent, mit denen sie vor den Weihnachtstagen rentierten.
Airbus im Minus
Airbus verbilligten sich im MDax um 0,2 Prozent. Händler fühtren das auf den wohl abgestürzten A320-200 von AirAsia zurück. "Bevor nicht eindeutig geklärt ist, was das Verschwinden ausgelöst hat, ist Vorsicht angesagt", meint ein Händler. "Air Asia ist ein sehr wichtiger Kunde (von Airbus)", merkt die DZ Bank an. AirAsia stehe für 10 Prozent des Orderbestandes von Airbus für den A3230neo und für rund die Hälfte aller festen Orders für den A330neo.
Im Dax büßten Deutsche Telekom 0,4 Prozent ein. Im "ausgereizten" europäischen Telekomsektor nehmen Anleger zum Jahresende Gewinne mit, wie ein Händler mit Blick auf die durchweg schwachen Kurse vermutet. Mit einem Anstieg des Sektors von 15 Prozent seit Jahresbeginn werde dieser nur vom Reise- und Freizeitsektor (18 Prozent) geschlagen. Im Telekomsektor sei nun "die Luft raus", sagt der Händler.
Für HeidelbergCement ist der Abschluss des Verkaufsprozesses für das nordamerikanische und britische Geschäft nach Ansicht eines Händler positiv. "Es ist gut, dass der Deal jetzt in trockenen Tüchern ist. Die Alternative wäre ein Börsengang gewesen". Die niedrige Bewertung dieser beiden Einheiten habe immer auch auf der Aktie von HeidelbergCement gelastet. "Mit dem Schuldenabbau ist das Unternehmen jetzt operativ deutlich manövrierfähiger geworden", sagt ein anderer Händler. Die Aktien tendierten 0,1 Prozent im Plus.
Mit Ausnahme von West-Kanada geht das Bauproduktegeschäft in Nordamerika und Großbritannien an den Finanzinvestor Lone Star. Den Gesamtkaufpreis bezifferte HeidelbergCement auf 1,4 Milliarden US-Dollar.
Lanxess gaben nach. Im "Handelsblatt" hatte Vorstandschef Matthias Zachert mit Blick auf 2015 von einem weiteren "schweren Jahr" gesprochen. Seit April befinde sich der Lanxess-Kurs in einem stabilen Abwärtstrend ohne größere Gegenbewegungen. Unterstützung biete das jüngste Tief bei 36,24 Euro.
Quelle: ntv.de, jga/jwu/rts/dpaDJ