Marktberichte

Börsen-Ausblick Dax steht vor spannender Woche

Seit seinem Einbruch im März hat der Dax kräftig aufgeholt.

Seit seinem Einbruch im März hat der Dax kräftig aufgeholt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die kommende Woche dürfte angesichts der wieder steigenden Corona-Neuinfektionen in Europa an den Börsen für viel Unsicherheit sorgen. Börsen-Profis mahnen zwar zur Vorsicht, sie bleiben dennoch optimisitisch.

Zum Ende der Sommerferien in weiteren Bundesländern steuert der deutsche Aktienmarkt in schwierigeres Fahrwasser. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt, die Furcht vor Beschränkungen wächst, und zum Ende der Berichtssaison werden nicht mehr so viele Kaufimpulse von Unternehmensbilanzen ausgehen. Zudem dauert in den USA das Gezerre zwischen Demokraten und Republikanern um ein weiteres Corona-Hilfspaket an.

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Zuletzt habe die Hoffnung, dass wirtschaftlich das Schlimmste überwunden sei und auch die Pandemie in Zaum gehalten werden könne, die Kurse beflügelt, sagte Claudia Windt, Analystin bei der Helaba. Das reiche "allemal für eine Sommerfrische an den Börsen aus. Reinigende Gewitter sind aber dennoch nicht auszuschließen."

Der deutsche Leitindex schloss am Freitag mit einem Abschlag von 0,71 Prozent auf 12.901 Punkten. Die runde 13.000-Punkte-Marke, die er am Dienstag erstmals nach drei Wochen wieder übersprungen hatte, rückt damit etwas in die Ferne. Auf Wochensicht ist die Bilanz aber positiv mit rund 1,8 Prozent Kursplus. Auch in den USA sind die Bestmarken inzwischen wieder gefallen. Einige Experten sehen darin einen Grund, vorsichtiger zu sein: "Insgesamt rechnen wir im Zuge der zuletzt erreichten Kursniveaus an den Aktienmärkten am aktuellen Rand mit entsprechenden Konsolidierungstendenzen", schreiben die Analysten der Bank Oddo BHF.

Echter Pessimismus sieht anders aus, konstatiert aber Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Die Verfassung an den Märkten sei stabil. Aus charttechnischer Sicht dürfte sich die Erholung laut Halver daher weiter fortsetzen, sofern der Dax nachhaltig über der Barriere von 13.101 Punkten schließt. Auch Experte Andreas Büchler vom Börsenstastistik-Magazin Index-Radar sieht die Entwicklung im Börsenbarometer kurzfristig eher positiv. "Allerdings dürften Käufer nicht mehr zu jedem Preis zugreifen, was weitere Gewinne verlangsamen sollte."

USA im Fokus

Die Ermüdungserscheinungen, die den deutschen Aktienmarkt befallen haben, dürften nicht zuletzt in der hohen Dynamik begründet liegen, mit der sich die Kurse seit dem Corona-Crash von ihren Tiefs seit Mitte März erholt haben. Von dort aus war es bis zum Zwischenhoch Mitte Juli bei knapp 13.314 Punkten um rund 60 Prozent nach oben gegangen.

Für Gesprächsstoff in den Chatprogrammen der Händler dürfte der Wahlkampf in den USA sorgen: Am Montag beginnen die Demokraten mit ihrem Nominierungsparteitag. "Jetzt gilt es für Joe Biden - er muss mit ganzer Linie landen", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. In Umfragen liegt Biden vor Amtsinhaber Donald Trump. Entscheidend für die Märkte sei aber auch, wie die Kongresswahlen ausgingen, sagte Greil weiter: "Zielgerichtete Investitionen in großem Stil ermöglicht nur eine vereinte Regierung - ganz egal ob unter Biden oder Trump. Das würde Rückenwind für die Wall Street bedeuten, wenn auch je nach Ausgang in unterschiedlichen Bereichen."

Wirecard fliegt aus dem Dax

Die Berichtssaison zum zweiten Quartal ist unterdessen nahezu abgeschlossen, in Deutschland legen nur noch Nachzügler aus der zweiten Reihe ihre Zahlen vor. Darunter sind unter anderem Zooplus, Tele Columbus oder CTS Eventim. Die Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben im zweiten Quartal besonders zu Buche geschlagen. Dennoch haben viele Firmen besser abgeschnitten als erwartet.

Spannender dürften die Konjunkturdaten werden, die am Freitag veröffentlicht werden: Das Markit-Institut legt die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie im August vor. "Das ist für Investoren einer der ersten Indikatoren dazu, wie sich die Wirtschaft entwickelt, und deswegen wird es interessant sein, herauszufinden, ob der jüngst zu verzeichnende Schwung anhält", sagte Jonathan Jayarajan, Analyst bei der Deutschen Bank.

Ansonsten stehen datenseitig am Donnerstag einmal mehr die wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe im Fokus. Zuletzt hatte sich die Lage am Arbeitsmarkt zwar deutlicher entspannt als gedacht, doch liegt die Zahl der Arbeitslosen durch die Corona-Krise in den Vereinigten Staaten immer noch auf einem hohen Niveau. Am Mittwoch dürfte zudem das Protokoll der US-Notenbank Fed interessieren, dem am Donnerstag das Protokoll der Europäischen Zentralbank folgt.

Zudem endet am Freitag eine der größten Kriminalgeschichten im Dax: Der skandalgebeutelte insolvente Zahlungsabwickler Wirecard verlässt die erste Börsenliga. Als Nachrücker kommt Delivery Hero infrage. Details dazu will die Börse am Mittwoch nennen. An der Börse ist Wirecard damit Geschichte. Weiter geht es dagegen im Fernsehen: Der Betrugsskandal wird verfilmt und beim Streamingdienst TVNOW der Mediengruppe RTL Deutschland gezeigt. Das 90-minütige Doku-Drama wird im ersten Quartal 2021 zu sehen sein.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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