Marktberichte

"Stimmung generell besser" Dow schließt knapp im Plus

Knight knapp gerettet: Das Finanzsystem bleibt fragil.

Knight knapp gerettet: Das Finanzsystem bleibt fragil.

(Foto: REUTERS)

Im New Yorker Aktienhandel gehen die großen Börsenbarometer mit einem deutlich abgeschwächten Aufwärtstrend aus dem Handel. Anleger spüren eine leichte Entspannung in Europa - und schauen auf die Entwicklungen rund um Knight Capital, Best Buy, GM und Spyker.

Die Hoffnung auf ein massives Eingreifen der Währungshüter zur Eindämmung der Schuldenkrise in Europa haben die Kurse an der Wall Street zu Wochenbeginn gestützt. In den USA setzten Anleger auf die von EZB-Chef Mario Draghi in Aussicht gestellten Anleihenkäufe, um die finanzielle Lage der bedrängten Euro-Staaten Italien und Spanien zu stabilisieren. Optimistische Äußerungen der internationalen Geldgeber von EU und IWF über die Verhandlungen mit der griechischen Regierung trugen dazu bei, dass die neugewonnene Zuversicht im US-Handel Fuß fassen konnte.

Der Dow-Jones-Index knüpfte mit einem Anstieg um 0,16 Prozent auf 13.117,51 Punkte an seine deutlichen Kursgewinne vom vergangenen Freitag an, konnte dabei aber einen Großteil seiner zuvor erzielten Gewinne nicht bis über die Ziellinie retten. Speziell in den letzten fünf Handelsminuten nahmen Anleger einen guten Teil ihrer Gewinne mit. Zuvor war das Kursbarometer im Verlauf bis auf 13.187,28 Punkte gestiegen und hatte so den höchsten Stand seit drei Monaten erreicht. Das Tagestief lag bei 13.099 Zählern.

Die übrigen großen Indizes erreichten zwischenzeitlich ebenfalls ihre höchsten Zwischenstände seit Anfang Mai. Nach einer dichten Annäherung an die 1400-Punkte-Marke ging der breiter gefasste S&P-500-Index 0,23 Prozent höher bei 1394,23 Punkten in den Abend. An der Technologie-Börse Nasdaq erreichte der Composite Index kurzzeitig die Schwelle von 3000 Punkten - letztendlich gewann er noch 0,74 Prozent auf 2989,91 Zähler. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg am Ende um 0,68 Prozent auf 2694,09 Punkte.

Auch in Deutschland und Spanien wetteten Anleger auf neue EZB-Hilfen. Der Dax stieg um 0,8 Prozent auf 6918 Stellen. Der mögliche Kauf spanischer Staatsanleihen durch die EZB trieb die Kurse an der Madrider Börse deutlich kräftiger nach oben. Der Leitindex schloss mit 7060,6 Punkten 4,41 Prozent im Plus. Bereits am Freitag waren die Kurse um sechs Prozent nach oben gesprungen.

"Die Stimmung an den Aktienmärkten ist generell besser geworden", sagte ein Beobachter mit Blick auf die Lage an der Wall Street. Neben der gut verlaufenden Berichtssaison und besseren Konjunkturdaten aus der Vorwoche habe es am Wochenende keine schlechten Nachrichten aus Europa gegeben. "Erwartet wird, dass die EZB mit dem Ankauf von Anleihen angeschlagener Euroländer beginnen wird", betonte der Experte. Die Lage an den Anleihemärkten der Euro-Krisenländer Italien und Spanien hatte sich unterdessen ebenfalls weiter entspannt. Positiv wurde am Markt auch die Einigung auf ein griechisches Sparpaket vom Wochenende gewertet.

Die Troika mit Vertretern von EZB, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) bescheinigte am Wochenende Fortschritte bei den geforderten Sparbemühungen. Dies habe den Optimismus der Anleger nach den Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi in der vergangenen Woche gestärkt, sagten Händler in New York. "In Europa ist noch nichts entschieden, aber die Dinge wenden sich offenbar zum Besseren und es scheint mir unwahrscheinlich, dass es zum großen Knall kommt", sagte John Manley von Wells Fargo Funds Management. Zudem beurteilten die Investoren die Entwicklung der US-Wirtschaft nach den Arbeitsmarktdaten wieder zuversichtlicher.

Selbst dem Fall des ums Überleben kämpfenden US-Aktienhändlers Knight Capital konnten die Marktteilnehmer noch etwas Positives abgewinnen. "Es sorgte für ein wenig Erleichterung, dass die Türen schließt", sagte Larry Peruzzi von Cabrera Capital Markets in Boston.

Die Aktien von Knight Capital verloren dennoch 24 Prozent auf 3,07 Dollar. Investoren wollen mit einer Geldspritze von 400 Mio. Dollar das Überleben des Börse nmaklers sichern. In der Vorwoche hatte das Brokerhaus an den Rand des Abgrunds geführt. Knight Capital zahlt für die Rettung einen hohen Preis, weil sich die Investoren zu einem relativ geringen Aktienpreis Zugriff auf rund 70 Prozent von Knight sichern.

Der größte Kursgewinner im Dow Jones kam aus dem Finanzsektor: Titel der Bank of America schlossen sich in New York der sehr freundlichen Branchentendenz in Europa an und gewannen am Ende 2,83 Prozent auf 7,64 US-Dollar. Es folgten Aktien aus dem konjunkturempfindlichen Technologiesektor: Hewlett Packard stiegen um 2,35 Prozent und waren dicht gefolgt von den Cisco-Anteilen mit einem Plus von rund zwei Prozent.

Daneben konnten sich Anleger mit einem spektakulären Angebot im US-Einzelhandel befassen: Nach dem angekündigten Übernahmeangebot von Gründer zogen die Papiere der Elektronikmarktkette Best Buy um 13 Prozent an auf knapp 20 Dollar. Schulze, der 20 Prozent an Best Buy besitzt, will bis zu 26 Dollar je Aktie zahlen. Viele Investoren sind aber offenbar skeptisch, ob der Deal zustande kommt. Best Buy wies die Aktionäre in einer kurzen Reaktion lediglich darauf hin, dass die "uneingeforderte Interessenbekundung" an viele Bedingung gebunden sei.

Anteilsscheine des Autobauers General Motors (GM) schlossen 0,9 im Minus. Der niederländische Sportwagenbauer hat GM wegen der Pleite der Tochter Saab auf Schadenersatz über drei Milliarden Dollar verklagt. Spyker wirft der Opel-Mutter vor, Saab gezielt in die Insolvenz getrieben zu haben, um einen Konkurrenzkampf mit dem schwedischen Traditionshersteller in China zu vermeiden.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 640 Mio. Aktien den Besitzer. 1861 Werte legten zu, 1110 gaben nach und 124 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,52 Mrd. Aktien 1520 im Plus, 926 im Minus und 132 unverändert.

Der Euro behauptete seine deutlichen Gewinne vom Freitag und wurde zuletzt in New York etwas höher mit 1,2398 US-Dollar gehandelt. Im Verlauf war er kurzzeitig sogar über die Marke von 1,24 Dollar gesprungen. Am US-Anleihemarkt hingegen gaben richtungweisende zehnjährige Papiere knapp um 1/32 Punkte auf 101 20/32 Punkte nach. Sie rentierten mit 1,567 Prozent.

Quelle: ntv.de, AFP/DJ/dpa/rts

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