
Ein aufblasbares Hitzeschild aus ultraleichtem Keramikgewebe soll die Fracht auf dem Weg zurück zur Erde schützen.
(Foto: Atmos Space Cargo)
Hochwirksame Krebsmedikamente oder Halbleiter, hergestellt im Weltraum - Science-Fiction oder bald Realität? Sebastian Klaus arbeitet mit seinem Startup an einer winzigen Raumkapsel, die Fracht ins All und wieder zurück auf die Erde bringen kann. In "Startup - Jetzt ganz ehrlich" erzählt er vom ersten Testflug.
Das Büro von Atmos Space Cargo im badischen Lichtenau ist Arbeitsplatz und Kontrollzentrum zugleich. An der Wand hängen große Bildschirme mit Weltkarten, Koordinaten und der Flugbahn des letzten Testflugs. Im April hat das Startup seinen ersten Prototyp "Phoenix 1" mit einer SpaceX-Rakete ins All geschickt - nach nur einem Jahr Entwicklungszeit.
Die Idee: Die Weltraumkapsel soll wissenschaftliche Experimente und andere Fracht ins All und - das ist noch wichtiger - wieder zurück auf die Erde bringen. Ohne dass die Ladung beschädigt wird. "Wenn man mit 25-facher-Schallgeschwindigkeit in einem Orbit um die Erde herumfliegt, ist allein die Bremsstrecke 2000 Kilometer lang", beschreibt Gründer Sebastian Klaus im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" die enorme Herausforderung.
Fliegender Donut im All
Auf dem Weg zurück zur Erde wirken deswegen enormer Druck und Temperaturen von mehr als 1000 Grad auf die Kapsel ein. Um die wertvolle Fracht zu schützen, haben Klaus und Atmos Space Cargo einen aufblasbaren Hitzeschild aus ultraleichtem Keramikgewebe entwickelt, das im Einsatz an einen riesigen Donut erinnert. Die große Fläche hilft dabei, die Kapsel früh abzubremsen und die Hitzebelastung zu verringern.
Die Frachtoption ist ein entscheidender Schritt, damit in Zukunft wirksamere Krebsmedikamente oder schnellere Halbleiter im Weltraum hergestellt werden können. Weltweit stehen Unternehmen und Wissenschaftler Schlange für einen Zugang ins All. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger könnte der Markt für Raumfahrten in der niedrigen Erdumlaufbahn bis 2040 auf rund eine Billion Euro wachsen.
Auch militärische Anwendungen sind laut Klaus denkbar. Zum Beispiel, um Drohnen vom Weltraum aus in feindlichen Gebieten abzusetzen: "Die politische Lage erfordert es, dass wir über solche Fähigkeiten nachdenken. Am Ende des Tages geht es um Abschreckung."
Forschung, Produktion und Verteidigung
Derzeit ist die Raumfahrt auf SpaceX angewiesen, wenn es darum geht, Experimente und andere Fracht vom All zurück auf die Erde zu bringen. "Wir haben es zu lange gemütlich angehen lassen", sagt Klaus. "Jetzt müssen wir Vollgas geben, um aufzuholen."
Beim ersten Testflug hat sein Startup wichtige Daten gesammelt, die für die Entwicklung des zweiten Prototyps entscheidend sind. Dabei kam zunächst alles anders als geplant. Wenige Wochen vor dem Start wurde die Flugroute geändert. Um alle Daten empfangen zu können, musste das Startup plötzlich Bodenstationen in Brasilien statt Afrika aufstellen.

Nur ein Symbolbild: Über den Zustand der ersten Kapsel und des Hitzeschilds ist nichts bekannt.
(Foto: Atmos Space Cargo)
Am Ende flog die Kapsel zu weit auf den Atlantischen Ozean hinaus. Über den Zustand der Kapsel und des Hitzeschilds ist deswegen nichts bekannt. Für Klaus schmälert das den Erfolg der Mission jedoch nicht: "Das ist die Natur von Testprogrammen. Nicht alles klappt beim allerersten Flug. Man muss Schritt für Schritt gehen."
Mit Sebastian Klaus sprach Lena Feuser. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.
Quelle: ntv.de