Risiko durch Corona gestiegen Covid-Infektion kann wohl Diabetes auslösen
19.04.2023, 12:02 Uhr Artikel anhören
Hochrechnungen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2040 etwa 12 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes erkrankt sein werden.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Jedes Jahr erkranken eine halbe Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes. Mit der Pandemie könnten es nun deutlich mehr werden. Kanadische Forscherinnen und Forscher stellen einen Zusammenhang zwischen Covid-19 und der Zuckerkrankheit fest. Eine Personengruppe ist dabei besonders gefährdet.
Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit in Deutschland, sowie in vielen anderen westlichen Ländern. Jedes Jahr erkranken laut dem aktuellen "Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2023" hierzulande etwa eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes. Die Hauptursachen sind Bewegungsmangel und Übergewicht. Mit der Pandemie ist laut einer aktuellen Studie jedoch ein weiterer Risikofaktor hinzugekommen: eine Covid-19-Infektion.
Dass Corona das Diabetes-Risiko erhöht, darauf deuteten bereits frühere Studien hin. Diese waren aber entweder sehr klein oder nur auf bestimmte Personengruppen wie etwa US-Militärveteranen beschränkt und repräsentierten so womöglich nicht die allgemeine Bevölkerung.
Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Corona und Diabetes zu untersuchen, analysierten nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der University of British Columbia im kanadischen Vancouver Daten von fast 630.000 Personen, die sich einem PCR-Test für Covid-19 unterzogen hatten. Studienautor Naveed Janjua und sein Team fanden dabei heraus, dass diejenigen, die positiv getestet wurden, in den folgenden Wochen und Monaten deutlich wahrscheinlicher mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 diagnostiziert wurden.
Etwa jeder zwanzigste Diabetes-Fall konnte auf die vorangegangene Covid-Infektion zurückgeführt werden. "Anders ausgedrückt: Von hundert Diabetes-Fällen sind drei bis fünf Prozent auf eine Sars-CoV-2-Infektion zurückzuführen", schreibt Janjua, dessen Forschungsergebnisse in der medizinischen Fachzeitschrift "JAMA Network Open" veröffentlicht wurden.
Männer besonders gefährdet
Männer und Frauen, die wegen Covid ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, hatten demnach das höchste Diabetes-Risiko. Bei Patientinnen und Patienten ohne schweren Verlauf stieg das Risiko jedoch nur bei Männern signifikant an. Das sei möglicherweise mit einer geschlechtsspezifischen Immunreaktion auf das Virus verknüpft, vermutet das Forschungsteam.
"Angesichts der großen Zahl der mit Covid-19 infizierten Menschen könnten diese zusätzlichen Diabetes-Fälle zu einer sehr hohen Belastung der Gesundheitssysteme führen", warnt Janjua. Daher sei es besonders wichtig, Langzeitfolgen von Corona im Blick zu behalten. "Es könnte wichtig sein, Personen nach einer Covid-19-Infektion auf Diabetes zu überwachen - insbesondere diejenigen, die in der akuten Phase der Infektion schwer erkrankt waren." Eine frühzeitige Erkennung sei für die Behandlung von Diabetes entscheidend.
Um zu bestätigen, dass Corona die direkte Ursache einer Diabetes-Erkrankung ist, brauche es jedoch weitere Untersuchungen, heißt es in der Studie. Und auch der zugrunde liegende Mechanismus eines solchen möglichen Zusammenhangs müsse noch erforscht werden. Ein möglicher Mechanismus sei eine Autoimmunreaktion, bei der Zellen in der Bauchspeicheldrüse abgetötet werden, die für die Insulinproduktion zuständig sind, schreibt Janjua. "Es wird auch vermutet, dass Covid-19 eine chronische Entzündung auslösen könnte, wie sie bei Menschen mit Adipositas vorkommt."
Quelle: ntv.de, hny