Die Pandemie und ihre Folgen DAK: Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen eminent
02.03.2022, 16:54 Uhr
Depressionen oder Angststörungen überwältigen einen in der häuslichen Isolation nur allzu leicht.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Freunde und Familie monatelang nicht mehr treffen zu dürfen, war für viele Menschen eine enorme seelische Belastung in der Corona-Pandemie. Die Folgen davon zeigen sich nun auch im "Psychoreport" der deutschen Krankenkasse DAK, der für das zurückliegende Jahr Rekordausfallzahlen, -zeiten und -zunahmen ausweist.
Der Arbeitsausfall durch psychische Erkrankungen ist nach Angaben der Krankenkasse Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchststand gestiegen. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie seien 276 Fehltage je 100 eigene Versicherte mit dieser Begründung verzeichnet worden, berichtet die DAK in Hamburg in ihrem neuen sogenannten Psychoreport. In einem längerfristigen Vergleich zur Situation von vor zehn Jahren bedeute dies eine Steigerung um 41 Prozent.
"Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden", erklärt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. "Die Betroffenen finden aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück." Das habe dabei viel mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun.
Dazu komme das Problem der Stigmatisierung am Arbeitsplatz, fügt Storm an. Die Menschen sprächen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile offener über Depressionen oder Ängste. In vielen Firmen seien psychische Probleme aber weiterhin "ein Tabu". Sie müssten Stress und mögliche Belastungen stärker thematisieren.
Depressionen als Hauptausfallgrund
Die meisten Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen waren laut Auswertung der Kasse auf Depressionen zurückzuführen. Das galt für Männer wie Frauen. 108 Fehltage auf 100 DAK-Versicherte waren 2021 auf dieses Krankheitsbild zurückzuführen. Das bedeutete gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 aber nur einen geringen Anstieg von 2,7 Prozent.
Deutlich nahmen während der Pandemie demnach die Fehlzeiten wegen sogenannter Anpassungsstörungen zu. Die Anzahl der entsprechenden Fehltage stieg seit 2019 um annähernd ein Sechstel auf 69 Fehltage je 100 Versicherte. Auch Angststörungen hätten unter Corona überdurchschnittlich stark zugenommen, berichtet die DAK.
Ihre gemeinsam mit dem Iges-Institut vorgenommene Datenauswertung bezieht sich auf rund 2,4 Millionen bei der Kasse versicherte Erwerbstätige. Demnach stieg auch die durchschnittliche Dauer der Krankschreibung aufgrund psychischer Probleme im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchstwert: 39,2 Tage fiel ein Versicherter deswegen im Schnitt aus.
Höchster Anstieg bei Frauen über 55
In der Gruppe der weiblichen Erwerbstätigen im Alter von über 55 Jahren gab es den höchsten Anstieg. Bei den 55- bis 59-jährigen Frauen wurde mit 511 entsprechenden Fehltagen je 100 DAK-Versicherte eine Zunahme von 14 Prozent im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie verzeichnet.
Beschäftigte im Gesundheitswesen waren im vergangenen Jahr laut Report deutlich öfter wegen psychischer Krankheiten abwesend als Mitarbeiter etwa im Einzelhandel oder in Banken. Im vergangenen Jahr entfielen im Gesundheitswesen laut DAK auf 100 Versicherte 397 Fehltage. Das waren rund 44 Prozent mehr als im Durchschnitt aller untersuchten Branchen.
Quelle: ntv.de, mst/AFP