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Polarwirbel friert USA teils einMinus 30 Grad - kommt der Kälteschock auch zu uns?

02.12.2025, 16:10 Uhr
imageVon Paul Heger
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Auch im US-Bundesstaat Illinois gab es massig Schnee in den vergangenen Tagen. (Foto: AP)

Es ist der erste heftige sogenannte Arctic Outbreak, den Nordamerika seit dem Wochenende erlebt. Grund dafür ist ein schwacher Polarwirbel, der arktische Kälte nach Süden befördert. Auch für uns in Europa bleibt das nicht ohne Folgen.

Mit Tiefstwerten um minus 30 Grad rauschte am vergangenen Wochenende Polarluft von Kanada bis in die USA. Selbst im Norden von Texas und Florida gab es Frost, im Norden von Montana wurden selbst tagsüber kaum mehr als minus 20 Grad erreicht. Die Kältewelle arbeitet sich nun weiter nach Osten voran. Im Gepäck: Teils ergiebige Schneefälle und Windböen, die die gefühlten Temperaturen nochmals nach unten drücken - auch als Windchill bekannt.

Woher kommt der plötzliche Eiswind?

In den USA sind derartige "Arctic Outbreaks" keine Seltenheit. Über Kanada sammelt sich ähnlich wie in Europa in Lappland im Winter eisig kalte Luft, nur in einem viel größeren Maßstab. Die Gebirge besitzen zudem eher eine Nord-Süd-Ausrichtung. Nordwind hat damit ein leichtes Spiel, da er auf keine natürlichen Barrieren trifft, wie beispielsweise die Alpen in Europa. Im Nu rauscht die Kälte dann bis in den Süden der USA mit für uns unvorstellbaren Temperaturstürzen um teils 20 oder 30 Grad binnen kurzer Zeit.

Nun kommt noch der schwache Polarwirbel hinzu. Dieses Starkwindband bildet sich im Winter in großen Höhen über dem Pol. Ähnlich wie ein Windvorhang am Eingang eines Kaufhauses sorgt der Wind dafür, dass die eisige Luft im Norden bleibt und die mildere im Süden. Schwächt sich der Polarwirbel aber ab, wird das System instabil oder bricht sogar komplett zusammen. Dann kann die arktische Kälte bis weit in den Süden vorankommen. Genau das erlebt Nordamerika aktuell.

Polarwirbel-Kälte beeinflusst Wetter in Europa

Die heftigsten Kältewellen bilden sich typischerweise im Hoch- und Spätwinter. Aber auch die aktuelle Welle konnte sich bisher sehen lassen. Im Laufe der Woche gibt es im Norden des amerikanischen Kontinents einen weiteren Temperatur-Tiefpunkt. Zum Ende der Woche erreicht er den Nordosten. Gerade die Neuengland-Staaten an der Ostküste dürfte es dann heftiger als noch aktuell erwischen, während im Mittleren Westen schon wieder Tauwetter herrschen wird.

Wenn die Kälte aber ostwärts rutscht, wird es auch für Europa spannend. Denn bei ihrem Weg über den verhältnismäßig warmen, feuchten Atlantik bildet die Kälte wiederholt kräftige Sturmtiefs. Von Island und Norwegen über die Britischen Inseln bis nach Frankreich und Portugal wird es immer wieder stürmisch und sehr nass. "Ablegertiefs" wandern teils sogar durch den Mittelmeerraum und sorgen für Unwetter.

Falscher Mythos: USA-Kälte kommt verzögert zu uns

Schwer hat es bei dieser Wetterlage allerdings der Winter. Zwischendurch rutschen im sehr wechselhaften bis windigen Wetter auch mal kühlere Luftmassen bis nach Deutschland, aber Winter wie zuletzt im November kann es bei dieser Lage mit Atlantikstürmen nicht werden. Im Gegenteil: Die Temperatur steigt bald wohl häufig über die 10-Grad-Marke und torpediert die vorweihnachtliche Stimmung.

Der Mythos, dass die Kältewelle mit zeitlichem Versatz auch Europa erwischt, stimmt kausal nicht. Es ist vielmehr ein Ding der Unmöglichkeit, weil der Atlantik beide Kontinente trennt und Kälte aus Nordamerika über dem Wasser stets kräftige Tiefs erschafft, die uns eher einheizen.

Was aber stimmt: Sorgt ein schwacher Polarwirbel für einen "Arctic Outbreak" in den USA, so kann er das auch bei uns, weil der Wirbel gänzlich gestört ist. Gleichzeitig kann er auch nach Wiedererlangen seiner Stärke mehrfach kollabieren und uns noch heftiges Winterwetter bringen. Auch in diesem Jahr gibt es also noch viel eisigen Spielraum für winterliche Überraschungen.

Quelle: ntv.de

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