Rätselhafte Entdeckungen auf Ceres "Dieses Ding ist einmalig im Sonnensystem"
22.07.2015, 09:43 Uhr
Der Zwergplanet Ceres: Verrät er den Forschern seine Geheimnisse?
(Foto: Nasa)
Neben Pluto hält derzeit ein weiterer Himmelskörper die Forscher in Atem: Die Nasa-Sonde "Dawn" beobachtet auf dem Zwergplaneten Ceres Dinge, die sie vor ein großes Rätsel stellen. n-tv.de fragt Planetenforscher Ralf Jaumann, was es damit auf sich haben könnte.
Die Weltraumforschung hat derzeit Hochbetrieb. Nachdem der erste Vorbeiflug einer Sonde am Zwergplaneten Pluto für viel Aufsehen gesorgt hat, wenden sich die Forscher einem weiteren Objekt im Sonnensystem zu: dem mysteriösen Zwergplaneten Ceres. Die Nasa-Sonde "Dawn" hat dort bereits spektakuläre Entdeckungen gemacht. Wir sprachen mit Planetenforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über mögliche Erklärungen für rätselhafte weiße Flecken und eine gigantische Pyramide.
n-tv.de: Derzeit gibt es noch weitere spannende Missionen im Sonnensystem: die der Raumsonde "Dawn" zum Zwergplaneten Ceres. Das DLR ist an dieser Mission direkt beteiligt. Was ist das Ziel der Erforschung von Ceres?

Ralf Jaumann ist Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin.
(Foto: privat)
Ralf Jaumann: Ceres ist der einzige große Eiskörper im Asteroidengürtel, bei dem sich das Material getrennt hat in eine Eiskruste und einen Gesteinskern. Sie ist zudem noch ziemlich nah an der Sonne, das heißt, dort ist das Eis in einem völlig anderen Zustand als bei Pluto. Auch hier schauen wir auf die Oberfläche und erkunden, ob der untere Bereich dieser Eiskruste flüssig ist oder quasi flüssig.
Ein möglicher Ozean ist also - wie bei Pluto - auch ein Thema bei Ceres?
Es ist genau das Gleiche wie bei Pluto. Aber hier hat sich bereits viel mehr bei der Erforschung getan: Bereits im vergangenen Jahr hat das Weltraumteleskop Herschel Wasserdampf in der Umgebung von Ceres entdeckt. Und wir sind jetzt dort hingeflogen und haben an ein paar Stellen auf der Oberfläche von Ceres diese weißen Flecken entdeckt. Die sind für uns noch ein Rätsel, da sie fast fünfmal heller sind als ihre Umgebung – ein Hinweis auf besondere Prozesse in der Kruste der Ceres.
Die rätselhaften weißen Flecken haben bereits für großes Aufsehen in der Fachwelt und den Medien gesorgt. Was meinen Sie - worum könnte es sich dabei handeln?
Es gibt mehrere Möglichkeiten dafür. Aber die wahrscheinlichste ist, dass wir dort frisches Material sehen. Es könnte ebenfalls Eis-Vulkanismus, frisches Eis, Salze oder eine Eis-Salz-Mischung sein. Wir sind aber nicht nah genug dran, um das zu klären. Es ist auf jeden Fall etwas Spannendes und es ist etwas, was wir im Sonnensystem so noch nicht gesehen haben.
Die Flecken liegen in einem Einschlagkrater auf der Oberfläche von Ceres. Hat dieser Einschlag durch ein anderes Objekt die Flecken möglicherweise verursacht?
Das ist etwas, was wir noch nicht beurteilen können, weil sich Einschlagkrater verändern. Ein Projektil, das etwa auf dem viel kälteren Pluto auf der Oberfläche einschlägt, bildet ein tiefes Loch. Wenn sie aber so nah an der Sonne sind wie bei Ceres, dann ist das Eis so weich, dass der Krater sich mit der Zeit verändert und verflacht.
Es gab auch andere spektakuläre Entdeckungen auf Ceres – etwa ein kilometerhoher pyramidenförmiger Berg, der sich in relativ flachem Terrain erhebt. Was könnte der Ursprung dieser Struktur sein?
Dieses Ding ist relativ einmalig – dort geschieht Geologie, die wir so im Sonnensystem noch nicht gesehen haben. Und weil wir so etwas nicht gesehen haben, fehlen uns auch die Vergleiche. Daher sind wir Wissenschaftler derzeit ein bisschen ratlos. Man könnte höchstens wild spekulieren oder auf bessere Auflösungen warten.
Voraussichtlich im August soll "Dawn" dann einen niedrigeren Orbit um Ceres eingenommen haben. Erwarten Sie dann des Rätsels Lösung?
Ich glaube, die Auflösung der Bord-Kamera – von dann 120 Metern pro Bildpunkt – wird noch nicht ausreichen. Aber die Sonde "Dawn" wird ja noch weiter absinken und schließlich mit einer Auflösung von 40 Meter pro Bildpunkt fotografieren können. Dann glaube ich, werden wir das Rätsel vielleicht lösen können. Also noch vor Ablauf des Jahres.
In sozialen Netzwerken wurde angesichts der mysteriösen Entdeckungen gleich über mögliche Hinweise auf außerirdisches Leben spekuliert. Was halten Sie von solchen Spekulationen?
Das gehört zum Spaß dazu.
Mit Ralf Jaumann sprach Kai Stoppel
Quelle: ntv.de