"Da braut sich was zusammen" Drosten: Nächste Pandemie muss nicht "Doomsday" sein


Bei der Vogelgrippe "braue sich was zusammen", sagte Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Affenpocken oder Vogelgrippe - sich ausbreitende Erreger wecken stets unschöne Erinnerungen an die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und Kontaktverboten. Droht Ähnliches bald aufs Neue? Virologe Drosten hält das nicht für wahrscheinlich. Und er sagt auch, warum.
Rund drei Jahre lang fegte die Corona-Pandemie über die Welt. Die Furcht vor einer weiteren Seuche dieses Ausmaßes ist groß. Müssen wir bald wieder mit jahrelangen Lockdowns, Kontaktverboten und Ausgangssperren rechnen? Charité-Virologe Christian Drosten hält das nicht für wahrscheinlich: "Das, was jetzt passiert ist, ist etwas, das nicht alle paar Jahre passiert", sagte er bei einer Veranstaltung des Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten in Berlin. Dies sei eine Einschätzung, die ganz viele Wissenschaftler teilen würden.
Dennoch ist es seiner Ansicht nicht ausgeschlossen, dass sich demnächst ein Virus pandemisch ausbreitet, etwa mit Blick auf das Vogelgrippevirus H5N1, "wo sich eindeutig was zusammenbraut", so Drosten. Gleichzeitig betonte er, dass es nicht dazu kommen müsse. Zuletzt sahen auch andere Virologen eine wachsende Gefahr einer Übertragung des Vogelgrippevirus auf den Menschen.
Letzte Influenza-Pandemie kaum bemerkt
Zur weltweit bei Vögeln grassierenden H5N1-Entwicklungslinie 2.3.3.4b. nannte die WHO bislang sieben bei Menschen registrierte Fälle: zwei in China, zwei in Spanien und jeweils einer in Ecuador, Großbritannien und den USA. In China verlief ein Fall tödlich, eine zweite Person erkrankte schwer. Auch die Person in Ecuador erkrankte schwer. Die anderen Fälle verliefen ohne oder mit milden Symptomen. Bekannt ist, dass diese Linie auch Säugetiere wie Nerze, Robben, Füchse, Waschbären, Marder und Bären infiziert und tötet.
Da es sich aber um Influenza handle und es damit "gewisse Grunderfahrungen" gebe, so Drosten, könne es sein, dass eine Vogelgrippe-Pandemie viel glimpflicher abläuft als die Corona-Pandemie. "Bei der letzten Influenza-Pandemie wurde das zum Teil gar nicht als Pandemie wahrgenommen." In den Jahren 2009/2010 hatte sich ein als Schweinegrippe bezeichnetes Virus weltweit ausgebreitet. In Deutschland gab es geschätzt etwa 350 Tote, weltweit waren es wohl rund 200.000. An Covid-19 hingegen starben weltweit bisher fast 7 Millionen Menschen, davon rund 170.000 in Deutschland.
Nicht alles Doomsday-Szenarien
Eine neue Pandemie bedeute laut Drosten daher nicht, dass es erneut so laufen müsse wie bei Sars-CoV-2: mit strengen Kontaktmaßnahmen und hoher Sterblichkeit in bestimmten Altersgruppen. "Das war eine sehr schwere Pandemie", so Drosten über das Coronavirus. Vergleichbar sei sie lediglich mit der Spanischen Grippe 1918. "Und auch bei der weiß man nicht, wie die heute gelaufen wäre, mit vollem Antibiotika-Arsenal." Denn damals seien viele Menschen an der sekundären Lungenentzündung gestorben.
Dennoch sei die Spanische Grippe ein "böses Virus" gewesen, so Drosten. Doch ein derartiges Virus müsse nicht das nächste Pandemie-Virus sein. Es seien auch Pandemie-Szenarien denkbar, die nicht immer gleich "Doomsday" seien - also nicht gleich ein Weltuntergang.
Quelle: ntv.de