Riechen, während man schläft Düfte können laut Studie Gehirnleistung steigern


Düfte werden auch während des Schlafs wahrgenommen.
(Foto: imago images/Shotshop)
Rose, Orange oder Lavendel: Düfte sollen die Behaglichkeit in Räumen erhöhen oder in Läden zum Kauf animieren. Die sogenannten olfaktorischen Reize wirken direkt im Gehirn. Sie könnten sogar während des Schlafs das Gedächtnis von älteren Menschen verbessern, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Die Fähigkeit zum Riechen ist direkt mit Gedächtnisarealen im Gehirn verbunden. Dass der Verlust des Geruchsvermögens aber auch die Entwicklung von fast 70 neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Schizophrenie und Alkoholismus vorhersagen kann, ist bereits seit einiger Zeit bekannt.
Forschende haben zudem in einer vorherigen Untersuchung herausgefunden, dass sich bei Menschen mit mittelschwerer Demenz, die über einen längeren Zeitraum zweimal täglich bis zu 40 verschiedenen Gerüchen ausgesetzt waren, das Gedächtnis und die Sprachkenntnisse steigerte. Auch Depressionen wurden gelindert und sogar die Geruchskapazität verbessert.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse haben Forschende der University of California eine Versuchsanordnung kreiert, mit der sich überprüfen lässt, ob sich sieben verschiedene Düfte, die während des Schlafes verteilt werden, auf die kognitiven Fähigkeiten von älteren, gesunden Menschen auswirken. Das Ergebnis verblüfft: Die Gruppe der bedufteten Studienteilnehmer schnitt bei den Tests um ein Vielfaches besser ab als die Kontrollgruppe.
Gesund und ohne Gedächtniseinschränkungen
Die Neurobiologen des UCI Center for the Neurobiology of Learning & Memory rekrutierte für die Untersuchung insgesamt 43 freiwillige Männer und Frauen im Alter zwischen 60 und 85 Jahren. Alle hatten einen nahezu gleich guten gesundheitlichen Zustand und zeigten zum Zeitpunkt der Untersuchung keinerlei Gedächtniseinschränkungen, schreibt das Team um Michael Leon, Cynthia Woo und Michael Yassa in einer Mitteilung der Universität.
Die Studienteilnehmenden wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Alle erhielten zu Beginn der Untersuchung einen sogenannten Diffusor, der die Duftstoffe in der Luft verteilt, und sieben Kartuschen. In der Gruppe der Bedufteten enthielten diese natürliches Duftöl von Rose, Orange, Eukalyptus, Zitrone, Pfefferminze, Rosmarin und Lavendel. In den Kartuschen der Kontrollgruppe befand sich eine Scheinlösung, die nur eine Spur eines Geruchsstoffes enthielt.
Alle Probanden und Probandinnen bekamen die Aufgabe, über einen Zeitraum von sechs Monaten hinweg jeden Abend kurz vor dem Schlafengehen den Diffusor mit einem der Öle zu verwenden, um ihre Räume zu parfümieren. Dabei sollte an jedem Tag der Woche ein anderer Duft verwendet werden. Der Diffusor beduftete dann zwei Stunden lang die Umgebung, während die Studienteilnehmenden bereits schliefen.
Sichtbar besseres Gedächtnis
Zu Beginn der Studie und nach sechs Monaten absolvierten alle Probandinnen und Probanden verschiedene Tests. Zudem wurden Gehirn-Scans mit Magnetresonanztomografie gemacht. Bei der Auswertung der Daten ragt das Ergebnis eines Wortlisten-Tests besonders heraus: Die Bedufteten schnitten dabei 226 Prozent besser ab als die unbeduftete Kontrollgruppe. Auch in den Hirn-Scans der Duft-Gruppe sah das Forschungsteam Veränderungen. Diese lagen in Bereichen, die für das Gedächtnis und das Denken verantwortlich sind. Die Studienteilnehmenden berichteten auch, dass sie besser schlafen.
"Das Besondere am Geruchssinn ist, dass er direkt mit den Gedächtnisschaltkreisen des Gehirns verbunden ist", wird der Neurobiologe Yassa in der Mitteilung zitiert. "Jeder hat schon mal erlebt, wie Düfte Erinnerungen hervorrufen, auch wenn diese schon sehr lange zurückliegen." Und anders als bei Sehstörungen oder Hörbeeinträchtigungen, die mit Brillen und Hörgeräten korrigiert würden, gäbe es keine Hilfsmittel bei Geruchsverlust, bedauert Yassa. Durch die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung könnte sich das nun ändern.
Produkt für Hausgebrauch in Planung
Als Nächstes will das Team die Auswirkungen der untersuchten Anwendung auf Menschen mit bereits diagnostiziertem kognitiven Verlust untersuchen. Die Hoffnung ist, dass es in Zukunft weitere Untersuchungen zu Geruchstherapien bei Gedächtnisstörungen gibt. Ein Produkt, das auf den Ergebnissen der Studie basiert und für den Hausgebrauch konzipiert sei, soll noch im Herbst dieses Jahres in den USA auf den Markt kommen, schreiben die Forschenden.
Die Ergebnisse der Studie, die im Fachblatt "Frontiers Neuroscience" veröffentlicht wurden, bestätigen, was Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bereits über den Zusammenhang zwischen Geruch und Gedächtnis wissen. Die aktuelle Studie wurde von Procter & Gamble unterstützt.
Quelle: ntv.de