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Erreger springt auf Krebspatienten überErster Mensch in Deutschland mit Ratten-Hepatitis infiziert

18.11.2025, 11:59 Uhr
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Erst seit 2018 ist bekannt, dass sich Menschen auch mit einer Hepatitis-E-Virusvariante anstecken können, die üblicherweise nur in Ratten vorkommt. (Foto: imago stock&people)

Eigentlich kommt diese Hepatitis-E-Variante in Deutschland nur bei Ratten vor. Doch jetzt wird ein Mann in Berlin positiv auf das Virus getestet. Es ist hierzulande der erste Fall dieser Art. Forscherinnen und Forscher rätseln über den Übertragungsweg.

In Deutschland ist erstmals ein Mensch mit einer bislang nur aus Ratten bekannten Hepatitis-E-Variante infiziert worden. Betroffen ist ein Mann in den Fünfzigern mit einer Krebserkrankung, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mitteilt. Der Erreger zeigt demnach eine enge genetische Verwandtschaft zu Stämmen, die in Berliner Wanderratten vorkommen - wie das Virus auf den Patienten übergehen konnte, ist noch unklar.

Der ungewöhnliche Befund wurde im Zuge einer Untersuchung von mehr als 1000 immunsupprimierten Patientinnen und Patienten entdeckt. Internationale Einzelfälle hatten Forschende dazu veranlasst, auch in Deutschland gezielt nach dem seltenen Ratten-Virus zu suchen. Die Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im Fachmagazin "Journal of Hepatology".

Beim betroffenen Mann fielen erhöhte Leberwerte auf, wie sie für eine Hepatitis typisch sind. Sechs Wochen nach dem Nachweis hatten sich die Leberenzyme jedoch wieder normalisiert. Rund ein Jahr später war ein erneuter Test auf das Rattenvirus mit dem wissenschaftlichen Namen Rocahepevirus ratti negativ – die Infektion war also abgeklungen.

Dass sich auch Menschen mit Ratten-Hepatitis-E-Viren infizieren können, ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Einzelne Fälle wurden bislang vor allem aus Hongkong und Spanien gemeldet. In Deutschland wurde der Erreger bereits 2010 erstmals in Wanderratten nachgewiesen, eine nachgewiesene Infektion gab es bis zu dem aktuellen Fall aber keine.

Hepatitis E kommt über die Nahrung

Hepatitis E hingegen ist auch hierzulande keineswegs selten: Mehr als 4000 Fälle werden jährlich gemeldet. Schätzungen gehen vor mehr als 300.000 Neuinfektionen pro Jahr aus, wobei die meisten Fälle asymptomatisch verlaufen. Auslöser ist fast immer die Hepatitis-E-Spezies Paslahepevirus balayani, die typischerweise über unzureichend erhitzte Schweine- oder Wildtierprodukte übertragen wird, zum Beispiel Rohwürsten und Mett.

Ob das Rattenvirus einen ähnlichen Weg nehmen könnte – also über einen tierischen Zwischenwirt oder Lebensmittel – ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung. Genauso möglich ist eine direkte Übertragung durch Kontakt mit Ratten oder ihren Ausscheidungen.

Für die breite Bevölkerung besteht laut BfR kein Anlass zur Sorge. Der Fall zeigt jedoch, dass sich ein bislang unterschätzter Erreger auch in Mitteleuropa etablieren könnte - und dass Ratten-Hepatitis-E-Virus künftig stärker in den Blick von Medizin und Forschung rücken dürfte.

Quelle: ntv.de, hny

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