Zusammenhang mit Körpergröße Risiko für Vorhofflimmern bei Frauen größer
05.09.2022, 11:44 Uhr (aktualisiert)
Vorhofflimmern: Vergleich eines unauffälligen EKGs (oben) mit einem auffälligen.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Vorhofflimmern bringt den Herzschlag durcheinander und gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen. Sie trifft Frauen und Männer unterschiedlich oft - allerdings anders als bisher vermutet. Das Risiko für diese Erkrankung hängt offenbar mit der Körpergröße zusammen.
Frauen haben ein größeres Risiko als Männer, an Vorhofflimmern zu erkranken - wenn man den Unterschied in der Körpergröße berücksichtigt. Bisher hatten viele Studien ergeben, dass das Risiko einer solchen Herzrhythmusstörung bei Männern größer ist als bei Frauen. Der neuen Studie zufolge ist dieses Ergebnis allerdings darauf zurückzuführen, dass Männer im Schnitt größer sind als Frauen und mit der Körpergröße das Risiko für diese Erkrankung steigt. Bei anderen Risikofaktoren wie Alter, ethnischer Herkunft oder Bluthochdruck gab es in der aktuellen Untersuchung keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Studie der Gruppe um Christine Albert vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles (Kalifornien, USA) ist im Fachjournal "JAMA Cardiology" erschienen.
Es war Medizinern bisher ein Rätsel, weshalb Männer anscheinend ein größeres Risiko für ein Vorhofflimmern haben. "Unsere Studie deutet jedoch überraschenderweise darauf hin, dass bei gleicher Körpergröße eines Mannes und einer Frau die Frau ein höheres Risiko hat, Vorhofflimmern zu entwickeln", wird Albert in einer Mitteilung ihres Instituts zitiert.
Damit habe sich die Herangehensweise bei der Suche nach der Ursache für die Geschlechtsunterschiede grundlegend geändert: "Anstatt zu fragen, warum Frauen geschützt sind, müssen wir nun versuchen zu verstehen, warum Frauen einem höheren Risiko ausgesetzt sind." Die Analyse des Forscherteams ergab: Bei Männern und Frauen derselben Körpergröße haben Frauen ein bis zu 39 Prozent höheres Risiko, ein Vorhofflimmern zu entwickeln. Wenn man zusätzlich das Körpergewicht berücksichtigt, ist das Risiko sogar um 49 Prozent höher.
Daten von mehr als 25.000 Menschen
In die Untersuchung wurden mehr als 25.000 Frauen und Männer ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen November 2011 und März 2014 einbezogen. Die Männer waren 50 Jahre oder älter, die Frauen 55 Jahre oder älter. 51 Prozent der Studienteilnehmer waren Frauen, 20 Prozent dunkelhäutig. Sie wurden zwischen 5,1 und 5,7 Jahren nachverfolgt.
Bei den meisten körperlichen Merkmalen und Risikofaktoren zeigten sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wenn die Forscher allerdings in der Analyse das Körpergewicht oder die Körpergröße konstant hielten, ergab sich ein größeres Vorhofflimmern-Risiko für Frauen. "Vorhofflimmern ist eine Krankheit, die wir verhindern wollen, unabhängig vom Geschlecht", betont Albert. Die medizinische Fachwelt solle die Ergebnisse zum Anlass nehmen, um mit allen Patienten, ob männlich oder weiblich, über das Risiko von Vorhofflimmern zu sprechen.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 31. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa