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"Wirkt auf ungeborenes Kind ein" Fast Hälfte der Schwangeren in Deutschland übergewichtig

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Das Ungeborene isst mit. Kinder von übergewichtigen Schwangeren laufen große Gefahr, selbst dick zu werden und früh an Folgeerkrankungen zu leiden.

Das Ungeborene isst mit. Kinder von übergewichtigen Schwangeren laufen große Gefahr, selbst dick zu werden und früh an Folgeerkrankungen zu leiden.

(Foto: picture alliance / photothek)

Dass man während der Schwangerschaft zunimmt, ist ja klar - aber auch jenseits dieser normalen Gewichtszunahme haben weltweit immer mehr Schwangere Übergewicht. Mediziner beobachten das mit großer Sorge. In Deutschland sind es 44 Prozent der Frauen, in den USA noch mehr. Was bedeutet das für das Kind?

Ernährungsmediziner beobachten mit Sorge, dass die Zahl schwangerer Frauen mit Übergewicht weltweit zunimmt. Allein in den USA gehe man davon aus, dass rund zwei Drittel der Frauen zu Beginn der Schwangerschaft zu viel Gewicht auf die Waage bringen. "Wir bewegen uns in Deutschland immer weiter in diese Richtung", sagte Regina Ensenauer, die Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe.

Die Medizinprofessorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die über viele Jahre als Kinderärztin praktizierte, warnte in einem Gespräch vor den Folgen: "Die Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft wirkt auf das ungeborene Kind ein." Der Nachwuchs von beleibteren Schwangeren habe eine große Wahrscheinlichkeit, selbst dick zu werden und frühzeitig Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ-2 oder Herzprobleme zu bekommen.

Fast 44 Prozent der Schwangeren in Deutschland haben Übergewicht

In Deutschland gehen nach den Daten der Bundesauswertung "Perinatalmedizin: Geburtshilfe" fast 44 Prozent der Frauen mit Übergewicht oder Adipositas in die Schwangerschaft hinein. 2014 waren es noch 35 Prozent. Dadurch komme es zu einer Fehlprägung bei den Nachkommen, die sich während ihrer Entwicklung im Mutterleib an die Überernährung anpassen müssen, sagt die Wissenschaftlerin. Es bestehe dann ein erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf des Lebens frühere und schwerwiegendere Symptome einer Adipositas, eines Typ-2-Diabetes und von kardiovaskulären Erkrankungen zu entwickeln als unter gesunder Ernährung im Mutterleib.

"Die ersten 1000 Tage - von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende des zweiten Lebensjahres - sind entscheidend", betonte Ensenauer. "Auch dafür, was dem Kind später schmeckt. Schon früh in der Entwicklung sind die Geschmacksknospen voll funktionsfähig und über das Fruchtwasser nimmt der Fötus Stoffe aus der Ernährung der Mutter auf."

Ensenauer ist Leiterin der Studie PEACHES (Programming of Enhanced Adiposity Risk in CHildhood - Early Screening), die seit 2010 läuft und in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wird. Die Langzeitstudie untersucht über Jahre hinweg den Einfluss von Überernährung und hohem Body-Mass-Index (BMI) bei Schwangeren auf die Entstehung von Übergewicht und Folgeerkrankungen bei den Nachkommen. Mehr als 1700 Mutter-Kind-Paare nehmen an der Studie teil.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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