Gift-Insekt im heimischen Garten Wie gefährlich ist der Ölkäfer?


Eine angebliche Ausbreitung des Schwarzblauen Ölkäfers sorgt zuletzt für Schlagzeilen. Das heimische Insekt ist bekannt für sein auch für Menschen tödliches Gift. Doch wie groß ist die Gefahr durch die Krabbeltiere? Der Naturschutzbund Deutschland warnt nun vor Panik.
Er war Insekt des Jahres 2020, aber der Schwarzblaue Ölkäfer birgt auch eine Gefahr: Er enthält ein für Menschen tödliches Gift. Besonders in den Monaten April und Mai kann man die in Deutschland heimischen Käfer beim Spaziergang oder im Garten entdecken. Die ein bis drei Zentimeter langen, aber eher gedrungenen Insekten bewegen sich eher schwerfällig voran.
Zuletzt erhält der Käfer frische Aufmerksamkeit: Mehrere Medien hatten über eine angebliche Ausbreitung des Schwarzblauen Ölkäfers in Deutschland berichtet, ohne dafür in ihren Texten eine konkrete Quelle zu nennen. "Giftige Ölkäfer breiten sich aus", so in etwa lauteten die Schlagzeilen. Aber stimmt das? Und wie gefährlich ist das Insekt wirklich?
Gift bei Hinrichtungen eingesetzt
Tatsächlich verfügt der Käfer über ein hochgradig wirksames Gift namens Cantharidin. Dieses tritt als Abwehrreaktion vor Fressfeinden in öligen Tropfen aus den Poren und an den Kniegelenken des Insekts aus. Bereits ein einziger Käfer enthält laut Bundesamt für Naturschutz eine für einen Erwachsenen tödliche Dosis. Das Reizgift Cantharidin wurde seit der Antike auch als Heilmittel genutzt. Oder zur Steigerung der Potenz: Die Ölkäfer-Art Spanische Fliege wurde dafür zu Pulver zermahlen, mit oft fatalen Folgen. Im antiken Griechenland wurde das Gift auch für Hinrichtungen missbraucht.
Wenn das Gift des Käfers mit der Haut in Kontakt kommt, bilden sich Blasen. Gerät es ins Auge, kann es starke Schmerzen und Schwellungen verursachen. Wird ein Käfer verschluckt, kann es gefährlich werden, im schlimmsten Fall kommt es zu Herz-Kreislauf-Versagen. Der Giftnotruf Erfurt rät dazu, bei Kontakt mit dem Käfergift die betroffenen Stellen an Haut oder Auge sofort mit Wasser auszuspülen. Sollten Symptome wie Kreislauf- oder Bewusstseinsstörungen auftreten, am besten sofort einen Rettungswagen rufen.
Krabbelt in deutschen Gärten also eine tödliche Gefahr? Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mahnt in einer Reaktion auf die jüngsten Medienberichte zu mehr Gelassenheit im Umgang mit giftigen Insekten. Tödliche Vergiftungen von Menschen oder Haustieren seien bislang nicht bekannt. Aber wie soll man sich bei einer Begegnung mit dem Ölkäfer verhalten? "Nicht anfassen, schon gar nicht nach dem Tier schlagen, sondern nur beobachten", rät NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
"Keinesfalls angriffslustige Killer"
Giftige Tiere wie der Ölkäfer, die ebenfalls heimische Nosferatu-Spinne oder die Hornisse seien "keinesfalls angriffslustige Killer", die es auf den Menschen abgesehen hätten, so Miller. "Wenn man diese Tiere in Ruhe lässt, entstehen auch keine gefährlichen Situationen - weder für den Menschen noch für die Tiere selbst." Es bestehe demnach kein Grund zur Panik.
Auch ist der Käfer in Deutschland laut NABU weder neu noch breitet er sich stark aus, wie oft behauptet wird. Im Gegenteil - er ist in seinem Bestand gefährdet und steht auf der Roten Liste. Auch die Deutsche Wildtier-Stiftung teilte kürzlich mit, dass ihr keine Informationen über eine Ausbreitung des Ölkäfers vorlägen. In Mitteleuropa leben laut NABU 20 Arten aus der Familie des Ölkäfers. In Deutschland kommt vor allem der Schwarzblaue Ölkäfer vor.
Quelle: ntv.de, mit dpa