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Sterblichkeitsschock Pandemie Corona senkt die weltweite Lebenserwartung

In Peru sank die Lebenserwartung besonders dramatisch.

In Peru sank die Lebenserwartung besonders dramatisch.

(Foto: REUTERS)

Von 1950 bis 2019 steigt die Lebenserwartung von Menschen jedes Jahr kontinuierlich an. Doch die Corona-Pandemie macht dem ein Ende. Zwei Lebensjahre verliert die Menschheit im Durchschnitt durch das Coronavirus. In einigen Ländern ist die Zahl noch deutlich höher.

Die Corona-Pandemie hat erstmals seit 1950 für einen Rückgang der weltweiten Lebenserwartung der Menschheit gesorgt. Das geht aus Berechnungen von Patrick Heuveline vom California Center for Population Research in Los Angeles hervor, die im Magazin "Population and Development Review" veröffentlicht wurden.

Demnach sank die Lebenserwartung um 0,92 Jahre im Jahr 2020 und um 0,72 Jahre im Jahr 2021. Seit dem 4. Quartal 2021 stieg sie wieder leicht an. Die WHO nannte Ende 2021 die offizielle Zahl von 5,4 Millionen Todesfällen. Inzwischen liegt sie bei 6,13 Millionen. Allerdings sind sich die Experten weltweit einig, dass darin keineswegs alle Menschen erfasst sind, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus ums Leben gekommen sind.

Heuveline kommt in seinen Berechnungen auf mindestens 15 Millionen globale Todesfälle durch das Coronavirus. Die Zahl beruht auf von der "Human Mortality Database" regelmäßig veröffentlichten Zahlen zur Sterblichkeit in mehr als 100 Ländern. Vorhandene Schätzungen deuteten darauf hin, "dass die Zahl der übermäßigen Todesfälle zwei- bis viermal so hoch sein könnte wie die Zahl der Todesfälle, die offiziell Covid-19 zugeschrieben werden", schrieb Heuveline. "Der Großteil dieser übermäßigen Todesfälle ereignete sich wahrscheinlich außerhalb Europas und der anderen einkommensstarken Nationen, in denen die Auswirkungen der Pandemie auf die Sterblichkeit ausführlich dokumentiert wurden." Der Forscher versuchte bei seinen Berechnungen auch die Ungenauigkeiten aus einzelnen Ländern zu berücksichtigen.

Eindeutige Verlierer

Dabei waren die einzelnen Länder unterschiedlich stark betroffen. In acht Ländern ist die Lebenserwartung sogar um mehr als vier Jahre gefallen. Darunter waren fünf Länder auf dem amerikanischen Kontinent: Peru verlor 5,6 Jahre, Guatemala 4,8 Jahre, Paraguay 4,7 Jahre, Bolivien 4,1 Jahre und Mexiko 4,0 Jahre. In Europa verloren Russland 4,3 Jahre sowie Bulgarien und Nordmazedonien je 4,1 Jahre.

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Die geringsten Rückgänge von weniger als zwei Jahren verzeichneten Länder in Ostasien, Australien, Neuseeland und in Westeuropa, wobei die Trennlinie zwischen dem Baltikum und dem Balkan verläuft. In den USA lag der Verlust bei mehr als zwei Jahren.

Der Rückgang in den letzten beiden Jahren bedeutet, dass die Lebenserwartung der Weltbevölkerung unter den Wert von 2013 zurückgefallen ist. Von 1950 bis 2019 war die globale Lebenserwartung jedes Jahr um durchschnittlich 0,39 Jahre von 45,7 Jahren auf 72,6 Jahre gestiegen. Von 1950 bis 2019 waren Sterblichkeitsrückgänge selten und lokal begrenzt. Sie wurden durch Sterblichkeitssteigerungen an anderer Stelle mehr als kompensiert, zeigte die Studie. Die größte Zunahme bei der Lebenserwartung gab es mit 0,7 Jahren zwischen 1964 und 1968, was Heuveline auf weltweite Impfkampagnen bei Kindern zurückführt.

Quelle: ntv.de, sba

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